Ich sah Tristan an. "Du erinnerst dich an sie?" Wow.
Er nickte. Ganz langsam. Seine Hand stützte sich an der Wand ab. "Ja. ... Ein bisschen." Er schluckte hörbar. "Manchmal träume ich von ihnen. Und von früher. Manchmal ... Manchmal möchte ich einfach zurück. Und sie fragen, warum sie das getan haben. Wer das getan hat. Ich ... Sie haben mich geliebt."
Eine Pause entstand. Es war seltsam.
Ich hätte nicht gedacht, dass er seine Eltern vermisste. Er sah so zufrieden aus hier. Immer. "Bist du hier nicht glücklich?"
Tristan zuckte die Schultern. "Ja. Das ist mein Zuhause. Hier bin ich doch aufgewachsen ... Du" Er seufzte. Jetzt machte er sich keine Mühe mehr die Tränen wegzuwischen. Sie liefen einfach über seine roten Wangen. "Du bist mein großer Bruder. Du warst immer mein Vorbild. Und jetzt hasst du mich und ich weiß nicht warum. Ich fühle mich nicht mehr willkommen. Ich verstehe das nicht."
Ich schluckte. Sollte ich die Wahrheit sagen? Ihm? Tristan? Den ich eigentlich hasste? Den ich letzte Nacht noch umbringen wollte?
"Warum?", wisperte Tristan plötzlich und kam auf mich zu. Langsam. Zögernd. Als hätte er Angst, ich würde ihn von mir stoßen oder schlagen. "Warum hasst du mich?"
"Tristan." Ich seufzte und sah ihn an. Einen Moment. Sammelte mich. Diese Situation war so seltsam. Aber er sah so unschuldig aus. So klein und zerbrechlich. So ... Er war immernoch der kleine Junge von damals. Der weinend und verängstigt an meinem Hosenbein gehangen hatte. Nicht losgelassen hatte. Sich an mich krallte und alles verweigerte. Mein kleiner Bruder. "Ich bin eifersüchtig auf dich.", flüsterte ich schließlich. So leise, dass ich befruchtete, er hatte mich nicht gehört. Aber das hatte er.
"Eifersüchtig?" Er sah mich mit großen Augen an. Unschuldige, unendlich traurige Augen.
"Ja. Eifersüchtig. Weil Master Ramin dich mehr liebt als mich. Weil du alles verändert hast. Weil du einfach ... Du hast ihn mir weggenommen. Du machst mich so wütend. Manchmal will ich dich einfach nur ..."
Tristan starrte mich an. Die Hände über seinen Mund. "Ich ... Ich ... Ich ..." Er schniefte einmal. Dann drehte er sich um und rannte davon.
Ich sah ihm nach. Es kam mir so surreal vor. War das wirklich passiert? Gerade? Das alles?
Was war gerade hier passiert?

DU LIEST GERADE
Master Ramin
Teen FictionMaster Ramin lebt mit seinen vier Jungs in Unsterblichkeit. Seit Jahrhunderten wohnen sie nun schon im Schloss in den Bergen. Bis eines Tages ein vierjähriger Junge vor der Tür sitzt. Einsam und verlassen. Sie nehmen ihn auf. Er wird größer und ä...