Kapitel 52

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Und schon war es soweit.
Ich lag im Bett und starrte die Decke an.
Weihnachten...
Das einzige Wort was mir die ganze Zeit durch den Kopf schwirrte.
Dieses eine Wort, was doch so viel Bedeutung und Emotion mit sich brachte.

„Liam! Liam! Aufwachen! Es ist endlich Weihnachten!", rief eine kindliche Stimme und rüttelte an mir.
Ich brummte genervt und versuchte die Person neben mir loszuwerden, doch sie ließ nicht locker. Also gab ich nach und drehte mich genervt zu der Person um, die nicht von mir ablassen wollte.
„Was willst du Sam?!", zischte ich den kleinen Jungen an, der vor meinem Bett stand und mich anstrahlte.
„Es ist endlich Weihnachten!", rief der Junge erneut.
„Ja und?"
„Es gibt leckeres Frühstück, Geschenke und wir dürfen heute endlich länger wach bleiben!", zählte der Junge begeistert auf.
Ich stöhnte und wollte mich wieder umdrehen. Ich hasste das alles! Weihnachten war noch nie schön gewesen! Und dieses „leckere Essen" von dem Sam sprach, bestand auf viel zu wabbligen Waffeln und Pfannkuchen, die man pur essen musste, wenn man eine warme Waffel wollte, denn die Beilagen waren viel zu lange unterwegs, bis man sie hatte. Jedes Kind freute sich, nur ich nicht.
„Jetzt komm endlich, sonst bekommst du gar nichts ab!", rief der Junge neben meinem Bett wieder und zog an meinem Arm.
„Jaja, ich komm ja schon!", gab ich auf und schwang die Beine aus dem Bett.
Der kleine Junge sprang begeistert durchs ganze Zimmer und sah mir aufgeregt dabei zu, wie ich mich umzog.
Nachdem ich fertig angezogen war, liefen wir ins Esszimmer.
—cut—
„So Kinder, Jetzt setzt euch alle brav hin und seid still.", rief eine junge Dame, die vor dem großen Tannenbaum stand. Sie wartete geduldig bis alle saßen und fuhr dann fort: „Also, ich werde Jetzt nach und nach Namen aufsagen. Die Person kommt dann nach vorn und holt sich sein Geschenk ab, dann setzt ihr euch wieder hin und könnt es auspacken. Verstanden?" Erwartungsvoll sah sie in die Runde und lächelte bei den ganzen nickenden Köpfen.
Ich stützte mich auf meine Arme und verdrehte die Augen. Wie nervig!
Ein Name nach dem anderen wurde aufgerufen und die, die ihr Geschenk bereits hatten, rissen freudig das Papier weg, um zu sehen was sich darunter verbarg.
„Liam und Sam", sagte die Frauenstimme nun.
Ich stöhnte, verdrehte wieder die Augen und lief dann nach vorn. Sam hatte sein Geschenk bereits. Seine Augen leuchteten und er sprang aufgeregt auf und ab.
„Bitteschön Liam", sagte die Frau und überreichte mir mein Geschenk.
Ich nickte ihr nur zu und ging zurück zu meinem Platz.
—cut—
Ich saß neben meinem Geschenk, welches aus einem neuen Sport T-Shirt bestand, und beobachtete Sam, welcher von Kindern umringt vor seinem Geschenk saß. Er hatte natürlich mal wieder ein mega teures Geschenk bekommen. Irgendeine Spielekonsole.
Ich verdrehte wieder genervt die Augen. Und ich spürte wie wütend ich war. Aber nicht auf Sam, sondern auf die Menschen die unsere Geschenke aussuchten. Warum bekam er immer so teure Sachen? Ich verstand es einfach nicht.
Eine Weile saß ich einfach nur da und beobachtete ihn, doch dann stand ich wortlos auf und verließ den Raum.
Das war der Tag, an dem ich beschloss Weihnachten auf ewig zu Hassen! Denn jedes Jahr wurde das Fest nur noch schlimmer und unerträglicher. Sam bekam immer teurere Geschenke und ich immer billigere. Wenn sie es sich nicht leisten konnten, konnten sie es auch gleich lassen.

Etwas neben mir bewegte sich und Kaito strich mir leicht über die Wange. Ich zuckte zusammen bei der Berührung, entspannte mich aber direkt wieder und legte meinen Kopf gegen seine Hand.
„Frohe Weihnachten Honey", flüsterte Kaito und küsste mich auf die Wange.
„Frohe Weihnachten", entgegnete ich. Kaito legte seinen Kopf auf meiner Brust ab und kuschelte sich an mich. Ich legte meine Hände, die bisher hinter meinem Kopf verschränkt waren, um ihn und genoss es.

Nach einer Weile schaute Kaito zu mir auf.
„Wollen wir frühstücken gehen?", fragte er und lächelte mich an.
Er wusste, dass ich dieses Fest hasste und überließ mir die Entscheidungen, aber genauso wusste ich, wie sehr er dieses Fest liebte.
Und auch wenn ich den ganzen Tag am liebsten so verbracht hätte, nickte ich und wir standen auf. Schließlich hatte ich ja etwas für Kaito und auf seine Reaktion freute ich mich!

Immer noch im Pyjama liefen wir ins Esszimmer und setzten uns zu Slavio. Dieser sah kurz von seiner Zeitung auf, nickte uns zu und widmete sich dann wieder der Zeitung.
Schweigend aßen wir auf.
Mir tat es sehr gut nichts zu sagen, aber Kaito viel es sehr schwer. Er strahlte und war der glücklichste Junge auf der ganzen Welt, so sah er zumindest aus.
Während er aß, summte er fröhlich eine Melodie vor sich hin und ich musste automatisch grinsen. Er war wie ein kleines Kind, wenn es um Feste ging.

Wieder in Kaitos Zimmer angekommen, stellte sich dieser direkt vor seinen Schrank.
Er riss ihn auf und starrte ratlos seine Klamotten an.
Eine Weile sah ich ihm amüsiert zu, wie er einen Pulli nach dem anderen herauszog, musterte und dann wieder zurücklegte. Dann lief ich zu ihm rüber, legte ihm meine Arme von hinten um die Taille. Meinen Kopf platzierte ich auf seiner Schulter und küsste seinen Hals.
„Wo ist denn das Problem?", fragte ich dann und versuchte einen ernsten Ton, doch ich konnte den amüsierten Unterton nicht vermeiden.
„Das ist echt nicht lustig Honey!", beschwerte sich Kaito und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.
„Sorry, aber du siehst in allem gut aus, also wo ist das Problem?"
„Danke für die Blumen, aber ich will halt besonders schön aussehen und nicht nur schön."
„Dann muss ich mir ja noch mehr Sorgen machen, dass dich mir jemand wegnimmt!"
Kaito begann zu lachen und schlug leicht auf meinen Arm. „Du bist doch echt doof. Anstatt dir über sowas Sorgen zu machen, könntest du mir lieber helfen was zum anziehen zu finden!", konterte Kaito.
„Nur wenn du danach mit mir duschen gehst", neckte ich ihn. Kaito musste noch mehr lachen, ging aber auf meinen Deal ein.
Ich zog daraufhin eins seiner schwarzen Hemden heraus, drückte es ihm in die Hand und schloss die eine Seite des Schranks. Ich ging zur anderen Seite, riss sie auf und zog eine schwarze Anzughose heraus, die ich ihm ebenfalls in die Hand drückte. Auch diese Seite wurde dann wieder geschlossen. Dann drehte ich mich zu Kaito um und sagte: „Über der Rest diskutieren wir nach dem duschen."

Kaito grinste und folgte mir wortlos ins Bad.

Dangerous Love | BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt