Kapitel 34

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„Liam? Ist alles gut?", fragte Kaito geschockt und klopfte mir leicht auf den Rücken.
Ich nickte leicht unter schwerem Husten.
Als ich mich beruhigt hatte sah ich in die Runde. Alle sahen mich besorgt an. Außer Naji. Ich hatte das Gefühl so etwas wie Genugtuung in seinen Augen zu sehen, aber es verschwand sofort als er merkte das ich ihn ansah.
„Sicher das es dir gut geht?", fragte er stattdessen und hatte plötzlich einen überfürsorglichen Blick.
Ich schüttelte stumm den Kopf.

Von dir brauch ich sicher keine Hilfe! Schrie ich ihn in meinem Kopf an.

Als sich alle versichert hatten, dass es mir auch wirklich gut ging, kam endlich wieder ein normales Gespräch in Gang und ich war nicht mehr der Mittelpunkt.

Ich blickte sofort wieder nach draußen und an die Stelle an der zuvor der Junge stand.
Sie war immer noch leer.

Das kann nicht sein! Mein Gehirn hat mir bestimmt einen Streich gespielt!
Aber warum plötzlich jetzt? Ich mein es würde mit den Albträumen zusammenpassen, aber das ich jetzt auch noch halluziniere? Nein das glaub ich nicht.
Und wenn er es doch war?
Aber wie hat er mich gefunden?
Hat die Alte ihm was gesagt?
Aber ich hatte ihr doch gesagt sie soll es ihm nicht sagen. Und ich glaube ich habe es deutlich genug gemacht!
Sollte ich sie fragen?
Nein! Das käme auffällig und könnte unnötige Fragen aufwerfen!
Aber was mach ich dann?
Eigentlich ist abwarten doch die beste Möglichkeit oder? Wenn ich ihn Jetzt öfter sehe habe ich Gewissheit das er es tatsächlich ist.
Ich glaube das mache ich!

„Liam? Hörst du uns überhaupt zu?", riss Jenny mich aus meinen Gedanken.
„Was?", fragte ich perplex und sah verwirrt in die Runde.
„Ach nichts! Du bist heute echt nicht bei der Sache.", entgegnete Jenny und grinste breit.
Ich zuckte mit den Schultern. Ich war noch nie der Typ für Smalltalk und so ein Quatsch. Wenn ich mit den drei allein war, hatten wir wenigstens gute Themen, aber im Moment war es nur ein gegenseitiges ausfragen um die Beteiligten besser kennenzulernen und sowas hasste ich!

So gegen 12 Uhr nachts wurde ich dann auch endlich erlöst!
Wir liefen zu mir und Jenny, Olivia und Naji verabschiedeten sich.
Kaito blieb noch etwas.

In meiner Wohnung angekommen ließ ich mich erledigt aufs Sofa fallen.
Kaito setzte sich neben mich und musterte mich.

„Was?", fragte ich und sah ihn an.
„Was is los?", stellte er die Gegenfrage.
„Nichts. Alles gut."
„Lüg mich bitte nicht an!"

Soll ich es ihm erzählen? Früher oder später muss ich es... bin ich bereit dazu? Ich weiß es nicht...

Ich seufzte und sah ihn genau an. Ich vertraute ihm und ich wusste das ich ihm die Geschichte erzählen konnte, aber war ich bereit darüber offen zu reden?

„Lässt du es durchgehen, wenn ich sage, ich bin noch nicht bereit darüber zu reden?", fragte ich also hoffnungsvoll.
Er musterte mich erneut genau, um herauszufinden ob es eine erneute Lüge war.
„Okay, aber nur wenn du mir versprichst, es mir irgendwann zu sagen. Ich mach mir sorgen um dich!", sagte er Schlussendlich und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab.
„Ich weiß. Aber musst du nicht. Zumindest im Moment nicht...", sagte ich leise und strich ihm zaghaft über die Wange.

„Schläfst du eigentlich hier?", versuchte ich das Thema zu wechseln.
„Darf ich?"
„Würde ich sonst fragen?"
„Auch wieder recht. Ich sag nur schnell meinem Dad Bescheid.", somit stand Kaito auf und ging in den Flur zum telefonieren.
Seit seiner Entführung tat er das immer um sich abzumelden. Das gab uns allen die Gewissheit das er sich wirklich abmeldete und nicht wieder entführt oder sonst was passiert war.

Ich gähnte, legte meinen Kopf in den Nacken und starrte die Wand an.

Wieso kann ich eigentlich nicht darüber reden? Ist es so schlimm für mich? Oder hatte ich Angst vor seiner Reaktion?
Verdammt nochmal! Was ist eigentlich mein Problem?!

Ich ballte meine Hände zu Fäusten.
Plötzlich legte sich ein Kopf auf meinen Schoß.
„Was ist denn so interessant dort oben?", fragte Kaito und sah nun ebenfalls die Decke an.
„Eigentlich nichts.", gab ich zu und strich ihm einige Haarsträhnen aus dem Gesicht.
„Wollen wir schlafen gehen?", fragte ich nach einer Weile.
Kaito nickte als Antwort und wollte aufstehen, aber nicht ohne mir vorher einen Kuss zu geben.
Keine 10 Minuten später lagen wir im Bett und schliefen.

Als ich die Augen aufschlug war es hell im Zimmer.
Muss wohl der nächste morgen sein, erklärte ich mir selbst in Gedanken. Ich drehte mich um und sah Kaito, welcher immer noch schlief.
„Schlaf gut", flüsterte ich und stand auf.
Ich ging in die Küche um das Frühstück vorzubereiten. Einmal was gutes für ihn tun.

Ich war mitten in der Arbeit, als es plötzlich klingelte.
Wer das wohl ist.
Ich ging zur Tür und öffnete. Als ich sah, wer dort stand, erstarrte ich.
„Du...", war das einzige was ich heraus brachte.
Vor mir stand ein Junge der mir beinahe wie aus dem Gesicht geschnitten war. Nur das er etwas dunklere Haare hatte und seine Augenfarbe mehr ins grüne ging als ins Blaue, wie meine.
„Begrüßt man so seinen Bruder, den man fast ein Jahr nicht gesehen hat?", fragte der Junge und grinste frech.
„Wenn man ihn nicht sehen will, tut man das so, ja.", entgegnete ich und mein Tonfall hatte jegliche Emotionen verloren.
„Ach komm schon. Bist du immer noch sauer auf mich?", seine Lippen verzogen sich zu einem gekünstelten Schmollen.
„Sauer? War ich jemals sauer?", ich hob eine Augenbraue und sah ihn fragend an.
„Na was denn sonst?"
„Wie wäre es mit enttäuscht, verletzt?"
„Honey wer ist denn das?", kam plötzlich eine verschlafene Stimme aus dem Schlafzimmer.
„Niemand wichtiges. Und er wird auch gleich wieder gehen. Schlaf ruhig weiter", rief ich ins Haus und sah Sam eindringlich an.
„Achso ich bleibe nicht lange?", fragte er verwirrt.
„Ich habe dich nicht eingeladen, also nein.", sagte ich kalt.
„Tja, schade das ich das anders geplant hatte.", mit diesen Worten stieß er mich beiseite und trat in die Wohnung.
Plötzlich stand auch Kaito im Gang. Er lief auf Sam zu und gab ihm einen Kuss. Dann sah er mich verwirrt an und fragte Sam: „Honey wer ist das? Und warum sieht er Dir so ähnlich?"
„Kaito? Du hast mich grade verwechselt.", sagte ich zu ihm und wollte ihn an seinem Arm zu mir ziehen, doch er riss sich los.
„Ich kenne dich nicht! Fass mich nicht an!", rief er stattdessen und ging einen Schritt weiter hinter Sam.
Dieser grinste nur böse. „Tja kleiner Bruder. So schnell wendet sich das Blatt..."

Ein Zucken durchfuhr mich und ich schnellte nach oben. Schweißgebadet und hektisch atmend saß ich im Bett. Es war dunkel und Kaito saß besorgt neben mir.
Ich fühlte mich als wäre ich grade 25km gelaufen.

„Du bist da!", rief ich, Schlag meine Arme um Kaito und drückte ihn an mich.
„Natürlich bin ich das! Wo sollte ich denn sonst sein?", fragte er besorgt.
Ich vergrub meinen Kopf an seinem Nacken und atmete seinen Geruch ein. Ich spürte wie ich mich langsam entspannte.
„Albtraum?", fragte Kaito vorsichtig.
Ich nickte.
„Möchtest du drüber reden?", setzte er seine Fragen fort.
Ich schüttelte den Kopf und diesmal nickte er.
„Vielleicht morgen.", fügte ich kraftlos hinzu. Und er nickte erneut.
Ich kuschelte mich in seinen Arm und schloss die Augen. Ich wollte einfach nur einen ruhigen Schlaf haben. Keinen Traum von Sam der mit meinem Freund vögelt oder sonstiges! Einfach einen schönen Traum! Oder gar keinen!

Meine Augen fielen langsam zu und ich fiel tatsächlich in einen Traumlosen Schlaf.
Morgen werde ich ihm alles sagen! War mein letzter Gedanke und diesen wollte ich definitiv umsetzten!

Dangerous Love | BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt