Kapitel 42.

1.3K 81 7
                                    

Tristan

Jinx? Jinx war wieder da?
Ich schüttelte den Kopf. Ungläubig. "Sicher?"
Angelo nickte. Dann verließ er sofort das Zimmer. Rannte weiter. Auf der Suche nach Master Ramin.
Ich stand auf, zog mir eine Hose über und rannte nach unten.
Ich konnte es nicht glauben.
Jinx war wieder da! Jetzt würde alles wieder gut werden!
Unten in der Eingangshalle stand er.
Vorne Übergebeugt. Halb nackt. Wunden an jeder freien Stelle. Offene. Verkrustete. Frische. Verheilte.
Ich blieb instinktiv stehen. Starrte ihn an.
Er war dünn. Unglaublich dünn.
"Jinx!" Meine Füße trugen mich automatisch zu ihm. So schnell wie sie nur konnten.
Langsam hob er den Kopf. Sah mich an.
Oh scheiße.
"Jinx.", hauchte ich fassungslos.
Er hatte ein blaues Auge. Und so tiefe Ränder, dass er mehr tot als lebendig aussah. Seine Lippen waren gerissen und blutig.
Er wirkte tot. Eine lebende Leiche.
"Scheiße, Jinx. Was ist passiert?" Ich streckte die Hand nach ihm aus. Wollte ihn an mich ziehen.
"Fass ihn nicht an."
Augenblicklich hielt ich inne.
Die Stimme war so kalt und schneidend. Ich musste gehorchen.
Verwirrt sah ich auf.
Hinter Jinx stand ein Mann. Mit langem Mantel und Hut. Einem Gehstock in der Hand. Seine Augen durchbohrten mich.
Eis legte sich um mein Herz. Ich machte einen Schritt zurück.
"Ramin, alter Freund!", tief der Mann plötzlich. Seine Stimme klang nicht weniger unfreundlich als noch vor wenigen Sekunden. Nur sein Mund lächelte. Ein seltsames entstelltes Lächeln.
Master Ramin kam die Treppe runter. Er schien Jinx überhaupt nicht zu beachten, der verzweifelt eine Hand nach ihm ausstreckte und irgendwas murmelte. Der Mann versetzte ihm mit dem Stock einen Stoß in den Rücken. Jinx taumelte. Und stürzte auf die Knie. Da blieb er sitzen. Rührte sich nicht mehr.
Ich war geschockt.
"Ich habe etwas gefunden, was dir gehört." Der Mann versetzte Jinx einen weiteren Stoß.
Jinx fiel nach vorne. Den Kopf auf den Armen. Als würde sich vor Master Ramin verbeugen.
Mein Herz zog sich zusammen. Ich musste ihm helfen!
"Jinx." Ich wollte zu ihm, aber Master Ramin hielt meinen Arm fest und drückte so fest zu, dass ich nach Luft schnappte.
"Es gehört mir nicht mehr."
Der Mann schien begeistert. "Dann kann ich es behalten?"
Master Ramin nickte.
Ich protestierte. "Master-"
Er hob die Hand. Schnitt mir das Wort ab. "Wo bleibt der Kaffee?"
"Master, das können Sie nicht tun!"
Er zuckte mit den Schultern. "Ich kann tun, was ich will. Du hingehen solltest jetzt sehr vorsichtig sein."
Der Mann lachte wieder. "Na, dann. Vielen Dank. Wir gehen." Seine Hand schnellte vor und packte Jinx an den Haaren. Er zerrte ihn hoch.
Jinx keuchte und streckte noch einmal die Hand nach Master Ramin aus. Murmelte erneut irgendwelche Worte.
Aber der Mann zog ihn weg. Nach draußen. Fort.

Master Ramin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt