Belustigt beobachtete ich Ryan, wie er genüsslich den Löffel ableckte und dabei etwas Schokoladeneis auf seinen Lippen zurück ließ. Es warunglaublich amüsant, ihm dabei zuzusehen, wie er sich immer wieder etwas von seinem Eis in den Mund schob und die Augen schloss, als wäre es das erste Eis, das er in seinem Leben gegessen hatte.
Seine Augen strahlten wie die eines Kindes und ich fragte mich unweigerlich, ob ich das immer mit ansehen müsste, wenn wir uns die nächsten Male auf den Weg in diese Eisdiele machten.
„Leute zu beobachten ist unhöflich", nuschelte er grinsend. Er hielt in seiner Bewegung inne, balancierte eine Erdbeere mit Eis auf seinem kleinen Löffel und linste zu mir rüber. Grinsend schlug ich meine Beine übereinander und nahm ebenfalls einen Löffel von meinem Eis. Im Gegensatz zu ihm hatte ich mir keinen ganzen Becher, sondern drei einzelne Kugeln bestellt, zwei davon waren meine absolute Lieblingseissorte.
„Ist das nicht eigentlich unsere Lieblingsbeschäftigung?", erinnerte ich ihn lieblich. Spielerisch schlug ich mit meinem Löffel gegen seinen. Gerade hatte er einen weiteren Versuch gestartet, mir die cremige Köstlichkeit aus dem Becher zu klauen. „Das kannst du vergessen", warnte ich ihn aufgeweckt. Ich schob ihn auf der kleinen Bank zurück, brachte so mehr Abstand zwischen uns und hoffte, mein Eis damit vor ihm beschützen zu können.
Ein engelsgleiches Lächeln bildete sich auf seinen Lippen und er warf noch einmal einen Blick auf meinen Eisbecher, der mir verriet, dass ich mich vor weiteren Angriffen in Acht geben musste.
„Das werden wir noch sehen." Seine Worte klangen wie ein Versprechen an sich und eine Drohung an mich. Keinesfalls würde ich riskieren, dass er sie wahrmachte.
Trotz der Warnung zum Angriff ließ ich nun aber den Blick über die Umgebung gleiten. Wir befanden uns Mitten in einem kleinen Park umgeben von Reihenhäusern, die an dem Punkt, an dem wir uns befanden, glücklicherweise alle von Bäumen verdeckt wurden.
Es war nicht das erste Mal, dass wir gemeinsam ein paar Stunden im Park totschlugen. Mit der Aussicht auf köstliches Eis würden sich unsere Besuche mit Sicherheit weiter häufen.
„Drei Kinder, Hund. Und sie ist geschieden." Ryans nächsten Worte kamen plötzlich und trafen mich unvorbereitet, wenngleich ich mich nicht über sie wundern sollte. Denn kaum hatte ich sie wahrgenommen, verarbeitet und war seinem Blick gefolgt, erkannte ich eine Joggerin, nicht weit von uns entfernt war. Sie drehte eine Runde um den See, der viele kleine Fische im Inneren, und Enten auf der glitzernden Oberfläche beherbergte.
Ich lachte leise, erfreut darüber, dass er sich an dieses Spiel erinnerte und ohne Weiteres damit anfing.
„Aber noch nicht lange. Und sie tut sich mit der Scheidung noch schwer. Durch ihren Kummer sucht sie Bestätigung in etwas, das unverfänglich ist. Wie Essen. Ihre Kinder überzeugten sie davon, dass der Weg des Kummers auch anders zu bewältigen ist", ergänzte ich seine Gedanken geflissentlich.
Ich beobachtete die blonde Frau. Ich schätzte sie auf ein mittleres Alter, dementsprechend musste sie auch schon einige Dinge erlebt und aus diesen Momenten gelernt haben.
Ihre Schritte waren schwerfällig, die Haltung in sich zusammengefallen und sie rollte die Füße nicht ab, sondern traf immer wieder mit dem kompletten Ballen auf den Asphalt.
„Mit dem Hund bin ich aber nicht einverstanden. Ich glaube eher, dass sie eine Katze hat", spann ich die Geschichte weiter. Aus dem Augenwinkel merkte ich, wie Ryan seinen Kopf in meine Richtung wandte. Ich glaubte an die Skepsis in seinen Augen, als er entgegnete: „Was verleitet dich zu dieser Annahme? Zu drei Kindern passt eher ein Hund."
Ich wägte meine Gedanken gegeneinander ab. Zu einer großen Familie würde tatsächlich eher ein Hund passen, abgesehen davon, dass ich diese bevorzugte. Und trotzdem glaubte ich in diesem Fall nicht daran.
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Paralyzed | ✓
Teen Fiction𝑺𝒆𝒊𝒕 𝑾𝒐𝒄𝒉𝒆𝒏 𝒃𝒆𝒇𝒊𝒏𝒅𝒆𝒕 𝒔𝒊𝒆 𝒔𝒊𝒄𝒉 𝒊𝒎 𝒇𝒓𝒆𝒊𝒆𝒏 𝑭𝒂𝒍𝒍 - 𝒆𝒓 𝒉𝒂𝒕 𝒆𝒔 𝒔𝒊𝒄𝒉 𝒛𝒖𝒓 𝑨𝒖𝒇𝒈𝒂𝒃𝒆 𝒈𝒆𝒎𝒂𝒄𝒉𝒕, 𝒔𝒊𝒆 𝒂𝒖𝒇𝒛𝒖𝒇𝒂𝒏𝒈𝒆𝒏. Cartia hatte in ihrem Leben alles, was sie sich wünschen konnte, bis d...