Kapitel 14

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Zuhause angekommen hatte ich mich immer noch nicht beruhigt. Wie konnte Slavio nur?! Ich machte mir mindestens genauso große Sorgen um Kaito wie er, und er schickte mich einfach weg?! Außerdem was hatte er überhaupt mit seinem Gelaber von wegen ich soll nicht unnötig in irgendwas reingezogen werden?! Für Kaito würde ich alles tun... Ich würde sogar für ihn sterben...

Ich ließ mich aufs Sofa fallen. Dann fielen mir Kaitos Andeutungen wieder ein.

„Ich brauch einen Stadtplan!", rief ich und sprang auf. Ich rannte in mein Schlafzimmer. Herr Bräuer hatte mir doch einen gegeben! Wo war der bloß?

Als ich ihn gefunden hatte, rannte ich in die Küche und breitete ihn auf dem Esstisch aus. Ich suchte einige Eddings und begann verschiedene Punkte zu markieren.

Zuerst meine Wohnung, dann die Akademie und die Schule und dann Kaitos Zuhause. Stopp! Wo wohnte Kaito überhaupt? Er hatte es mir nie verraten und ich war auch noch nie bei ihm. „Fuck!", schrie ich und warf den Stift mit aller Kraft gegen die Wand. Hilflosigkeit machte sich in mir breit. Ich starrte auf den Stadtplan. Plötzlich fiel mir etwas auf. „Gelb schwarz", murmelte ich vor mich hin und starrte auf den Stadtplan. Der Übersichtlichkeit wegen war der Stadtplan in unterschiedlichen Farben markiert. Grün war die Innenstadt, Rot der Östliche Stadtrand, Blau der Nördliche, Gelb der Westliche und Grau/Schwarz war der Südliche Stadtrand markiert.

Ich nahm wieder einen Edding in die Hand und kreiste den Schmalen Grad ein, in dem sich Gelb und Schwarz überschnitten. „Da liegt unsere Schule..."

Und was hatte nun der Quatsch mit den Fischen zu bedeuten? Es könnte tauschende Bedeutungen haben! Ein Restaurant, ein Aquarium, ein Synonym für die Kanalisation, es könnte einfach alles sein! Ich fuhr mir gestresst mit den Händen durch die Haare. Doch egal wie lange ich die Karte anstarrte und egal wie lange ich meinen Blickwinkel änderte, ich kam nicht drauf.

„Ich sollte schlafen und es morgen nochmal probieren", sagte ich zu mir selbst. Also bewegte ich mich Richtung Bad und dann ins Bett. Aber wie ich es bereits vermutet hatte, ich konnte nicht schlafen. Ich lag grübelnd im Bett. Dieser Fisch brachte alles durcheinander. Und vor allem, sollte ich meine Erkenntnisse Slavio mitteilen? Er hatte ein Recht darauf, aber dann kann ich die Suche vergessen. Außer ich kann ihn überzeugen? Ich muss es einfach versuchen! Vielleicht weiß auch Slavio was mit diesem Fisch gemeint ist! Also beschloss ich am nächsten Tag Slavio zu kontaktieren. Mit diesem Gedanken konnte ich dann doch einschlafen.

Ich schreckte hoch als plötzlich meine Tür klingelte. Ich rieb mir die Augen und sah auf die Uhr. 7:30 Uhr. Ich seufzte und ging zur Tür. Vor ihr stand James, der Fahrer von Kaitos Familie. „Mr. Garcia möchte Sie gern sehen.", sagte er.

Kann der gedankenlesen?! Ich wollte heute eh mit ihm sprechen und jetzt möchte er mich plötzlich auch sehen?! Soll mir Recht sein.

„Darf ich mich noch umziehen und kurz etwas essen?", fragte ich.

„Umziehen ja, Essen gibt es am Garcia Anwesen.", mit diesen Worten drehte sich James um und ging zurück in sein Auto.

Ich zog mich Blitzschnell an und packte alle wichtigen Sachen zusammen.

Die Fahrt zum Anwesen kam mir wie eine Ewigkeit vor. Wir bogen aus meinem Viertel ab und fuhren Richtung Innenstadt. Doch anstatt zur Akademie zur fahren, fuhren wir aus der Stadt raus. Weite Felder und vereinzelte große Häuser prägten nun die Landschaft. Ich staunte nicht schlecht. Ein Haus war größer als das letzte und auch die Gärten um die Häuser herum wurden immer größer und prunkvoller. Der Wagen wurde langsamer und James hielt vor einem Tor.

Das Garcia Anwesen war von einer großen Mauer umgeben, welche mit Pflanzen überwuchert war. Das Tor war der einzige Hinweis auf das Anwesen. Ich war so mit staunen beschäftigt, dass ich gar nicht merkte das James schon weitergefahren war. Ich blickte nun vorne durch die Windschutzscheibe. Der Weg führte direkt auf einen großen Springbrunnen zu und dahinter erstreckte sich das riesige Haus der Familie Garcia.

„Wow", hauchte ich und starrte das riesige Haus an.

James führte mich in das Haus und direkt in ein Büro, wo Slavio bereits auf mich wartete.

„Hallo Liam.", die Begrüßung war heute nicht so herzlich wie normal. Aber aufgrund der Situation verstand ich es. Ich nickte ihm nur zu, mich interessierte eher warum er mich herbestellt hatte.

Slavio deutete mir an mich zu setzten, was ich auch sofort tat. Er setzte sich mir gegenüber und sah mich eine Weile einfach nur an. Und ich, ich starrte zurück. Genau in seine Augen und ich verzog keine Miene.

„Was hat Kaito dir am Telefon erzählt?", fragte Slavio dann.

„Er hat wirres Zeug geredet, was gar keinen Sinn ergab.", gab ich knapp zurück. So leicht ließ ich mir meine Informationen nicht entlocken!

Slavio seufzte: „Liam es tut mir leid was ich gestern gesagt habe, aber hier geht es nicht nur um eine „normale" Entführung."

Was zur Hölle war bitte eine „normale" bzw. eine „unnormale" Entführung?! Entführung ist Entführung!

„Wie du sicher sehen kannst ist unsere Familie nicht gerade Arm. Eher das Gegenteil ist der Fall. Aber das Geld kommt nicht nur durch die Akademie, nein wir beziehen unser Geld woanders her. Ich sage mal so, unsere Geschäfte sind nicht ganz legal. Und hier in der Stadt gibt es einige solcher Familien wie meine es ist. Es ist ein immer herrschender Krieg über die Mächteverteilung. Aber bevor ich dir mehr und genaueres erzähle möchte ich eines von dir Wissen. Bist du bereit ein Leben in Gefahr und Unsicherheit zu leben und für Kaito bzw. die Familie zu sterben?", begann Slavio zu erklären.

Mein Mund klappte auf. Was zur Hölle war das bitte für eine Wendung?!

„Ich bitte dich genau darüber nachzudenken! Es ist wichtig das du hinter deiner Meinung stehst. Ich lasse dich jetzt für etwa eine Stunde alleine. Dann hast du Zeit abzuwägen und zu meditieren falls du es musst. Falls du dich früher entschieden hast, James wird vor der Tür stehen und mich holen.", dann stand er auf und ging.

Ein Leben in Gefahr? Ich mein, mein Leben war noch nie sonderlich normal gewesen, aber ich musste mir nie Sorgen machen das mich jemand töten würde. Aber müsste ich das jetzt etwa, wenn ich einwilligte? Ich meine wenn ich immer im Hintergrund blieb würde ja niemand erfahren das ich dazu gehörte. Aber wollte ich im Hintergrund bleiben? Und was würde Kaito davon halten? Hat er darüber immer mit seinem Vater gestritten? Wollte dieser mich schon früher dabeihaben, Kaito aber nicht? Oder wollte Kaito mich einfach nur schützen? Hatte er Angst das ich nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, wenn ich von dieser Sache wüsste?

Das waren definitiv zu viele Fragen und zu wenige Antworten!

Aber was wollte eigentlich ich? Ich wollte Kaito retten! Ich wollte für immer mit ihm zusammenbleiben und dafür musste ich früher oder später eh miteinsteigen, oder etwa nicht? Und schon wieder eine neue Frage ohne Antwort. Aber was hielt mich denn zurück? Ich wusste doch das ich Kaito liebte und ihn niemals verlassen würde, egal was passierte. Und ja, ich würde sogar für ihn sterben. Aber würde er das wollen? Das war die einzige Frage die mich zurück hielt. Was würde Kaito tun, bzw. wie würde er reagieren. „Fuck!", rief ich mal wieder und schlug mit der Hand auf die Lehne des Sessels auf dem ich saß.

Ich glaube ich sollte wirklich meditieren! Das sind zu viele Fragen und Emotionen die mich beeinflussen. Ich muss diese Entscheidung für mich Treffen! Nicht für andere!

Gesagt getan. Nach meinerüblichen halben Stunde machte ich die Augen auf und mein Entschluss stand fest!Ich war zu allem bereit! Und das würde ich nun auch Slavio berichten!

Dangerous Love | BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt