Kapitel 46

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„Hey L, was machst du...", weiter kam ich in meiner Begrüßung nicht, denn L unterbrach mich.
„Lass den Scheiß. Welches Spiel spielst du eigentlich?!", sein Gesichtsausdruck hatte sich zu einem ziemlich wütenden verändert und er starrte mich, schon fast feindselig, an.
„Von was redest du?", fragte ich sichtlich verwirrt.
„Das weißt du ganz genau!", bekam ich nur eine barsche Antwort.
„Nein, um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung von was du redest.", versuchte ich erneut L davon zu überzeugen das ich wirklich keine Ahnung hatte.

„Was ist denn hier los?", kam nun eine mir ziemlich bekannte Stimme von hinten. Kaito stand hinter mir und sah fragend zwischen mir und L hin und her.
„Das würde ich gern erstmal mit Liam allein klären.", zischte L in Kaitos Richtung. Er schien seine Wut kaum unter Kontrolle zu haben.
„Nein bleib ruhig hier.", sagte ich zu Kaito und drehte mich dann wieder zu L, „Ich hab keine Geheimnisse von ihm, also was ist dein scheiß Problem?! Ich weiß nicht wovon du redest, also wie wäre es wenn du endlich mal so freundlich währst und uns beide aufklären würdest, weshalb du so ausrastest?!"
L's Gesichtsausdruck verfinsterte sich noch ein Stück mehr, aber er holte tatsächlich sein Handy heraus, kam zu uns rüber und zeigte uns ein Bild.

Das Anwesen auf dem Bild kannte ich nicht, aber da L Naji verfolgte und dieser bei der Watanabe Familie lebte, schlussfolgerte ich das es deren Anwesen war.
In einem Fenster, welches auf dem Bild zu sehen war, standen zwei Personen. Eine war offensichtlich als Naji zu identifizieren. Die zweite Person hingegen kam mir verdächtig bekannt vor...

„Hast du auch noch ein Bild auf dem man die zweite Person besser erkennen kann?", fragte ich schließlich, obwohl ich eine starke Vermutung hatte...
L schnaubte verächtlich, zeigte uns aber tatsächlich ein Bild auf dem man beide Personen besser erkennen konnte.

Mir stockte der Atem. Meine Vermutung war tatsächlich eingetreten...
Nein! Das kann nicht wahr sein! unbewusst nahm ich Kaito bei der Hand und drückte zu. Ich starrte einfach auf das Bild und sagte nichts.
„Liam das ist...", setzte Kaito an, doch ich unterbrach ihn durch ein nicken.
L war nun sichtlich verwirrt.
„Diese Person auf dem Bild ist offensichtlich Liam, also warum zur Hölle bist du nicht sauer oder geschockt oder sonst was?!", stieß L nach einer Weile aus und schaute Kaito verwirrt an.
„Die Person auf dem Bild ist nicht Liam. Was du aber wüsstest, wenn du deine Recherchen richtig gemacht hättest!", fuhr Kaito L an und verengte seine Augen zu Schlitzen.
L zuckte zusammen und starrte Kaito an.
„Ich hoffe für dich, dass du das Bild noch niemandem gezeigt hast, der falsche Schlüsse daraus ziehen könnte! Denn falls doch, bist du Tod!", zischte Kaito und machte einen Schritt auf L zu. Seine Augen funkelten vor Wut und fixierten L. Dieser wich immer weiter zurück und schien nach den richtigen Worten zu suchen, doch fand sie nicht.
„Also?", fragte Kaito, er wartete immer noch auf eine Antwort.
L schüttelte nur den Kopf und sah ängstlich zu Kaito.
„Gut für dich...", mit diesen Worten drehte sich Kaito zu mir um, nahm mir das Handy aus der Hand, auf welches ich immer noch starrte, und nahm mich einfach nur in den Arm.

Ich realisierte es immer noch nicht.
Er dürfte doch eigentlich gar nicht hier sein...
Mein Blick war immer noch starr und geschockt auf die Stelle gerichtet, an der das Handy gerade noch war.
Aber egal wie ich es drehte und wendete, die zweite Person auf dem Bild war eindeutig Sam... mein selbstsüchtiger Zwillingsbruder Sam, für den ich alles getan hatte, bis er mich verließ...
Ein Anflug von Trauer kam in mir auf, doch er wurde direkt von dem Hass unterdrückt, der kurz danach aufkam.
Ich drückte Kaito sachte weg, warf L meinen Eiskalten, Gefühllosen Blick zu und sagte: „Ich muss hier weg..." Daraufhin verließ ich das Zimmer und sprintete in Richtung Trainingsraum. Mal wieder.

„Kann mich mal bitte jemand aufklären?!", war das letzte was ich hörte, bevor ich im Flur verschwand und los sprintete.

Wie?! Wie zur Hölle kann das sein?! Die Frau die ihn adoptiert hat, hieß doch ganz anders! Oder hat sie uns angelogen? Wusste Sam davon und hat deshalb ja gesagt? Hat er etwas gemerkt als sie da war? Oder kannten sie sich schon vorher? Lag da nicht irgendwie etwas vertrautes in der Luft? Oder bilde ich mir das Jetzt nur ein? Und wusste Frau Wagner Bescheid? Hat sie vielleicht sogar mitgespielt? Und warum hat sie mich in die gleiche Stadt verlegen lassen?! Ich wollte doch weg von Sam und nicht noch näher zu ihm hin! Was soll der ganze Scheiß?! Kann mein Leben nicht einmal einfach sein?!

Mein Gehirn schien keine Pause machen zu wollen. Die Gedanken drehten sich wie ein Tornado in meinem Kopf umher und machten vor nichts halt. Jeder Positive Gedanke wurde von 10 negativen wettgemacht.
Ich weiß nicht wie lange ich auf den Boxsack einschlug, aber plötzlich stand Kaito hinter dem Boxsack und hielt ihn fest.
Zuerst war es mir egal, doch dann bemerkte ich wie müde und kraftlos ich inzwischen war und ließ von dem Boxsack ab. Der konnte ja eigentlich auch nichts für meine beschissene Situation.

Ich setzte mich auf eine Bank die an einer Wand stand und lehnte meinen Kopf gegen die Wand. Kaito reichte mir ein Handtuch und eine Wasserflasche. Beides nahm ich dankend an.
Jetzt bemerkte ich auch L, welcher ängstlich in einer Ecke stand. Als er bemerkte, dass ich ihn ansah, zuckte er zusammen und drückte sich noch ein bisschen mehr in die Ecke.
„Was will der hier?", fragte ich Kaito, ließ L aber keine Sekunde aus den Augen.
„Ich finde du solltest ihm selbst die Geschichte erzählen. Deshalb sind wir Jetzt auch hier. Aber bevor du ihn runter machst, das habe ich schon zur Genüge vorhin gemacht. Ich glaube er hat seinen Fehler verstanden.", antwortete Kaito ruhig und musterte mich. Ich nickte und nahm einen großen Schluck Wasser.
Dann rutschte ich ein Stück, sodass Kaito sich setzten konnte.
„Du kannst dich hier auf den Boden setzen", sagte ich dann zu L und zeigte vor uns auf den Boden. Meine Stimme war monoton und aus meinem Gesicht war ebenfalls jegliche Emotion gewichen.
Das war wohl eine Schutzreaktion meines Körpers auf das folgende.

Nachdem L sich gesetzt hatte begann ich mal wieder meine Gesichte zu erzählen.
„Die Person, die du also auf dem Bild fotografiert hast und für mich gehalten hast, ist mein Zwillingsbruder Sam, den ich so gut es geht aus meinem Leben löschen will.", schloss ich meinen Vortrag und starrte einfach nur an die gegenüberliegende Wand.
L nickte und sah betreten zu Boden. Er hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört.
„Aber warum konnte ich dann keine Daten zu ihm finden?", fragte L plötzlich.
„Das ist eine gute Frage.", stellte Kaito fest.
„Ich mein, ich hab ja auch das mit deinen Eltern herausgefunden, aber nirgends wurde dein Bruder erwähnt. Deshalb war ich ja so geschockt und bin auf dem Gedanken gekommen das du ein falsches Spiel spielst...", erklärte L.
Klingt plausibel, kommentierte ich in Gedanken, sagte aber nichts. Mir war es total egal. Ich wollte nichts mehr mit dieser Personen, die leider mein Bruder war, zu tun haben! Und da war es mir gerade recht, dass man ihn nicht als meinen Bruder finden konnte!

Plötzlich klingelte Kaitos Handy.
„Ja?", meldete er sich.
„Ja der ist hier...", meinte er dann und sah mich verwirrt an.
Plötzlich wich jegliche Farbe aus seinem Gesicht.
Er machte noch einige bestätigende laute und legte dann auf.

„Was ist los?", fragte ich nervös und sah Kaito erwartungsvoll an.
Mein ungutes Bauchgefühl machte sich wieder breit und dieses hatte sich ja bisher noch nie geirrt...
Kaito starrte mich einfach nur an.
„Kaito?", fragte ich und erst Jetzt bemerkte ich, wie viel Angst und Unruhe in meiner Stimme lag.

Dangerous Love | BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt