Am nächsten Morgen waren sie alle wieder da. Tristan auch. Sie saßen am Frühstückstisch. Alles war vorbereitet.
Ich hatte bei mir schlafen müssen. Ich hatte es versucht. Es hatte nicht funktioniert. Überhaupt nicht. Ich war vollkommen übermüdet und angepisst. Ich hasste mein Bett. Mein Bett. Das klang so falsch.
Master Ramin begrüßte jeden mit einem Kuss. Nur Tristan küsste er etwas länger als die anderen. Etwas intensiver.
Ich stand in der Tür. Und musste mir einen bissigen Kommentar verkneifen. Die Ereignisse der letzten Tage waren noch viel zu präsent.
Master Ramin schob Tristan von seinem Stuhl, setzte sich und zog Tristan auf seinen Schoß.
Wichser. Ich zog scharf die Luft ein.
Sie sahen zu mir.
"Jinx!"
Sie waren geschockt. Sehr.
Anscheinend waren meine blauen Flecken nicht verschwunden. Genauso wenig mein Arm. Er pochte und zog schon seit dem ich wach war. Und dass Master Ramin unbedingt noch meine Hand für sein Morgenproblem missbraucht hat, machte es nicht besser. Er war extra zu mir gekommen. Um sicher zu gehen, dass ich zum Frühstück auch wirklich kam. Um mich zu wecken.
"Was? Guckt mich nicht so an.", giftete ich und setzte mich mit an den Tisch.
Master Ramin sah mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte.
Und Tristan drückte sich an ihn. Tristan würde alles für Master Ramin tun. Alles.
Genau wie ich. Aber ...
Aber trotzdem.
"Was ist passiert?" Raphael zog die Augenbrauen zusammen. Er war zutiefst verwirrt.
Raphael war immer für mich da. Er kam als zweites her. Und wir waren so etwas wie beste Freunde. Ich mochte ihn wirklich sehr. Er war ehrlich.
Ich wollte ihm antworten. Aber Master Ramin hob die Hand und mir blieb das Wort im Hals stecken. Er packte mich, zog mich auf die Beine und entblößte meine Brust.
"Das passiert, wenn man mir nicht gehorcht." Er griff meinen Arm und drehte ihn so, dass ich vor Schmerz auf die Knie fiel. "Aber schlimmer als nicht gehorchen, ist wenn ihr mir nicht vertraut." Er bohrte seine Finger in meinen Arm. Sie drückten auf den gebrochenen Knochen.
Ich schrie auf.
"Ich hoffe, ihr lernt alle daraus. Und jetzt kein Wort mehr darüber. Verstanden?"
Sie nickten. Und ich durfte mich wieder setzen.
Ich aß Frühstück. Wir alle taten das. Es verlief schweigend. Anders als sonst. Sonst war es fröhlich und laut. Aber irgendwas war anders.

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Master Ramin
Teen FictionMaster Ramin lebt mit seinen vier Jungs in Unsterblichkeit. Seit Jahrhunderten wohnen sie nun schon im Schloss in den Bergen. Bis eines Tages ein vierjähriger Junge vor der Tür sitzt. Einsam und verlassen. Sie nehmen ihn auf. Er wird größer und ä...