Ich wachte auf, als mich jemand sanft anstieß.
"Jinx. Wach auf."
Ramin.
Ich schluckte. Und überlegte einen Moment, ob ich so tun sollte, als würde ich noch schlafen.
Der Vorfall war jetzt zwei Wochen her. Und das war das erste Mal, dass Ramin sich blicken ließ.
Ich wollte ihn nicht sehen. Definitiv nicht. Ich wollte meine Ruhe.
"Komm schon. Ich weiß, du schläfst nicht."
Ich öffnete widerwillig die Augen und sah ihn an. Schweigend.
Er sah aus wie immer. Als wäre nichts gewesen.
"Ich habe nachgedacht."
Ich bekam eine Gänsehaut. Das klang nicht gut. Ganz und gar nicht.
"Ich habe dich falsch behandelt." Er setzte sich auf die Bettkante. "Und es war falsch von mir, dass ich so reagiert habe. Aber du musst verstehen, dass du Tristan umbringen wolltest und ich einfach Panik hatte, dass du es womöglich getan hättest."
Ich starrte ihn perplex an.
Woher wusste er das?
"Ich bin nicht doof, Jinx. Ich kenne dich. Warum hast du nicht vorher mit mir geredet?"
"Du hast mir nicht zugehört.", wisperte ich und sah auf meine Hände. Sie waren zum Teilen verheilt. Verkrustet. Narben würden bleiben
"Hätte ich, wenn du dich nicht so kindisch verhalten hättest." Er strich mir vorsichtig durchs Haar.
Ich erstarrte. Die Erinnerungen saßen tief. Zu tief. Er hatte mich nie persönlich so verprügelt. Nie so.
Er seufzte. "Okay. Da wäre noch etwas." Er betrachtete mein Gesicht einige Sekunden. "Irgendwas stimmt hier nicht. Deine Wunden sind nicht verheilt. Obwohl ich dich zwei Mal geküsst habe."
Hatte er?
Ich schluckte.
Was?
Warum?
Ramin nahm meine Hand in seiner und drückte sie vorsichtig. "Also, da es euch allen so geht. Kann es nur eins bedeuten." Er lächelte sanft.
Es beunruhigte mich. Aber ich hatte das Lächeln vermisst. Ihn vermisst.
"Ich muss euch noch einmal verwandeln."
"Nein!" Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Bitte. Es ... Das halte ich nicht aus."
Ich erinnerte mich an die Verwandlung. Sie war schmerzhaft gewesen. Schrecklich. Ich hatte überlebt. Aber ...
Aber ...
Nicht jeder tat das.
"Doch. Natürlich." Er strich über meine Wange. "Du schaffst das noch einmal." Er lächelte liebevolle. "Du hast es schon einmal geschafft. Außerdem ich liebe dich. Du bist mein. Du musst es schaffen." Seine Finger strichen sanft über meinen Kiefer. Meine Lippen. Dann küsste er mich sanft.
Scheiße.
Warum gefiel es mir?
Es sollte mir nicht gefallen!
Ich war doch sauer auf ihn gewesen!
Aber das warme Kribbeln war echt.
Und ich erwiderte vorsichtig.
Scheiße.
Ich konnte ihn nicht hassen. Und verdient hatte ich die Prügel schließlich auch.

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Master Ramin
Ficção AdolescenteMaster Ramin lebt mit seinen vier Jungs in Unsterblichkeit. Seit Jahrhunderten wohnen sie nun schon im Schloss in den Bergen. Bis eines Tages ein vierjähriger Junge vor der Tür sitzt. Einsam und verlassen. Sie nehmen ihn auf. Er wird größer und ä...