Meine Beine trugen mich vorbei an Partygästen, die wie ich zuvor auf einer Bank saßen, sich unterhielten und das Feuer anstarrten. Erst, als ich eine kleine Runde gegangen war und mich von der Licht- und Wärmequelle entfernt hatte, boten sich mir Szenarien, die ich an diesem Abend noch nicht beobachtet hatte.
In der Nähe einiger Lautsprecher wurde getanzt. Jugendliche standen an der Bar an - die einen mehr, die anderen weniger geduldig. Ich konnte einen Blick auf eine Gruppe erhaschen, die sich um einen Tisch herum versammelt hatte und glaubte, die leisen Aufpralle eines Tischtennisballes zu hören.
Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich, wenngleich es nicht so aussah, als würden die Beteiligten den Ball in einem der mit Bier gefüllten Becher versenken. Was die Stimmung eher befeuerte, als ihr einen Abbruch zu tun.
Nachdenklich kam ich zum Stehen. Ich hatte keine Ahnung, wo ich nach Adam suchen sollte. Als sich unsere Wege am Anfang getrennt hatten, hatte er nur gemeint, dass er ein paar Leute begrüßen wolle, mehr hatte er nicht verlauten lassen. Kein Wort oder Hinweis, der mir weiterhelfen konnte. Also drehte ich mich auf der Stelle, nippte an meinem Becher und ließ den Blick wachsam schweifen.Inzwischen war ich recht weit von dem Lagerfeuer entfernt, sodass die Sicht dementsprechend auch mehr als spärlich war. Auch die kleinen Lichter, die an jeder Ecke und jedem Weg aufgestellt worden waren, halfen mir bei meiner Suche nicht sonderlich, vor allem, weil die meisten von ihnen schon gar nicht mehr brannten.
Es kam mir merkwürdig vor, dass man sich an diesem Abend für Kerzen entschieden hatte, wo viele diese doch mit etwas romantischem und ruhigen assoziierten.
Irgendwann blieb mein Blick an einer gemischten Gruppe hängen, die zusammen in einem Kreis auf dem Gras saß, nicht weit entfernt von dem See, der den Nachthimmel reflektierte. Auch sie schienen schlechte Stimmung nicht zu kennen.
Sie grölten, unterhielten sich, deuteten mit dem Finger auf andere und lachten. Ich beobachtete, wie sie nach einer bestimmten Zeit die Aufmerksamkeit jemand anderem aus ihrer Runde zuwandten und das Gelächter von Neuem losging.
Was ebenfalls auffällig war, war die Tatsache, dass sich immer wieder jemand auszog, sich Leute küssten oder sonst irgendwie in Kontakt miteinander traten. Ich verzog das Gesicht und schüttelte leicht den Kopf. Nie hatte ich verstanden, was man an Wahrheit oder Pflicht finden konnte. Das Spiel war sinnlos und lächerlich.
Gerade als ich meinen Blick abwenden wollte, erkannte ich bei dieser Gruppe ein mir nur zu bekanntes Gesicht. Es war nicht der Junge, nach dem ich Ausschau hielt, aber in einem Punkt war er ihm ziemlich ähnlich.
Keane warf gerade den Kopf in den Nacken und ein heiseres Lachen, so wie ich es in Erinnerung hatte, drang aus seiner Kehle. Er deutete auf das Mädchen, das ihm gegenüber saß, prostete ihr mit der Bierflasche zu und trank dann einen Schluck. Die Angesprochene grinste über beide Ohren und warf ihr strohblondes Haar nach hinten, ehe sie sich verschwörerisch vorbeugte.Bevor meine Aufmerksamkeit noch länger auf ihr verharren konnte, huschte sie wieder zu meinem ehemals besten Freund.
Keane und ich waren noch vor wenigen Monaten unzertrennlich gewesen. In meiner Kindheit war er mit seiner Familie in das Haus neben unserem gezogen. Ab diesem Tag war es unvermeidbar gewesen, dass wir uns nicht über den Weg liefen. Es hatte nicht lange gedauert, bis unsere Gespräche über banale Alltagsthemen hinausgegangen waren, selbst als Kinder.
Unsere Eltern hatten bemerkt, dass wir uns gut verstanden hatten und verabredeten sich immer wieder, um uns miteinander spielen zu lassen. Es dauerte nur wenige Wochen, bis ich ihn als meinen besten Freund betitelt und ihm geschworen hatte, ihn nie wieder gehen zu lassen.
Ein Schatten fiel über mein Gesicht und ich räusperte mich leise, als ich den Klos in meinem Hals bemerkte. Erst vor gut einem Jahr hatten sich unsere Wege getrennt.Von heute auf morgen. Von jetzt auf gleich.
Mittlerweile konnte ich nicht mehr genau sagen, was die letzte Erinnerung war, die wir miteinander teilten. Es war alles verschwommen, wie die Sicht, wenn ich an diese Zeit in schweren Stunden zurückdachte. Ich konnte nicht leugnen, dass er mir fehlte. Dass es mich verletzt hatte, als er mich für seine neue und erste Freundin und seinen neuen Freundeskreis stehen gelassen hatte.
Er hatte es nicht für nötig gehalten sich zu melden, als die Nachricht über den Tod meiner Mutter sich wie ein Feuer im Wald ausgebreitet hatte. Nicht einen Anruf hatte er getätigt, nicht ein Wort gesprochen und nicht einen Blick gewagt.
Leises Knacken, das von meiner Hand kam, riss mich aus meinen Gedanken. Ein heller Riss zierte eine Seite des Bechers und ich befürchtete, bald den Inhalt auf meiner Hand verteilt zu sehen.
Schnell leerte ich den Becher in einem Zug und warf ihn dann in eine der Mülltüten, die sich Meter für Meter aneinanderreihten.
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Paralyzed | ✓
Teen Fiction𝑺𝒆𝒊𝒕 𝑾𝒐𝒄𝒉𝒆𝒏 𝒃𝒆𝒇𝒊𝒏𝒅𝒆𝒕 𝒔𝒊𝒆 𝒔𝒊𝒄𝒉 𝒊𝒎 𝒇𝒓𝒆𝒊𝒆𝒏 𝑭𝒂𝒍𝒍 - 𝒆𝒓 𝒉𝒂𝒕 𝒆𝒔 𝒔𝒊𝒄𝒉 𝒛𝒖𝒓 𝑨𝒖𝒇𝒈𝒂𝒃𝒆 𝒈𝒆𝒎𝒂𝒄𝒉𝒕, 𝒔𝒊𝒆 𝒂𝒖𝒇𝒛𝒖𝒇𝒂𝒏𝒈𝒆𝒏. Cartia hatte in ihrem Leben alles, was sie sich wünschen konnte, bis d...