Kapitel 69 - Slavios Sicht

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Ich stand vor dem großen Gebäude und starrte auf den Eingang.
Sobald ich durch diese Tür gegangen war, gab es kein zurück mehr.
Aber woran dachte ich denn da? Ich tat das nicht für mich! Ich tat das für Roy!
Ich schloss die Augen, holte tief Luft und betrat das Gebäude.

Bei dem Gebäude handelte es sich um eins der teuersten Hotels in unserer Stadt. Es war eine bekannte Kette, gehörte aber der Rodriguez Familie. Heute diente es als neutraler Verhandlungsort.

Nun stand ich in der Eingangshalle und staunte nicht schlecht. Der Boden bestand aus weißem Marmor und war mit einem roten Teppich belegt, um den Weg zu kennzeichnen. Links vom Eingang war die Rezeption. Sie war aus einem hellen Holz und sah sehr edel aus. Rechts vom Eingang standen einige Sofas, die einen roten Samtüberzug hatten. Auch einige Ledersessel standen dort. Geradeaus war eine riesige Treppe, die ebenfalls mit rotem Teppich belegt war. Und in der Mitte des Raums hing ein riesiger Kronleuchter der alles in Schönes helles Licht tauchte.

Zielstrebig lief ich zur Rezeption.
„Garcia. Ich halte hier heute eine Versammlung ab", stellte ich mich der Dame hinter dem Tresen vor. Sie nickte und drückte auf einen Knopf neben ihrem Computer.
Aus einer Tür, neben dem Tresen, kam ein Mann, der mir nun die Hand entgegenstreckte.
„Sehr erfreut Herr Garcia. Ich zeige Ihnen den Weg und bin für Sie und ihre Gäste zuständig. Mein Name ist Charles.", stellte er sich vor und schüttelte dabei enthusiastisch meine Hand.
Ich nickte und er ließ los.
Der Typ nervte mich Jetzt schon...

Fröhlich plappernd lief er vor mir her und zeigte mir den Weg zum Versammlungsraum.
Nach einer Ewigkeit waren wir endlich angekommen. Der Raum war wie besprochen im letzten Eck des Hotels. Das Zimmer selbst war sehr schön. In der Mitte des Raums stand ein langer Tisch, mit etlichen Stühlen drumherum. Das Licht kam durch die Fensterfronten, die die Wand bildeten.

„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?", fragte Charles und sah mich freudig strahlend an.
„Nein danke. Sorgen Sie einfach dafür das mein Gast bald hier ist und gut ist.", antwortete ich forsch. Der Typ nervte einfach extrem!
„Aber natürlich Sir!", bestätigte er sofort und verschwand aus den Raum.

„Endlich!", seufzte ich und lief zur einen Seite des Tisches.
Dafür das wir nur zu zweit waren, war der Raum schon etwas übertrieben, aber besser so als gar nicht.

Ich setze mich und wartete.

Etwa eine halbe Stunde später traf dann auch mein Gast ein.
Charles verließ sofort das Zimmer, fügte aber noch hinzu, dass wir einfach auf einen Knopf drücken sollten, wenn wir etwas benötigten.
Mein Gast stand nun vor mir und musterte mich eindringlich.

„Slavio. Lange nicht gesehen.", sagte der Mann nach einer Weile. Was eine freundliche Geste hätte sein können, triefte bei ihm nur so vor Hass und Abneigung.
Ich stand ebenfalls auf sprach: „Die Freude ist ganz meinerseits Quan" auch meine Stimme triefte vor Abneigung und Hass gegenüber der Person vor mir.
Ich deutete auf einen Stuhl vor mir und Quan setzte sich.

„Ich habe gehört du und deine Frau habt einen Sohn adoptiert? Wie geht's ihm denn?", versuchte ich etwas Smalltalk zu führen und das Thema bereits in die richtige Richtung zu lenken.
„In der Tat, dass haben wir. Der Junge ist sehr intelligent. Wir sind sehr stolz auf ihn"
„Das freut mich für euch. Und wie geht es Mailin?"
„Ebenfalls gut. Aber Slavio lass doch das ganze sinnlose gequatschte sein und sag mir endlich weshalb wir hier sind!", forderte Quan.
„Richtig. Aber lass mich dir noch eine Frage stellen."
Quan verdrehte die Augen, nickte aber auffordernd.
„Warum habt ihr den Jungen adoptiert?", stellte ich meine Frage und musterte ihn genau. Keine seiner Bewegungen sollte mir entgehen.
Quan hob verwundert eine Augenbraue: „Weil wir ein Kind wollten?"
Jetzt war ich es der eine Augenbraue hob.
„Und dafür fahrt ihr in ein Waisenheim, welches etwa 2 Stunden entfernt liegt?", hackte ich nach.
„Was spricht dagegen?", konterte Quan.
„So ziemlich alles? Erstens warum adoptiert ihr einen 18 jährigen Jungen, der einen Zwilling hat, den ihr zufälligerweise nicht adoptiert. Zweitens, warum fahrt ihr zu einem Heim was so weit weg liegt, wenn es hier in der Umgebung mindestens 3 weitere Heime gibt? Und drittens, warum geht ihr nicht einmal selbst hin, sondern schickt jemand anders?"
Quan wirkte sichtlich überrascht. Er hatte wohl nicht mit so vielen Infos gerechnet die ich bereits besaß.

Als ich nach einer Weile immer noch keine Antwort bekam beschloss ich in die Offensive zu gehen.
„Ich sag dir warum ihr das gemacht habt. Du weißt ganz genau wer dieser Junge ist, vor allem wer seine Eltern waren. Du hast dich schlecht gefühlt, dass ihr damals seine Eltern getötet habt, deshalb hast du beschlossen ihn zu adoptieren um ihm wenigstens ein restliches schönes Leben zu bereiten. Aber eine Sache verstehe ich nicht. Warum nur einen Jungen? Warum nicht beide?"
„Ts!", stieß Quan aus und funkelte mich böse an. „Diese Unterstellungen! Du hast doch gar keine Beweise für eine Anschuldigungen! Wieso soll ich mir das länger anhören?", er stand auf und wandte sich zum gehen.

„Wie immer Quan. Wenn es etwas brenzlig wird, willst du dich der Situation entziehen. Genau deshalb läuft mein Geschäft auch besser als deins", provozierte ich.
„Was sagst du da?!", zischte er und drehte sich ruckartig wieder um.
„Du hast mich genau verstanden."
„Du willst also wissen warum wir den Jungen adoptiert haben? Und vor allem warum nicht beide?", wiederholte er meine Fragen.
Ich nickte.
„Ganz einfach, weil der andere zu rebellisch und klug für unsere Geschäfte ist. Sam ist folgsam und stellt keine unnötigen Fragen. Liam hingegen hätte alles hinterfragt und würde sich weigern. Ganz einfach", beantwortete er die Fragen.
Ich nickte wieder. Ich wusste das er recht hatte. Roy hatte wirklich einen echten Dickkopf. Aber er war loyal. Und das war Sam definitiv nicht.

„Und weiter?", hackte ich nach.
„Was und weiter?", fragte Quan genervt.
„Warum ausgerechnet dieser Junge? Und Jetzt tu nicht so als würdest du seine Vergangenheit nicht kennen.", forderte ich ihn auf.
Quan seufzte und setze sich wieder.
„Du kanntest ja meinen Vater.", begann er. Erst war ich etwas überrascht, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass er mir tatsächlich diese Geschichte erzählen würde. Aber ich fing mich sofort wieder und nickte.
„Du weißt auch wie er drauf war. Sobald ihn jemand verarschte, rastete er komplett aus und sorgte dafür das diese Person nicht mehr lebte, oder so ein unschönes Leben hatte, dass sie sich selbst umbrachten.", fuhr er fort.
Ich nickte und musste unwillkürlich schlucken. Quans Vater war tatsächlich ein sehr rachewütiger Mann gewesen. Niemand wollte es sich mit ihm verscherzen.
„Tja, aber die beiden Polizisten haben meinen Vater verarscht. Dafür mussten sie sterben. Ihr Kinder hatten nichts mit der Sache zu tun, sollten aber kein schönes Leben haben. Deshalb wurden sie am Leben gelassen. Und weil ich nicht der selben Meinung bin wie mein Vater, habe ich einen von ihnen adoptiert.", beendete Quan seinen Vortrag.
Ich nickte und stand auf.
„Danke für deine Offenheit Quan.", ich hielt ihm meine Hand entgegen.
„Du wusstest doch eh schon alles", erwiderte Quan und stand ebenfalls auf.
„Ich schon, sie aber nicht", mit diesen Worten nickte ich Richtung Tür.
Quan drehte sich um und riss geschockt die Augen auf.

Dangerous Love | BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt