36 | Don't care about what others say.

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Du hast eben von Dingen gesprochen, die du bis zu diesem Wochenende nicht gewusst hast..." Ryan lenkte den Wagen auf die Hauptstraße und warf mir nur einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder nach vorne wandte.

Ich seufzte leise auf und lehnte meinen Kopf an der kühlen Fensterscheibe an, um meine Gedanken beisammen halten zu können. Ich wollte nicht mit ihm sprechen. Viel lieber hätte ich mich auf ein Gespräch mit Brylee eingelassen, denn in ihrer Gegenwart hätte ich nicht so tun müssen, als wäre alles in Ordnung.

Vielleicht mochte ich kleinkariert sein. Vielleicht verkrampfte ich zu sehr auf dem, was er getan hatte, obwohl dies nur ein kleiner Verstoß gewesen war. Aber es verletzte mich. Er hatte mich verletzt, indem er meine Geheimnisse weitererzählt hatte.

„Nachdem mein Vater mich mit dem konfrontiert hat, was du ihm erzählt hast, wollte ich nicht mehr schweigen. Ich habe es nicht mehr eingesehen, dass jeder mich wie ein Kind behandelt und ich scheinbar nichts von den Menschen in meiner Umgebung mitzubekommen scheine. Also haben wir uns an diesem Abend Zeit genommen, um über die Familie Lennox, die letzten Monate und über Mom zu sprechen", informierte ich ihn.

Wie auch schon im Flur meines Elternhauses verschränkte ich die Arme vor der Brust, mit dem Wissen, dass meine Stimme nicht mehr so klar und ernst klang, wie ich sie beabsichtigt hatte. Vor allem das Gespräch über meine Mutter hatte mir gut getan und mir Hoffnung geschenkt. Wenn mein Vater sich einmal geöffnet hatte, würde es mit Sicherheit noch das ein oder andere Gespräch mehr über sie geben können, dass mir dabei half, über die Schmerzen hinwegzusehen.

„Das klingt toll, Cartia. Ich bin froh, dass dein Vater endlich über seinen Schatten gesprungen ist", gab Ryan zu. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen und sein Blick huschte erneut zu mir, dieses Mal ein weniger länger als zuvor.

Ein bittersüßes Lächeln legte sich auf meine Lippen. „Auch, wenn ich froh bin, dass wir am Samstag darüber haben sprechen können, und er sich nicht weiter verschlossen hat, bin ich noch immer sauer auf dich", setzte ich sofort nach. Er sollte sich nicht in Sicherheit wiegen.

„Das verstehe ich doch, wirklich." Ryan stoppte den Wagen an einer roten Ampel, löste den Gang und lehnte sich etwas nach hinten. Er musterte die Kinder, die mit ihren schweren Schulranzen über die Straße eilten, bevor er sich zu mir wandte.

„Die Geschichten, die man über seine Familie hört, sind keine schönen und ich wollte einfach verhindern, dass du Mittelpunkt einer solchen wirst. Ich wusste, dass du nicht auf mich hören würdest, wenn ich dich warne, schließlich habe ich das auch schon getan. Deswegen blieb mir nichts anderes übrig, als deinen Vater mit uns Boot zu holen."

Seitlich lehnte er den Kopf an der Kopfstütze an und mit seinen sanften, braunen Augen, die mir so viel Vertrauen geschenkt hatten, musterte er mich.

„Ich bin alt genug, dass man mit mir persönlich sprechen, und nicht meinen Vater zu mir schicken muss, Ryan. Vor allem nicht, wenn du es bist. Du bist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben und ich dachte du wüsstest, dass du mit mir über alles sprechen kannst", murmelte ich. Ich entfloh seinem Blick und widmete mich stattdessen dem Haargummi an meinem Handgelenk.

„Ich bin dir also wichtig." Waren es die einzigen Worte, die er von meiner Ansprache behalten zu haben schien? Das Grinsen auf seinen Lippen musste ich nicht sehen um zu wissen, dass es da war. Ich konnte es hören.

„Das war übertrieben. Eigentlich komme ich nur gerade so mit dir aus. Du bist deiner Mutter eben doch sehr ähnlich." Entschlossen schüttelte ich den Kopf. Ich spürte, wie die Wut in meinem Inneren verblasste und ich in kleinen Schritten begann, auf mein Bauchgefühl zu hören.

Paralyzed | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt