Inzwischen waren einige Wochen vergangen. Und Weihnachten rückte immer näher.
Wie ich dieses Fest hasste! Genauso wie Geburtstage oder andere Feste die eigentlich schön sein sollten. Doch sie waren nie schön gewesen..Ich saß mit einer Tasse Tee am Fenster und starrte in den Garten. Es regnete und ich merkte wie das Wetter meine Stimmung beeinflusste.
In letzter Zeit dachte ich viel nach, wurde stiller und zog mich mehr und mehr zurück. Doch ich ging nicht in meine eigene Wohnung zurück, sondern blieb weiterhin bei Kaito. Auch wenn wir nicht viel sprachen, spürte ich wie mir seine Nähe einfach gut tat.
Ab und zu ging ich zwar trotzdem zu meiner Wohnung, einfach nur um nach dem Rechten zu sehen.Auch was die Sache mit meinen Eltern betraf, war ich kein Stück weiter. Ich war einige Male kurz davor Slavio zu fragen, doch brachte den Mut nicht auf. Auch mit Kaito hatte ich das Thema nicht mehr angefangen. Ich musste das für mich allein entscheiden.
Aber da war ich wieder bei den alten Fragen. Wollte ich es überhaupt wissen? Wollte ich, das diese Wahrheit mein gesamtes weiteres Leben beeinflusst? Oder konnte ich damit leben, wenn Sam wirklich recht hatte? Die Jahre im Heim waren die schlimmsten Jahre meines Lebens... könnte ich einfach so darüber hinwegsehen?
Ich hatte Angst.
Ich hatte eine riesen Angst vor der Wahrheit, weshalb ich es so lang wie möglich rauszögerte.Gestresst fuhr ich mir mit meiner freien Hand durch die Haare.
Jeden Tag saß ich aufs neue hier, und jeden Tag kam ich zu keinem Entschluss.Plötzlich legten sich zwei Arme von hinten um mich und ein Kopf wurde auf meiner Schulter abgelegt.
Ich wusste sofort das es Kaito war.
Ich legte meinen Kopf gegen seinen, sagte aber nichts.
Die Gedanken waren sofort verschwunden und ich entspannte mich. Jedes Mal wenn er das tat, spürte ich, wie groß ein Einfluss auf mich war. Und ich war ihm so dankbar dafür! Er kam in den richtigen Momenten und tat nichts weiter als mich in den Arm zu nehmen und mir zu zeigen das er da war.
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
Ich war so glücklich ihn zu haben!
Und vielleicht wurde dieses Weihnachten ja endlich einmal schön... mit ihm... wie mein Geburtstag...Erschrocken riss ich die Augen auf.
Fuck! Weihnachten! Ich brauche ein Geschenk! Ich realisierte erst Jetzt, dass ich mal wieder vor dem alten Dilemma stand, was zur Hölle sollte ich Kaito schenken?!
Panik stieg in mir auf. Es waren nur noch wenige Tage bis Weihnachten... ich hatte nicht mehr die Zeit etwas schönes zu organisieren. Ich musste etwas kaufen... aber was?!„Ist alles okay?", flüsterte eine besorgte Stimme an mein Ohr.
Ich drehte meinen Kopf leicht und konnte im Augenwinkel Kaitos besorgten Blick erkennen.
Ich nickte nur stumm.Shit, Shit, Shit! fluchte ich innerlich.
Kaitos Umarmung wurde ein bisschen fester und ich spürte wie ich mich direkt wieder etwas entspannte. Die Panik verschwand langsam und ich legte meinen Kopf wieder gegen seinen.
Naja, dann muss ich wohl demnächst mal in die Stadt und etwas kaufen. Vielleicht kommen Jenny und Olivia mit.Gesagt getan.
Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich direkt nach dem Frühstück und ließ mich von James in die Stadt fahren.
Als wir am Treffpunkt ankamen, warteten Jenny und Olivia bereits.
Sie grinsten beide und kamen auf mich zu. Ich umarmte jede kurz zur Begrüßung und dann liefen wir los.
Die beiden hatten sich bei mir eingehackt und so liefen wir durch die Stadt. Und natürlich starrte uns jeder an. Ich meine ich war gerade aus einem Rolls Royce gestiegen, mit einem eigenen Chauffeur, und Jetzt lief ich durch die Stadt, mit jeweils einem Mädchen an einer Seite. Die Leute mussten mich für irgendeinen super reichen Typ halten. Bei dem Gedanken musste ich Grinsen.„Also Liam", holte mich Jennys Stimme aus meinen Gedanken, „was genau suchen wir heute?"
Und genau vor dieser Frage hatte ich Angst gehabt.
Beschämt sah ich zu Boden und antwortete ganz leise: „Ich hab keine Ahnung"
Abrupt blieb Jenny stehen und starrte mich fassungslos an.
„Wie du hast keine Ahnung?!", fragte sie fassungslos.
„Ich hab einfach keine Idee. Ich bin so schlecht in sowas...", gestand ich und kratzte mich verlegen am Hinterkopf.
„Ohje", stöhnte nun auch Olivia und Jenny starrte mich einfach nur mit offenem Mund an. Doch sofort fing sie sich wieder, sah sich kurz um und zog mich dann wortlos in einen Laden.
Es war ein Klamotten Laden.
Jenny und Olivia liefen von Reihe zu Reihe, zogen einige Klamotten heraus und kamen dann wieder zu mir. Sie hielten mir alles hin, doch keines davon passte zu Kaito. Also schüttelte ich wortlos den Kopf. Beide nickten, drückten die Sachen einer Verkäuferin in die Hand und zogen mir dann in den nächsten Laden.Und so ging das den ganzen Vormittag.
Erfolglos liefen wir auf ein Restaurant zu.
„Ach man, das ist echt schwerer als gedacht...", beschwerte sich Jenny.
„Deswegen hab ich euch ja um Hilfe gebeten", entgegnete ich und grinste sie verlegen an.
Sie nickte und setzte eine nachdenkliche Miene auf.
Ich öffnete die Tür des Restaurants und wir traten ein.
„Ein Tisch für drei, bitte", sprach Olivia und lächelte den Kellner freundlich an. Er nickte und sah sich kurz um, dann drehte er sich wieder zu uns und meinte: „Folgen Sie mir bitte."
Er führte uns zu einem kleinen Tisch am Fenster. Von dort aus konnte man auf den kleinen Fluss sehen, der durch die Stadt lief. Im Sommer wäre das bestimmt eine echt schöne Aussicht, aber heute war es einfach nur traurig, da es sehr bewölkt war.Der Kellner brachte uns die Karten.
„Wow gibts hier viel Auswahl!", staunte Olivia. Jenny nickte.
Ich schlug die Karte auf und musste den beiden recht geben. Die hatten echt alles. Von Pizza, über asiatische Nudelgerichte, bis hin zu traditionellen deutschen Gerichten, war alles dabei. Auch verschiedenste Fleisch und Fisch Gerichte standen auf der Karte.
Wir sprachen uns kurz ab und entschieden, dass jeder eine andere Kategorie wählte, damit wir von allem etwas probieren konnten.
Ich entschied mich für eine Asiatische Bowl mit Nudeln, Avocado, verschiedenem Gemüse, etwas Hühnchenfleisch und Nüssen.
Jenny entschied sich für Spätzle mit Soße und Schnitzel. Und Olivia nahm Pasta mit Lachs.Wir bestellten und keine halbe Stunde später hatte jeder sein Essen. Es sah alles so verdammt gut aus!
Ich sah meine Freundinnen an und Olivia grinste zurück, doch Jenny starrte an mir vorbei und sah dabei ziemlich verträumt aus. Ich folgte ihrem Blick und merkte wie sie unseren Kellner beobachtete.
Zugegeben, er war schon ganz süß, aber Kaito übertraf er bei weitem nicht. Bei dem Gedanken musste ich Grinsen.
Der Kellner hatte lange blonde Haare, die ihm bis zu den Schultern gingen. Eine sportliche Statur und er war etwa so groß wie Kaito. Seine Haare hatte er sich hinter die Ohren gestrichen, damit sie ihm nicht ständig im Gesicht hingen, weshalb man seinen Ohrring sehen konnte. Seine Augenfarbe konnte ich sogar auf diese Distanz erkennen. Sie waren blau, sehr blau. Alles in allem machte sein Aussehen einen sehr guten Eindruck.„Aha", grinste ich Jenny an und holte sie somit aus ihren Gedanken. Sie wurde direkt rot.
„Der Kellner also?", fragte ich und zog eine Augenbraue nach oben. Sie nickte schüchtern.
„Gut sieht er ja schon mal aus", kommentierte ich und sah nochmal zu dem Kellner. Olivia sagte nichts, sie beobachtete einfach nur unser Gespräch und grinste.
„Frag ihn doch nach seiner Nummer", meinte ich und sah wieder zu Jenny. Diese schüttelte direkt heftig den Kopf.
„Warum nicht?", fragte ich verwirrt.
„Der hat bestimmt eine Freundin", murmelte Jenny und starrte auf den Tisch. Ich musste lachen. So schüchtern hatte ich Jenny noch nie erlebt!
„Wer bist du und was hast du mit Jenny gemacht?", fragte ich nachdem ich mich etwas beruhigt hatte.
Sie grinste, sagte aber nichts.
„Wie du meinst. Wenn du's nicht probierst, wirst du es auch nicht wissen und ich meine mehr als dich abweisen kann er nicht. Aber wer würde seien so attraktive Frau wie dich denn bitte abweisen?", versuchte ich sie zu ermutigen, aber in einem etwas gleichgültigen Tonfall. Sie zuckte mit den Schultern und begann zu essen. Ich nickte nur und tat es ihr gleich. Olivia hatte schon längst angefangen und grinste und zwei amüsiert an.
„Anstatt nur zu Grinsen könntest du auch gerne etwas sagen", kommentierte ich ihren Ausdruck.
„Ich kann Liam nur zustimmen Jenny. Probier es einfach. Und ich würde mal sagen, er beobachtet dich genauso wie du ihn.", pflichtete mir Olivia bei. Jenny zuckte zusammen und sah zu dem Kellner. Als sich ihre Blicke trafen, lächelte er, sah dann aber direkt weg. Jenny sah wieder zu ihrem Essen. „Mal sehen", flüsterte sie dann und aß stumm weiter. Ich zuckte mit den Schultern. „Wer nicht will der hat schon", meinte ich dann und grinste innerlich, ich wusste das es sie provozieren würde. Und das tat es auch. Sie stach aggressiv auf ihr Essen ein.
Ich grinste Olivia an und sie grinste frech zurück. Wir wussten einfach wie wir sie dazu bekamen ihn nach der Nummer zu fragen.Nachdem wir fertig gegessen hatten, bezahlten wir und liefen raus. Jenny entschuldigte sich um aufs Klo zu gehen, doch wir wussten das es nur eine Ausrede war. Olivia und ich nickten nur, drehten uns um und liefen frech grinsend aus dem Restaurant.
Keine 5 Minuten später kam Jenny strahlend aus dem Restaurant.
„Er hat sie mir tatsächlich gegeben!", quietschte sie vor Freude, als sie bei uns ankam.
Ich umarmte meine beste Freundin, ließ meinen Arm auf ihren Schultern liegen und meinte: „Hab ich doch gesagt."
Jenny fing an zu lachen und legte ihren Arm um meine Hüfte. Olivia lachte auch und so setzten wir uns in Bewegung.
Denn unser eigentliches Ziel hatten wir immer noch nicht erreicht, wir hatten immer noch kein Geschenk für Kaito. Und das wiederum machte mich verdammt nervös...
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Dangerous Love | BoyxBoy
RomanceLiam ist ein 18 Jahre alter Junge. Seine Eltern sind verstorben als er noch ein Baby war, weshalb er und sein Zwillingsbruder Sam im Waisenhaus groß wurden. Nachdem Sam adoptiert und ihn allein zurück gelassen hat, lässt er sich in ein neues Heim ve...