Kapitel 71

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*Lunas Sicht*

Unbeholfen nestelte ich an dem weißen Briefumschlag herum. Ich wusste, dass ich nur Zeit schinden wollte, bevor ich das Geschriebene lesen würde. Als ich dann den weißen Zettel aus seinem Umschlag nahm, war ich mir der Blicke von Nina, Simon und Gaston nur allzu bewusst.

L:„Ich bin gleich zurück."

Ich stand auf und ging zu den Spinden. Der Brief von Matteo war persönlich, weshalb ich nicht wollte, dass sie um mich herum saßen, während ich ihn las.

Auf der kleinen Bank zwischen den Schränken mit den Schließfächern setzte ich mich hin und zog die Beine an. Dann faltete ich das weiße Papier auseinander und versuchte mich innerlich auf alles gefasst zu machen, auch wenn ich hoffte, dass sich alles als harmlos herausstellen würde.

Mein Blick fiel auf die feinsäuberliche Handschrift und ich bewunderte Matteo für diese Ordentlichkeit, die Jungs selten besaßen, wenn es ums Schreiben ging.

"Liebe Luna,
Ich weiß, dass du viele Fragen haben musst. Dabei ist die wichtigste wahrscheinlich die, weshalb ich dir überhaupt diesen Brief hier schreibe. Doch die Antwort ist nicht die, auf die du hoffst. Ich schreibe dir diesen Brief, weil ich dir einiges zu erzählen habe, was ich dir in den letzten Tagen verschwiegen habe. Du musst wissen, dass ich es nur tat, um dich vor den Schmerzen zu beschützen, die ich bereits seit einiger Zeit ertrage. Aber bevor ich dir alles erkläre: Es tut mir unendlich leid.
Ich habe es dir nie erzählt, aber Ambar hat mir gedroht, wann ist unwichtig. Natürlich habe ich ihre Worte wie immer als eine leere Drohung abgetan. Ich hätte nicht gedacht, dass sie wirklich so weit gehen würde. Aber das ist sie. Ambar hat dafür gesorgt das mein Vater mich an einer anderen Schule anmeldet, weit weg von euch allen, weit weg von dir...
Ich hasste es schon immer, dass er so viel auf ihre Meinung gab. Aber das tut hier nichts zur Sache. Luna, ab dem heutigen Tag werden wir uns womöglich nie wieder sehen. Wir werden auch nicht miteinander schreiben oder telefonieren, denn ich bin gezwungen jegliche Verbindung zu dir abzubrechen, denn sonst wird Ambar dir mithilfe meines Vaters das Leben zur Hölle machen, und glaub mir, dass willst du nicht. Also, ich werde deine Nummer löschen müssen, denn andernfalls würde ich dem Drang nicht widerstehen können, dir zu schreiben oder deine wunderbare Stimme zu hören. Ich weiß, dass du mich wahrscheinlich jetzt hassen wirst, aber es ist zu deinem Besten.
Ich liebe dich, Luna, ich werde nie damit aufhören. Versprochen.

In Liebe,
Dein Snob"

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich mein Handy bereits in die Hand genommen hatte, sobald ich die Zeilen über unsere Kommunikation gelesen hatte. Nun ließ ich es schweren Herzens sinken.

Immer und immer wieder las ich seinen Brief, konnte nicht glauben das er alles ernst meinte. Doch nachdem ich ihn zum zwanzigsten Mal gelesen hatte, brach bei mir der Damm. Die Tränen rollten unaufhaltsam meine Wangen hinunter und durchnässten Matteos Brief in meinen Händen.
>Das darf doch nicht wahr sein, das kann doch nicht wahr sein!<
Die Wut gewann die Oberhand. Jedoch war ich nicht auf Matteo sauer, sondern auf seinen Vater und Ambar. Wie konnte sie nur?! Wieso tat sie uns das an? War sie wirklich so verbittert?

Ich konnte und wollte das alles nicht glauben. Ambar hatte soeben mein Leben zerstört. Ich wusste ja das sie mich hasste, aber das ihr Hass soweit ging, dass war mir nie bewusst gewesen.

Schniefend wischte ich mir mit meinem Ärmel über die verweinten Augen. So langsam machte Matteos Verhalten Sinn. Er hatte sich von mir distanziert, um mich nicht von dem einen auf den anderen Tag zu verlassen, sondern mir den Abschied zu erleichtern. Doch ich wusste nicht, ob er erfolgreich war. Diese Woche, in der wir uns kaum gesehen hatten, hatte mich fast an den Rand der Verzweiflung getrieben, also wie sollte ich jetzt für immer ohne ihn leben können?

Mir war klar, dass ich in den Augen anderer wahrscheinlich überreagierte, aber sie wussten nicht wie sehr ich in liebte. Wie sehr wir uns liebten. Ich war mir sicher, dass wir ohne das Eingreifen von Ambar sicher noch Jahre zusammen verbracht hätten.

Ich hörte Schritte, die sich mir näherten. Hastig faltete ich den Brief zusammen und rieb mir über die Augen, in der Hoffnung weniger verweint auszusehen. Dabei half das sicher nicht.

In nächsten Moment lugte Gaston um die Ecke. Er sah mich mitleidig an, er schien über alles Bescheid gewusst zu haben.

G:„Darf ich mich setzen?"

Ich nickte und rückte ein bisschen zur Seite, sodass er sich neben mich auf die Bank setzen konnte.

L:„Du hast alles gewusst, nicht wahr?"

G:„Ja... Und glaub mir, es war auch für mich nicht einfach. Am liebsten hätte ich Nina alles erzählt, aber ich wusste, dass sie sich sofort an dich gewandt hätte. Und ich wollte nicht riskieren, dass du Matteo nicht gehen lässt."

Ich senkte meinen Blick und senkte meine brüchige Stimme auf ein Flüstern hinab.

L:„Wieso nicht?"

Gaston zuckte mit den Schultern.

G:„Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich, weil es das Beste für ihn und dich war. Er hat mir alles erklärt, was Ambar dir antun würde, sollte er sich ihr und seinem Vater widersetzen."

L:„Diese Erklärung hat er mir auch gegeben."

G:„Ich hoffe du kannst auch mir verzeihen, Luna. Er wird nicht der letzte gewesen sein, den du lieben wirst."

L:„Natürlich verzeihe ich dir, und danke für deine lieben Worte. Ich verstehe nämlich vollkommen, was du mir sagen willst. Es ist nur so schwer zu begreifen und vor allem, zu akzeptieren..."

Er nahm mich schweigend in den Arm, so als wüsste er, dass es momentan der einzige Trost ist, der mir helfen konnte. Und ich war dankbar, dass er Matteos bester Freund war, denn vielleicht konnte ich über Gaston mit ihm kommunizieren.

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Nun erfahrt ihr Matteos Beweggründe.
Wer hat es geahnt und wen von euch hat es überrascht?

Ich hoffe das Kapitel gefällt euch

Sie veränderte alles ... || Lutteo/Lumon FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt