12|Geschichten, zwanziger Ärsche und Arschloch-Aktionen

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Tess

„Es war als läge es nicht mehr in meiner Hand.", erzähle ich und meine Hände zittern, was das ganze Blatt dazu bringt,„All die schönen Erinnerungen schienen sich krampfhaft nach oben zu drängen, dass ich vergaß was doch im Moment passierte. Dass ich die heißen Tränen auf meinen Wangen, das Zittern meines schwachen Körpers und den Schmerz an jeder Stelle versuchte zu ignorieren. Manchmal fragte ich mich warum und wenn ich es tat, dann drängte sich das Gefühl des Widerstands in mir hoch. Ich wollte es nie, habe es nie gewollt und dennoch passiert es. Ich war wütend. Auf ihn, weil er mir das antat, auf mich, weil ich es zuließ. Und so sehr ich wusste, dass es falsch war, so konnte ich dennoch nichts tun. Ich hatte zu große Angst um es jemandem anzuvertrauen, zu wenig Kraft um mich selbst zu schützen und teilweise schämte ich selbst mich dafür. Es war lächerlich. Mein logisches Denken wusste genau, dass er der alleinige Schuldige war und dennoch hatte ich Angst davor, was die Leute von mir halten würden, würden sie wissen, was ich zu lange zugelassen hatte." Ich hole tief Luft. „Ich hasste ihn abgrundtief und doch war da ein Teil in mir, welcher ihn noch immer schützte und liebte. Er hatte mir nicht nur Veilchen und Blutergüsse geschenkt sondern auch den ersten Schritt in die Liebe. Und weil ich glaubte ihn zu lieben, ließ ich es zu. Ich blieb. Und jedes Mal fragte ich mich, was es brauchte, dass ich ging. War es ein Schlag zu viel? Ein wenig mehr Brutalität? Mussten erst alle Lichter ausgeknipst werden?"

Fertig mit meinem Aufsatz hebe ich den Blick und senke meine endlose Geschichte auf den Platz vor mir. Alle im Hörsaal sind still und man hätte das Niesen einer Grille hören können. Innerlich fluche ich, denn ich habe keine Ahnung wie ich diese Stille einordnen soll. War das zu brutal? Habe ich es so falsch gemacht? Eigentlich wollte ich gar nicht vorlesen, doch meine Dozentin hat mich dabei erwischt wie ich gedankenverloren in mein Block gekritzelt habe und meinen Namen aufgerufen. „Danke, Miss Graham.", findet sie ihre Stimme wieder und hebt die Arme,„Das, meine lieben Studenten, ist genau das, was ich von ihnen verlange. Gefühle, Gedanken, das Wiedergeben als wäre es Ihre eigene Geschichte." Es ist auch meine eigene Geschichte gewesen, füge ich gedanklich hinzu und sie nickt mir zu. „Setzen Sie sich wieder." Schweigend tue ich es und meine Kommilitonen neben mir lächeln mich bewundernswert an.

Nate

Konzentriert ziehe ich die Gewichte an der Kraftstation und puste die Luft wieder aus. Alle meine Mannschaftskollegen sind konzentriert, unterhalten sich nur murmelnd oder gar nicht und gedanklich bin ich schon beim Spiel, welches wir uns nächsten Monat liefern werden. Da dieser Monat bereits am Ende ist, ist es nicht mehr weit entfernt und ich kann es kaum erwarten wieder das Gejubel der Masse, das Schlagen des Pucks und die ganzen Buzzer zu hören.
Doch jetzt ist das Einzige was ich höre der plötzliche Bass und erschrocken lasse ich locker, dass die schweren Gewichte meine Arme wieder zurückziehen. Jemand fällt vom Laufband und Luke daneben kann sich gerade noch so festhalten. Dean kann die Langhantel auf der Bank gar nicht mehr hochkriegen, dass Mason ihm sofort hilft diese zu heben. „Was zur Hölle?", ruft Cameron hinter mir aus und der Übeltäter stolziert grinsend in die Mitte des Kraftraums.
Ich schnaube, reibe mir über die Stirn und frage mich wie oft Logans Mutter ihn als Kind fallen lassen hat. Wir sind alle auf unser Training fokussiert und Logan -unser Königstrottel aller Trottel- hat Lautsprecher aus denen laute Popmusik spielt dabei, legt die auf den Boden und grinst uns alle an.

„Wollen wir überhaupt wissen was du da tust?", fragt Dean erschöpft und ich greife nach meiner Wasserflasche. Logan dreht sich geschmeidig um und zeigt auf seinen Hintern. „Dieser Knackarsch wird diesen Sonntag zwanzig!", ruft er aus und ich verdrehe die Augen. „Ich werde mit jedem weiteren Mal hier nur ein wenig reifer für die Geschlossene.", murmelt jemand hinter mir und ich sehe, dass es Jake ist, der das zu Cameron sagt. Dieser lacht nur und sieht interessiert zu Logan. „Herzlichen-..", will er ihm schon gratulieren, doch Logan wedelt panisch mit den Armen. „Nicht, Price! Es ist doch erst Donnerstag und es bringt Unglück, wenn du mir jetzt gratulierst!", erklärt er und bringt alle Jungs damit zu lachen. Logan ist ein Unikat.
„Kannst du die Musik wenigstens leiser drehen? Ich hatte gestern einen Test und statt, dass mein Kopf hier frei wird, bereitest du mir Kopfschmerzen.", bittet ihn Troy und Logan schnaubt, doch tut, was unser Teamkollege von ihm verlangt.
Er nimmt die Lautsprecher wieder auf den Arm und winkt mich zu sich während er zu Dean geht, dass ich seufzend aufstehe und eine Pause einlege.
„Bereit?", fragt Mason Dean und lässt die Gewichte los, dass Dean seine Arme angestrengt anzieht und Mason unter die Langhantel greift als er sie wieder ausstreckt.

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