28 | Insecurity is an ugly thing.

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Meine Haare standen in alle Richtungen ab, nachdem ich den Haargummi aus ihnen gezogen und mich letztendlich im Spiegel gemustert hatte. Wimperntusche hatte sich an meinen Augenlidern festgesetzt, mehrere kleine Knoten kürzten meine Haare und meine Bluse, die ich für das eigentliche Date herausgesucht hatte, war an den Armen vollkommen zerknittert.

Mein Herz fing an, stärker gegen meine Brust zu hämmern, als sich meine Hände um die kühle Türklinke legten. Ich hatte die Zeit in der Umkleide aus den Augen verloren, wusste nicht, wie lange ich dafür gebraucht hatte, meine Unterwäsche zu trocken und mit den Fingern die gröbsten Knoten aus meinen Haaren zu kämmen. Aber etwas in mir wusste, dass Lennox schon auf der anderen Seite der Tür wartete. Dass seine Augen die meinen sofort finden würden, sobald ich die Tür auch nur ein kleines Stück öffnete.

Nie hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, wie Jungs mein Erscheinungsbild auffassen würden. Ob es sie störte, dass meine Haare rot waren, dass Sommersprossen meine Wangen und Nase zierten, oder dass ich keine Figur hatte wie die Frauen aus den Magazinen. Es war mir vollkommen egal gewesen, was sie von der Wahl meiner Kleidung hielten und ob sie die Farben passend fanden.. Ich war immer danach gegangen, was ich von der Auswahl hielt. Ich hatte mich nur auf meine Meinung konzentriert, das getragen, was ich für schön empfunden hatte.

Und während ich den Blick ein letztes Mal zögernd über meine Klamotten huschen ließ, beschlich mich zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl, nicht gut genug zu sein.

Es störte mich, dass nicht mehr alles so aussah, wie zu dem Zeitpunkt, als ich mein Haus am Nachmittag verlassen hatte.

Es störte mich, dass meine roten Haare nicht mehr einem wildem Feuer, sondern einer heruntergekommenen Glut glichen.

Es störte mich, da ich glaubte, dass das Alles ihn stören würde.

Zum Öffnen der Tür gehörte ein kleiner Ruck, den ich so nicht erwartet hatte. Etwas unbeholfen stieß ich sie auf und trat auf den Flur, mein Handy in der einen Hand haltend und mit der anderen sein klammes Trikot umfassend, das ich nach einigen Sekunden des Auskostens vor einigen Minuten ausgezogen hatte. Eine kleine Tasche hing über meiner Schulter, dieSchlüssel und Geld beherbergte.

Lennox erfüllte meine Erwartungen, denn er stand an der gegenüberliegenden Wand, den Fuß an diese gestellt und die Hände in die Hosentaschen vergraben. Seine Augen huschten von der Sporttasche, die er an seinen Füßen abgestellt hatte, zu mir.

Ich konnte beobachten, wie er den Blickmusternd über meinen Körper wandern ließ. Die Kleidung, für die ich mich schämte, über meine Haare, die zu allen Seiten ab standen, bis hin zu meinem Gesicht.

Die Tür fiel hinter mir ins Schloss, gab mir einen kleinen Stoß nach vorne und erinnerte mich daran, dass ich einfach stehen geblieben war. Schleppend setzte ich mich in Bewegung, umklammerte das Handy in meiner Hand fester.

„Ich bin fertig", informierte ich ihn gedehnt. Meine Kehle war trocken und jedes Wort, das ich von mir gab, sorgte für ein Kratzen in ihr. Trotz dieser Tatsache und jener, dass meine Worte mehr als überflüssig waren, war ich froh, sie von mir gegeben zu haben. Es war ein Schritt in die richtige Richtung. Ein Schritt in eine Situation, in der wir uns nicht unbeholfen anschwiegen und ich unter seinem Blick dahinfloss.

„Ist mir aufgefallen", gab er amüsiert von sich. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen und sorgte augenblicklich dafür, dass sich alles in meinem Inneren entspannte und meine Schritte, die mich auf ihn zusteuerten, fester und sicherer wurden.

Ich rollte mit den Augen und beobachtete ihn dabei, wie er seine Tasche von dem Boden aufsammelte und sie ebenfalls schulterte. „Bist du bereit für den Hauptteil des Dates?", fragte er, und zog dabei das Wort 'Date', welches er zusätzlich mit dem Wackeln seiner Augenbrauen unterstrich, besonders in die Länge.

Paralyzed | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt