37|einen weiteren Schritt gehen und die Chance haben ehrlich zu sein

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Tess

Am Dienstag hat Nate gearbeitet und ich war meine Eltern besuchen nachdem meine Kurse für den Tag gelaufen waren. Am Mittwoch haben wir uns zum Mittag in der Kantine getroffen und wurden auch ganz schnell von einer Ladung Freunde unterbrochen, die sich am Tisch breit gemacht haben. Mir war es nur recht, aber Nate hatte alle mit Argusaugen betrachtet und Konversationen geführt, die sie zum Gehen anregen sollten. Tja, sie wollten nicht.
Am Abend war der Selbstverteidigungkurs und wieder haben Avery und Meghan Vic ununterbrochen angemacht, was er mittlerweile sogar erwidert und wenn wir anderen seine Übungen machen redet er mit den Beiden. Beim Kurs war ich gezwungen mit einem fremden Mädchen die Übung zu machen, die nicht gerade zierlich war und als sie mich am Boden festgehalten hat und ich mich nur schwer bewegen konnte war ich kurz davor in Panik auszubrechen, aber Ellie hat sich neben mich gesetzt und mir die Bewegungen zugeflüstert, dass ich das Mädchen von mir schubsen und mich befreien konnte.
Gestern, am Donnerstag, hat mein Tag ganz gut angefangen und zwar mit einem leckeren Frühstück mit Nate zusammen im Diner. Er hat mich noch gar nicht auf diese Nacht angesprochen und ich bin einerseits froh, dass er es nicht getan hat, denn ich fühle mich nicht wohl dabei daran zu denken. Es ist alles gut zwischen uns und ich will es nicht unangenehm machen.

Gestern beim Frühstück hat Nate einen Verbindungsbruder, Pierre, erwähnt, der wohl die besten Partys auf der Walsh schmeißt. Ich habe ihn noch nie gesehen und zuvor noch nie von ihm gehört. Üblicherweise war ich nur gezwungen auf die Partys der Lacrossespieler zu gehen und wenn ich neben denen auf anderen war, dann meistens wegen Ellie, weil sie nicht alleine dort sein wollte und ich nicht alleine im Zimmer bleiben konnte.
Jedenfalls hat Nate gesagt er würde dort vorbeischauen und hat mich gefragt, ob ich nicht mit ihm aufkreuzen wollen würde. Als sein Date? Ich nehme mir mal das Recht und sage ja, denn schließlich bin ich seine Freundin, stimmt's? Ein dümmliches Grinsen breitet sich aus. Es ist noch so surreal, dabei ist es schon knapp eine Woche, die wir zusammen sind.
Ich verlasse das Wohnheim und gehe zügig über die Grünfläche zwischen den Wohnanlagen um zum silbernen SUV von Nate zu gelangen, der auf dem Parkplatz parkt. Der Himmel dämmert bereits und die Straßenlaternen beleuchten die Wege auf denen ich mich bewege bis ich nach der Türklinke greife und sie aufziehe. „Hey!" Mit breitem Lächeln steige ich ein und Nate schaut von seinem Smartphone auf und lehnt sich gleichzeitig vor, dass unsere Münder aufeinander treffen und er mir einen kurzen, aber wundervollen Kuss aufdrückt. Zufrieden seufze ich als er sich wieder von mir löst und den Motor startet. „Du siehst klasse aus, meine Schöne.", schmeichelt er mir und fährt rückwärts raus während ich mich anschnalle und über meine gewellten, blonden Haare streiche. „Dankeschön. Du siehst auch nicht schlecht aus.", gebe ich das Kompliment zurück und betrachte ihn nochmals von oben bis unten. Er trägt schwarze Jeans und unter der hellen Jeansjacke kann ich einen schwarzen Rollkragenpullover ausmachen. Als ich ihm wieder ins Gesicht sehe bemerke ich, dass er den Bart abrasiert hat, den er die letzten Tage trug. Ja, er sieht unglaublich gut aus. Ich habe mich für ein kurzes Kleid in einem karierten Muster entschieden, welches ab der Hüfte in Falten fällt und kurze Ärmel hat. Dazu habe ich kurze Boots kombiniert, die ich auf Meghans Wunsch hin bestellt hatte. Sie war sich sicher, dass sie mir stehen würden und ich bereue den Kauf auf keinen Fall.

„Bereit für die beste Nacht in deinem Leben?", fragt Nate in scherzendem Ton als er vom Parkplatz fährt und auf die Hauptstraße einbiegt. „Du heizt mich echt ein. Ich werde diese berühmt berüchtigt besten Partys im Anschluss in allen Kriterien bewerten, nur, damit dir das klar ist.", stelle ich klar und er grinst als er mich flüchtig ansieht und in die Straße zu den Verbindungshäusern einbiegt. „Du wirst es nicht bereuen mitgekommen zu sein."
Die Fahrt dauert nur fünf Minuten, da die Wohnheime nicht viel weiter als die Nachbarschaft mit den Verbindungshäusern ist. Ich finde es hat positive und negative Aspekte, dass es eine ganze Nachbarschaft mit Verbindungen dieser Universität gibt. Ein negativer Aspekt ist die abnormale Anzahl von Partys und den Streifenwagen, die hier gelegentlich entlang fahren. Positiv ist, dass sich niemand über die Lautstärke der Feiern beschwert, weil ohnehin alle dort sind oder selbst so laute Feiern veranstalten.
Auf den ersten Blick hin sieht die Gamma-Verbindung genauso aus wie alle anderen Villen hier und auch der Vorgarten hat sich ein Beispiel an allen Teenagerfilmen genommen, denn hier hängen Leuten mit roten Plastikbechern rum, durch die Fenster blitzen bunte Lichter und viel Gekreische und Gejubel ist von draußen zu hören. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich im Hintergarten all die Junkies aufhalten. „Wow wie einzigartig und unbekannt.", trieft meine Aussage nur vor Sarkasmus und Nate greift nach meiner Hand um mich durch das hohe Tor zu ziehen, welches das Grundstück umrahmt. „Jetzt hör auf so voreingenommen zu sein. Wenn dir die Party nicht gefällt, dann wird es Pierres Gesellschaft tun. Er ist echt cool und außerdem sind die Anderen auch hier.", sagt er und bei dem zwei Meter Weg bis zur Veranda begrüßen fünf Leute Nate. Es ist als würde ich einen weltberühmten Rockstar daten.
Im Inneren der Villa sieht es nicht anders aus. Überall Leute, noch mehr Mengen an roten Bechern und eine selbstkreierte Tanzfläche für die ganz betrunkenen. Mir dreht sich der Magen um bei der Vorstellung jetzt zwischen all den schwitzenden Körpern zu stehen, doch Nate zieht mich nicht in den Raum sondern durch einen Türbogen neben dem breiten Treppenaufgang.

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