Tess
Ich gebe Vic und seinem Selbstverteidigungskurs noch eine letzte Chance. Ich habe zwar gesagt, dass ich nicht nochmal hierherkomme, aber ich habe beschlossen noch einen letzten Besuch hinter mich zu bringen und wenn man es genau betrachtet bin ich die Idiotin, die sich an nichts erinnern konnte. Es macht mich immer noch so wütend, dass ich hier seit zwei Monaten einmal in der Woche aufkreuze und als ich diese Übungen dann doch nutzen musste waren sie nicht mehr in meinem Kopf. Das Problem liegt aber an mir und nicht an Vic oder seinen Tricks.
Als Vic in die Turnhalle kommt stellen wir uns alle um die Matte und heute sind auch Sierra und ihre Mitbewohnerin Brianna dabei.
„Guten Abend, Ladys.", begrüßt er uns und reibt sich die Hände aneinander als er sich breitbeinig vor uns stellt,„Einige von euch haben mich darum gebeten, dass wir nochmal die Ausweichmöglichkeit durchgehen, die man nutzen kann, wenn man von hinten angegriffen wird. Hm.. Du, kommst du mal bitte?" Die Blonde läuft sehr willig zu ihm und Vic stellt sich hinter sie und legt seine Monsterarme um sie während er sie an seinen Körper drückt. Er beginnt uns zu erklären, was uns nichts bringt und ich versuche mich zu fokussieren, doch Avery redet. „Das ist so komisch. Mädels, heute ist mein letztes Mal hier.", kündigt sie leise an und schüttelt den Kopf. Ich sehe neben mich zu ihr. „Warum denn?", flüstert Grace zu meiner Linken und Avery spielt an dem hohen Zopf, den sie sich gemacht hat.
„Vielleicht haben Vic und ich einmal rumgeknutscht. Das hier ist zu viel Kontakt für meinen Geschmack.", gesteht sie und ich rümpfe die Nase, denn auch, wenn er ein attraktiver Mann ist, ist er so gar nicht mein Fall. „Ernsthaft?", fragt Meghan neben ihr und haut ihr locker auf den Arm,„Ich habe auch mit ihm rumgemacht!" Beide sehen sich erst schockiert an und brechen dann gemeinsam in Gelächter aus, weshalb alle zu uns sehen, auch Vic, aber er sagt nichts, denn ich schätze er will es vermeiden, dass seine Extrastunden mit den Beiden ans Licht kommt. Ich schüttle den Kopf und Grace zwingt die beiden aufzuhören, dass sie sich zusammenreißen und versuchen konzentriert nach vorne zu schauen. „Ich komme hier nicht nochmal hin.", beschließt Meghan und sieht sichtlich zufrieden aus. Avery beißt sich auf die Unterlippe um nicht wieder zu lachen.„Wichtig ist, dass ihr um den Arm des Angreifers greift und den Kopf in die entgegengesetzte Richtung dreht, dass er euch nicht erwürgen kann.", weist er uns an und das Mädchen legt die Hände um seinen Unterarm, wie er gesagt hat. Ich beobachte sie dabei, wie er ihr sagt, was zutun ist und sie es tut. Sie schwingt ihr Bein hinter ihn, stößt ihr Knie an seines und er knickt ein, dass sie sich wegzieht während sie ihn nach vorne schubst. „Und dann wäre Weglaufen eine gute Option.", sagt er und einige kichern. Das würde niemals funktionieren. Wie soll ich hinter einen Mann treten, der doppelt so breit ist wie ich? „Das ist Schwachsinn.", kommt es mir über die Lippen und er sieht zu mir wie der Großteil der Mädchen. Von der plötzlichen Aufmerksamkeit erschüttert schlucke ich und senke den Blick. „Was genau meinst du?", fordert Vic mich auf zu sprechen und ich sehe ihn flüchtig an. „Sag schon.", fordert Grace mich leise auf und ich spreche mir selbst Mut zu, denn ich muss auch meine Meinung sagen können. Räuspernd hebe ich den Blick und sehe zu Vic, der sich wieder hinstellt.
„Das alles. Hier können wir es alle natürlich, aber wenn wir uns erstmal bedroht fühlen und die Angst die Oberhand gewinnt, dann vergisst man, welche Schritte man machen sollte. Wenn ein Mensch in Not ist, dann ist sein einziger Gedanke sein Leben zu schützen und dann schlägt man blind um sich statt konzentriert darüber nachzudenken, welchen Trick man anwendet.", sage ich und Vic zieht die Brauen hoch. Alle sind leise und ich habe das Gefühl tausende Augen liegen auf mir, dabei ist das hier eine Gruppe von ungefähr dreißig Mädchen.
Vic sieht mich sprachlos an und räuspert sich nur, doch erwidert gar nichts auf mich.
„Ich glaube was Tess meint ist, dass man einen totalen Blackout hat, wenn man sich bedroht fühlt und... äh.. und ob wir so eine Situation wieder in den Griff bekommen könnten.", fasst Ellie mein Gesagtes auf und dankbar wendet Vic den Blick von mir ab. Er nickt.
„In solchen Situationen, wie eben dargestellt ist das letzte, was man tun sollte in Panik zu verfallen." Erzähl das mal meinem Nervensystem. „Eure Panik schwächt nur euch, nicht den Angreifer. Es kann ihm sogar zugute kommen, weil ihr eure Orientierung verliert und ihm ausgeliefert seid. Ruhe ist das wichtigste, denn, wenn ihr nicht völlig ausgeflippt und die Lage einschätzen könnt, dann könnt ihr euch auch aus der Situation befreien."
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FROZEN PROMISE
Novela JuvenilTess hat es endlich aus einer schrecklichen Beziehung geschafft und schwört sich eine lebenslange Pause von Männern zu nehmen. Oder auch nur bis sie mit dem College fertig ist, doch diese Rechnung hat sie ohne das Leben gemacht, welches sie geradewe...