Kapitel 10

190 9 0
                                    

Inzwischen waren einige Monate vergangen. Die Klausurphase war endlich rum, weshalb Kaito endlich wieder Zeit für mich hatte.

Und heute war mein erster „Arbeitstag" in der Akademie. Ich freute mich wie ein kleines Kind, wenn es Süßigkeiten bekam.

Kaito hatte angeboten mich zu fahren und deshalb wartete ich nach der Schule an seinem Motorrad.

Es hatte gerade geklingelt und alle strömten aus der Schule. Ich suchte die Menschenmassen nach ihm ab und als ich ihn erblickte begann ich zu strahlen. Als er bei mir ankam gab er mir einen Kuss und grinste mich an. „Na aufgeregt?", fragte er.

„Aufregung? Was ist das?", antwortete ich sarkastisch, weshalb er lachen musste.

„Na dann steig mal auf."

An der Akademie wurden wir bereits erwartet. Alle waren schon da um ihre erste Trainingsstunde nicht zu verpassen.

Ich begrüßte sie alle und gingen in einen Raum, den Slavio nach meinen Anweisungen vorbereiten ließ. Ich deutete „meinen Schülern" sich zu setzen. Sie sahen mich zwar mit verwirrten Blicken an, taten es aber.

„Hallo erstmal. Ich bin Liam, aber das wisst ihr bestimmt schon. Ich weiß das ihr euch nun wundert, weshalb wir in diesem Raum sind und nicht in der Halle. Ich werde es euch erklären." Alle Augen waren gespannt auf mich gerichtet.

„Ich habe euch die letzten Wochen intensiv beobachtet. Jeder von euch hat einen individuellen Kampfstil, aber was euch alle verbindet ist die Aggressivität mit der ihr die Schläge ausführt. Doch wie wollt ihr mit einem Aggressiven-Kampfstil gegen einen Defensiven-Kampfstil gewinnen? Das könnt ihr nicht. Genauso würde ein Kampf zwischen zwei Aggressiven-Kampfstilen keinen eindeutigen Sieger hervorbringen, da die Person gewinnt die mehr Ausdauer hat. Deshalb möchte ich euch zuerst einige Grundlagen beibringen die auf alle Kampfsportarten zutreffen, bevor ich euch genaue Schläge beibringe. Es wird also ganz simple nach dem Prinzip zuerst die Theorie, dann die Praxis laufen."

Ich sah gespannt in die Runde. Einige Leute nickten zustimmend, andere sahen verunsichert aus und einer sah mich grimmig an.

„An alle die sich unsicher sind, lasst euch für eine Woche mal darauf ein. Wenn es euch danach nicht zusagt, könnt ihr jederzeit gehen. Das gilt natürlich auch für die Personen, die überhaupt nichts von meiner Methode halten." Ich sah dem Mann direkt in die Augen und sein Gesicht wurde noch grimmiger. Er stand auf und begann zu schreien: „Theorie?! Theorie in der Kampfkunst?! Kleiner, willst du mich komplett verarschen?! Tauchst hier auf, legst einen beeindruckenden Kampf hin und denkst dann sofort, dass alle nach deiner Pfeife tanzen?! Das kannst du vergessen! Pah! Das ich nicht lache! Ich werde mich beim Chef über dich beschweren! Mal sehen wie lange du dann noch hier bleibst! Um kämpfen zu können brauchst du Kraft und kein Köpfchen!", während er das sagte kam er auf mich zu und baute sich vor mir auf. Kaito war aufgesprungen und wollte etwas unternehmen, doch ich deutete ihm mit einer Handbewegung an das ich alles im Griff hatte. Kaito blieb zwar stehen, unternahm aber nichts.

„Also gut. Wenn du meinst man würde nur reine Körperkraft benötigen machen wir jetzt folgendes. Wir beide gehen in die Halle und kämpfen. Wenn ich gewinne, entschuldigst du dich und denkst vielleicht nochmal darüber nach was ich gesagt habe. Wenn aber du gewinnst, dann entschuldige ich mich und werde nie wieder einen Fuß in diese Akademie setzten.", ich hielt ihm die Hand hin. Er musterte mich und schlug dann ein. „Wehe du hälst dich nicht dran Kleiner!", zischte er und verließ den Raum.

Ich drehte mich zu den anderen um die angefangen hatten zu tuscheln. „Ich lade euch herzlich dazu ein den Kampf zu beobachten. Vielleicht hilft das einigen von euch bei der Entscheidung."

Ich verließ ebenfalls den Raum um mich vorzubereiten. Kaito kam mit hinterher und hielt mich am Arm fest. „Bist du verrückt?! Jerome ist einer unserer stärksten Trainer und du forderst ihn zu einem solchen Kampf heraus?! Vor allem mit diesen Einsätzen?! Bist du verrückt?!", begann er zu reden und schüttelte mich leicht an der Schulter. Ich ergriff seine Hand und sah ihn eindringlich an: „Vertraust du mir?"

„Natürlich tu ich das! Was ist das für eine Frage?!"

„Na also.", somit drehte ich mich um und ging in die Halle, wo Jerome bereits wartete.

Ich grinste ihn an.

„Bereit?", mein Grinsen wurde immer breiter und provokanter. Dieser Idiot! Er denkt er könnte mich tatsächlich mit purer Muskelkraft besiegen! Bei dem Gedanken musste ich lachen, was Jerome offensichtlich gar nicht gefiel, denn er rannte auf mich zu und versuchte mir einen Schlag zu verpassen. Ich wich aus und rammte ihm meine Faust volle Kanne in den Magen.

Er stöhnte vor Schmerzen und hielt sich den Bauch.

Ich hatte mich inzwischen wieder etwas entfernt und lachte. „Ups, hab ich da etwa doch etwas härter zugeschlagen als ich wollte? Das tut mir aber leid.", säuselte ich. Ich sah die pure Wut in Jeromes Augen und er stürmte wieder auf mich zu. Seinen nächsten Schlag fing ich ab. Er wollte mit der Faust in mein Gesicht schlagen, aber anstatt auszuweichen, hielt ich seine Faust in meiner Hand und stoppte ihn abrupt in seiner Bewegung. Da er so erschrocken und verwirrt über meine Kraft war hatte ich kein Problem ihm den Arm zu verdrehen und ihn mit einem Tritt von mir weg zu schubsen. Sein Arm hatte einen lauten Knack von sich gegeben und hing nun einfach so neben Jeromes Körper. Verwirrt starrte er auf seinen Arm. Ich nutzte seine Verwirrung und sprintete auf ihn zu. Er machte sich bereit einen Schlag oder Tritt zu parieren, doch ich täuschte diesen nur an, um meinen Arm von hinten um seinen Hals zu legen. Ich drückte leicht zu, sodass er noch Luft bekam, sich aber nicht aus meinem Griff winden konnte.

„Na gibst du auf?", zischte ich in sein Ohr.

„Niemals!", rief Jerome.

„Wie du meinst." Ich ließ von ihm ab und Jerome viel wie ein nasser Waschlappen zu Boden.

„Dann greif mich doch weiter an, wenn du nicht aufgibst.", rief ich mit dem Rücken zu ihm.

Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Ich schloss die Augen. 3, 2, Jetzt! Zählte ich leise im Kopf. Mit Schwung trat ich mit meinem rechten Fuß nach hinten. Ich spürte wie ich erneut Jeromes Magen erwischte und er flog quer durch die Halle, wo er reglos liegen blieb.

Ich ging zu ihm rüber und fühlte seinen Puls. Er lebte noch, sollte aber schlimme innere Verletzungen erlitten haben. Mein Schlag am Anfang und jetzt auch noch mein Tritt, das konnte sein Magen nicht ohne Beschädigungen überstanden haben. Außerdem war sein Arm gebrochen. Mindestens dieser musste geflickt werden.

Ich sah zu den anderen. Alle standen mit offenem Mund da und rührten sich nicht.

Ich verdrehte die Augen und rief: „Jetzt steht nicht nur so dumm da. Entweder rennt jetzt einer von euch zu Slavio und sagt er soll einen Krankenwagen rufen, oder Jerome stirbt!"

Damit hatte ich alle aus ihrer Schockstarre gerissen und sie rannten wie wild durcheinander.

Kaito kam auf mich zu. „Ich wusste gar nicht, dass du so kalt sein kannst!", flüsterte er mir mit einer tiefen, rauen Stimme ins Ohr als er mich umarmte.

„Du weißt vieles von mir nicht.", raunte ich zurück und biss leicht in seinen Hals, was ihn leise stöhnen ließ.

„Was ist denn hier passiert?!", rief Slavio als er in die Halle kam und Jerome bewusstlos auf dem Boden liegen sah.

„Sorry Chef, aber er wollte meine Autorität in Frage stellen und hat mein Training nicht zu würdigen gewusst. Ich hatte ihm angeboten das Ganze in einem Kampf zu beweisen und joa. Das ist dabei herausgekommen.", ich kratzte mich verlegen am Kopf.

Slavio sah mich an und begann dann zu lachen. „Ich mag dich Junge."

Mit diesen Worten griff erzu seinem Handy und rief einen Notarzt für Jerome.

Dangerous Love | BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt