Irgendwie schaffte ich es, alles aufzuessen. Master Ramin war immer ungeduldiger geworden. Mein Nacken brannte und war wahrscheinlich feuerrot. Und mir war unglaublich schlecht. Am liebsten hätte ich mich übergeben, aber diese Genugtuung gab ich den anderen nicht. Ich war kein Schwächling. Ich war wild und manchmal etwas zu viel, aber ich war kein Schwächling.
"Braver Junge." Master Ramin tätschelte meine Wange, als ich die Schüssel abstellte.
Ich verzog das Gesicht und hoffte, sie würden schnell gehen. Einfach weg.
Sie hatten mich alle nicht angesehen. Aber die Atmosphäre war seltsam und erdrückend. Sie redeten nicht und tauschten nur Blicke aus, die ich nicht deuten konnte.
Master Ramin klatschte in die Hände. "Na, dann. Ziehen wir uns um und gehen dann." Er sah mich an. Einen Moment schwieg er. Er schien nachdenklich. Aber dann schüttelte er kaum merklich den Kopf. "Du bleibst hier. Und wenn wir wiederkommen, schläfst du hoffentlich schon. Wir gehen noch irgendwo ein wenig tanzen."
Mein Magen zog sich zusammen. Noch mehr als sowieso schon.
Für eine Sekunde hasste ich sie. Sie alle. Und Master Ramin besonders. Aber ich senkte nur den Kopf. "Ja, Master."
Er griff mein Gesicht und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. "Sei zur Abwechslung einfach mal gehorsam."
Ich wollte etwas sagen, wusste aber nicht was.
Master Ramin küsste mich noch einmal. Dann stand er auf und ließ mich alleine.
Und ich blieb sitzen. Die ganzen nächsten zwanzig Minuten bis alle verschwunden waren.
Dann sprang ich auf. Meine Füße schlitterten beinahe über den Boden. Ich riss die Tür zum Badezimmer auf. Und übergab mich. In die Toilette. So lange bis alles raus war.
Auf meiner Stirn stand Schweiß. Ich keuchte und brach beinahe zusammen.
Nein. Nein, das durfte ich nicht.
Ich richtete mich vorsichtig auf. Ein stechender Schmerz schoß durch meinen Arm.
Ich biss die Zähne zusammen.
Warum? Warum hasste mich mein Leben wieder? Warum?
Ich holte tief Luft.
Alles wegen Tristan.
Alles.
Tristan musste verschwinden. Sofort. Heute Nacht. Wenn sie wiederkamen.
Sie waren wahrscheinlich betrunken. Niemand würde etwas merken.
Natürlich. Master Ramin würde ausrasten.
Er würde wissen, dass ich es war. Und er würde mich bis aufs Blut foltern und büßen lassen. Aber danach ...
Irgendwann würde er mir verzeihen. Irgendwann wäre alles wieder beim Alten.
Irgendwann.
Bei dem Gedanken wurde mir warm. Und ich schaffte es tatsächlich zurück auf die Beine und meinen Mund auszuwaschen.
Die Person im Spiegel sah grauenvoll aus. Und bald noch grauenvoller. Aber das wäre egal.
Irgendwann wäre alles wieder normal. Irgendwann.
Das gab mir tatsächlich etwas Hoffnung.
Ich schleppte mich zurück in mein Zimmer und ließ mich auf meine Matratze fallen.
Jetzt musste ich nur noch warten bis sie zurück kamen.
Und bis dahin hatte ich Zeit mir zu überlegen, wie ich Tristan loswerden sollte.

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Master Ramin
Teen FictionMaster Ramin lebt mit seinen vier Jungs in Unsterblichkeit. Seit Jahrhunderten wohnen sie nun schon im Schloss in den Bergen. Bis eines Tages ein vierjähriger Junge vor der Tür sitzt. Einsam und verlassen. Sie nehmen ihn auf. Er wird größer und ä...