Z w e i W o c h e n s p ä t e r
Obwohl Gedanken nichts wiegen, hatte ich in den letzten Wochen gemerkt, wie schnell man unter ihnen zusammenbrechen konnte. Ich hatte die letzten Wochen dazu genutzt, mit mir ins Reine zu kommen und mich der Vorstellung meines weiteren Lebens zu stellen.
Nur sporadisch hatte ich die Schule besucht, was aufgrund der Tatsache, dass bald die Zwischenprüfungen für meine Stufe anstanden wohl nicht die beste Idee gewesen war.
Schon nach wenigen Tagen des Fehlens hatte ich gemerkt, wie viel ich versäumt hatte und dass der Dezember für mich nichts weiter bringen würde als Lernen.
Um die verlorengegangene Zeit konnte ich mir in diesem Moment jedoch keine Gedanken machen. Viel zu überrascht war ich von mir selbst, dass ich mich traute, endlich wieder einen Fuß vor die Tür zu setzen und einer Großveranstaltung beizuwohnen. Viel zu früh würden mich meine mathematischen Sorgen und die Gesellschaft in Indien wieder einholen - an diesem Abend war ich dazu nicht bereit.
Ich kniff die Augen zusammen und wickelte die letzte Strähne um meinen Lockenstab. Die Vorbereitung hatte mehr Zeit in Anspruch genommen, als ich es für möglich gehalten hätte. Ich konnte mich nicht daran erinnern, mich einmal alleine zurecht gemacht zu haben, wenn ich im Begriff war, auf eine Feier zu gehen. Aber ich hätte niemals für möglich gehalten, dass es so anstrengend und zeitraubend war, sich selbst schminken und die Haare machen zu müssen. Alaia hatte für diese Strapazen, die sie immer auf sich nahm, definitiv etwas gut bei mir.
Ich warf einen schnellen Blick auf mein Display, das mir außer der Uhrzeit nichts anzeigte. Vor einer guten Stunde war die letzte Nachricht meiner Freundin eingegangen, die hatte durchblicken lassen, dass der Stress sie vollkommen in Beschlag genommen hatte. Die letzten Vorbereitungen für den Ball liefen auf Hochtouren und sie und das Veranstaltungskomitee spürten den Druck einer ganzen Schule auf ihren Schultern.
Wo es normalerweise ihre Art war, sich nach mir zu erkundigen und mir ihre Hilfe beim Herrichten anzubieten, hatte ich mich nun in der Verantwortung gesehen, ihr und dem Rest des Teams meines Hilfe anzubieten. Zwar hatte ich mir besseres für den Abend vorstellen können – und überhaupt war ich trotz meines Entschlusses um jede Sekunde froh, die ich nicht umgeben von hundert Schülern verbringen musste – dennoch wollte ich meinen Pflichten als Freundin nachkommen.
Bis zum Schluss hatte sie sich gegen meine Angebote geziert und mir am Ende sogar ausgeredet, dass ich mich von meinem Vater anstatt von Adam zu der Feier fahren ließ. Sie hatte darauf bestanden, dass ich erst auftauchte, wenn alles geregelt war, sie sich Zeit für mich nehmen und ich den vollen Flair des Abends auf mich wirken lassen konnte.
Erleichtert zog ich den Stecker aus der Steckdose und legte den Lockenstab zum Auskühlen auf meine Fensterbank. Die Zeit, die ich für meine Haare gebraucht hatte, war mir unendlich lange vorgekommen und selbst eine Folge meiner Lieblingsserie hatte mir nicht über dieses Gefühlhinweg geholfen.
Kritisch beäugte ich die Korkenzieherlocken, die meine Haare um einiges kürzer erscheinen ließen. Ich war kein Fan von solch extremen Locken und konnte mich auch nun nicht gut damit abfinden, sie so tragen zu müssen. Allerdings hatte ich sie nicht ohne Grund so klein gedreht. Draußen schneite es bereits seit einer halben Ewigkeit und ich wusste, dass ich ein wenig übertreiben musste, wenn ich an der Schule noch Locken haben wollte.
Ich legte den Kopf zur Seite und hob die Finger an, um das ein oder andere Mal durch meine Haare zu fahren. So ganz konnte ich es doch nicht lassen. Dabei wollte ich nicht riskieren, dass die Mühe, die ich mir gegeben hatte, am Ende umsonst war. Ungern wollte ich am Eingang zur Aula feststellen, dass ich mich umsonst zwei Mal am Finger verbrannt hatte.

DU LIEST GERADE
Paralyzed | ✓
Teen Fiction𝑺𝒆𝒊𝒕 𝑾𝒐𝒄𝒉𝒆𝒏 𝒃𝒆𝒇𝒊𝒏𝒅𝒆𝒕 𝒔𝒊𝒆 𝒔𝒊𝒄𝒉 𝒊𝒎 𝒇𝒓𝒆𝒊𝒆𝒏 𝑭𝒂𝒍𝒍 - 𝒆𝒓 𝒉𝒂𝒕 𝒆𝒔 𝒔𝒊𝒄𝒉 𝒛𝒖𝒓 𝑨𝒖𝒇𝒈𝒂𝒃𝒆 𝒈𝒆𝒎𝒂𝒄𝒉𝒕, 𝒔𝒊𝒆 𝒂𝒖𝒇𝒛𝒖𝒇𝒂𝒏𝒈𝒆𝒏. Cartia hatte in ihrem Leben alles, was sie sich wünschen konnte, bis d...