43 | I love you not only for what you are, but for what I am when I'm with you.

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Am Ende des Ganges legten sich seine Hände um eine Türklinke, ehe die Tür langsam aufschwang.

Ohne mich eines Blick zu würdigen trat er zur Seite, um mir den Vortritt zu lassen. Er hatte also noch nicht vergessen, dass ich anwesend war.

Weiß und ein unglaublich dunkles Braun waren die markanten Farben in diesem Raum, dessen Größe ich bei der Außenfassade genau so erwartet hatte.

Stilvoll waren die Möbel aus dunklem Holz gewählt worden, ebenso wie die verhaltenen Dekorationen und Kissen in dunklem Türkis, bei denen ich mir sicher war, dass Penelope ihre Finger im Spiel gehabt hatte.

Die rechte Wandseite des Zimmers zierte außer ein überdimensional großes Bett nur das ein oder andere Regal und eine kleine Kommode, dessen obere Schubladen offen standen. Genau gegenüber von mir befand sich eine gewaltige Fensterfront mit hellen Gardinen, die Teile der Fenster bedeckten. Aufgrund der Dunkelheit, die sich draußen schon breit gemacht hatte, war es mir nicht möglich, besonders aus dieser Entfernung zu erkennen, welche Aussicht man haben könnte. Aber da man einen Balkon angebracht hatte, auf dem ich die Umrisse von Bestuhlung erkennen konnte, musste der Ausblick unglaublich sein.

Das restliche Zimmer wurde durch einen großen Schrank geteilt, auf dessen Seiten sich ein Schreibtisch und eine Sitzgruppe befanden. Ich glaubte sogar bei letzterer einen kleinen Kühlschrank und einen Schrank mit Snacks erkennen zu können.

Lennox Bewegungen, die ich aus dem Augenwinkel wahrnahm, rissen mich aus meiner Phase der Beobachtungen und drängten mich unsanft wieder in die Gegenwart. Ich legte die Arme um meinen Körper und verfolgte ihn mit meinem Blick, bis er, kurz vor seinem Bett, endlich zum Stehen kam.

„Das heute Abend ist nicht zum ersten Mal geschehen, habe ich recht?", fragte ich vorsichtig. Ich wollte ihn nicht weiter reizen, geschweige denn ihn an Dinge erinnern, die ihn in Rage brachten. Aber das Erlebte totzuschweigen, banale Themen anzuschneiden und den Handabdruck auf seiner Wange zu ignorieren, würde uns sicherlich auch nicht weiterbringen.

„Nein, das war nicht das erste Mal", bestätigte er leise. Schwach nickte ich, schließlich hatte ich mit keiner anderen Antwort gerechnet. Seine Worte waren voller Nachdruck und Überzeugung gewesen, dass ich bezweifelte, dass sie sich in diesem Moment gebildet hatten.

Die Zeit, die er benötigt hatte, um sich wieder einigermaßen zu erholen, war ebenfalls zu kurz gewesen. Ich glaubte kaum, dass jemand sich von einem Schlag seines Vaters so schnell erholte, wenn es das erste Mal war, dass ihm die Hand ausgerutscht war. Lennox musste es gewohnt sein. Und das machte für mich die Situation noch unerträglicher.

„Es tut mir leid, dass." „Hey." Ich ließ ihn nicht aussprechen, wollte nicht hören, wie er sich wieder bei mir entschuldigte. Ich schloss die wenigen Meter zwischen uns und legte meine Hände vorsichtig auf seine Wange. Bedacht strich ich mit den Fingern über die gerötete Haut, die unter meiner unnatürlich warm wirkte.

„Wir sollten aufhören, uns bei einander zu entschuldigen. Meinst du nicht? Diese Worte der Reue bestimmen schon den ganzen Abend, und unser erstes Date. Wir sollten damit aufhören", flüsterte ich zögerlich.

Seine Augen spiegelten seine Innere Unruhe wieder, von der sein Körper noch nichts mitzubekommen schien. Die Situation hatte an den Nerven aller gezehrt und auch, wenn es mich nicht kalt ließ, hatte es ihn um einiges schlimmer getroffen.

Je länger er über meine Worte nachdachte, desto mehr Ruhe kehrte in seinen Blick. Es dauerte eine Weile, doch mit der Zeit wurde der Sturm ruhiger, es herrschte nur noch ein sanfter Wind, der so viel Zuneigung und Achtung mit sich trug. „Ich werde diesen Abend wieder gutmachen. Dir einen wunderschönen weiteren bescheren, der ihn in Vergessenheit geraten lässt." Sein Versprechen kitzelte ein Lächeln hervor, das etwas von der Sorglosigkeit beinhaltete, die ich mir zurückwünschte. Ich würde den ersten Teil des abends nicht vergessen können, er gehörte schlichtweg zu uns, zu Lennox. So schrecklich tief mir der Schock in den Gliedern saß, ich wollte die Eindrücke, die ich gewonnen hatte, nicht ungeschehen machen.

Paralyzed | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt