40|Überraschungsbesuch des Sensenmannes

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Tess

Summend lege ich meinen Laptop in meine Tasche und gehe zu meinem Wandschrank um mir eine dicke Jacke herauszunehmen, da es momentan draußen rieselt und ziemlich windig aussieht. Schade, dass es auch im März kein schöneres Wetter gibt. Dennoch bin ich glücklich und die grauen Wolken am Himmel können mir nicht die Laune vermiesen, denn ich schwebe auf schöneren Wolken bis in den siebten Himmel.
Ich hatte noch nie einen so schönen Sonntag erlebt wie mit Nate und von Samstagabend brauche ich gar nicht erst anfangen. Das Date war klasse und der Sex danach, die Reihe an Sex danach sollte ich wohl eher sagen, waren der absolute Wahnsinn!
Nachdem wir ein schnelles Frühstück hinter uns hatten sind wir kurz zum Fylls Wohnheim gefahren, dass ich mich umziehen und frischmachen konnte um danach mit Nate zum Park, außerhalb des Campus, zu gehen, bei dem wir eine Runde gedreht und Enten auf dem Teich, der noch teilweise zugefroren war, beobachtet haben. Ich bin beinahe ins eiskalte Wasser gefallen, weil Nate mich dazu gebracht hat mich auf das Eis zu stellen. In der Nähe des Parks war ein Hotdogstand und wir haben uns kurz gesetzt und nachgedacht, was wir noch tun könnten, da an einem Sonntag nicht allzu viele Möglichkeiten offen stehen.
Letztlich sind wir wieder in seiner Wohnung gelandet und haben uns in seinem Zimmer geküsst, gegen Dämmerung sind wir dann aber ins Wohnzimmer gegangen und wollten uns auf Netflix Actionfilme ansehen. Dean und Grace haben sich uns angeschlossen und wo Logan war weiß ich gar nicht. 
Es war ein simpler, doch sehr schöner Tag und das habe ich genossen. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die zählen und mit Nate lerne ich es wirklich schätzen. Er tut mir wirklich gut. Meine Freundinnen hatten recht.

Es klopft an der Tür und verwirrt schaue ich dorthin als ich die Jacke, für die ich mich nun entscheiden habe, aus dem Schrank ziehe. Ellie ist erst vor einer viertel Stunde losgegangen und ich glaube nicht, dass sie etwas vergessen hat.
Nate? Mein Herz macht einen freudigen Hüpfer bei dem Gedanken, dass er es sein könnte. Gestern haben wir zwar beim Frühstück gemerkt, dass wir uns am Morgen nicht sehen können und uns bis zum Mittag gedulden müssen, aber vielleicht hat Nate sich heute extra beeilt, denn es sind siebzehn Minuten nach neun und er hatte um neun Uhr Trainingsschluss. Vielleicht wird er mit mir bis zu meinem Hörsaal gehen und wir könnten somit ein wenig Zeit miteinander verbringen. Ich bin so liebeskrank geworden!
Genauso geblendet von den Höhenflügen öffne ich die Tür ohne in den Spion zu schauen und sehe in braune statt grünbraune Augen. Oh Gott! Mein Lächeln verschwindet augenblicklich und all die Glücksgefühle sind wie weggeblasen. Brian?!
Dumm, dumm, dumm! Wieso schaue ich nicht durch den Spion?
Mit rasendem Herzen will ich die Tür wieder zuknallen ohne den Mund geöffnet zu haben, doch kurz bevor die Tür ins Schloss fällt entsteht ein Widerstand und ich sehe seinen Fuß im Spalt stehen. Verdammt! Brutal wird die Tür wieder aufgedrückt und ich halte sofort Abstand, indem ich schnelle Schritte in den Raum gehe. Brian kommt tonlos herein und knallt die Tür wieder hinter sich zu, dass sie schallend in ihre Angel fällt und mich zusammenfahren lässt. Meine Angst kriecht meinen Rücken hinauf und ich schlucke den Kloß hinunter um eine feste Stimme herauszubekommen als ich frage:„Was willst du hier?"
„Ich habe genug, Theresa. Deine Spielchen reichen langsam.", beginnt er bereits aufgebracht und macht einen Schritt auf mich zu, dass ich zurücktrete um den Abstand beizubehalten.
„Ich spiele gar keine Spielchen, Brian."
Er wirft die Arme in die Luft und ich schrecke wieder zurück. „Halt die Fresse!", brüllt er mich an, dass ich zusammenzucke. Was soll ich nur tun? Wieso habe ich nicht durch den verdammten Spion gesehen bevor ich die Tür geöffnet habe?

„Ich habe dir deine Zeit gegeben, aber es reicht. Du meinst wohl etwas besseres zu sein, was du Miststück?", keift er und geht weiter auf mich zu, dass ich nach links ausweiche und wir die Plätze tauschen. Verzweifelt schaue ich umher und suche nach meinem Smartphone. Wo ist dieses blöde Ding?
„Mein Leben soll aus den Fugen geraten und du fickst mit diesem Bastard rum? Ich wusste doch, dass du nur eine nutzlose Schlampe bist.", spuckt er verbittert hervor und wir drehen uns im Kreis während er versucht zu mir zu kommen und ich ihm ausweiche. Ein vertrautes Gefühl breitet sich in mir aus, eine bekannte Angst, die ich bereits vergessen hatte zu spüren, aber, wenn ich nun zu ihm sehe und den mörderischen Ausdruck in seinen Augen lese, dann kann ich nichts anderes mehr spüren als diese Angst.
„D-Dann lass mich in Ruhe. Du willst doch nicht mit mir zusammen sein.", behaupte ich kleinlaut und entdecke mein Smartphone auf der kleinen Kommode neben der Amaryllis, die ich noch am Leben halte.
„Falsch!", brüllt er und ich zucke bei seiner lauten Stimme, die mir bis unter die Haut geht, erschrocken zusammen. Ertappt schaue ich wieder ihn an und sein Kiefermuskel zuckt wild, was ich nur schwer unter dem dichten Bart ausmachen kann. „Obwohl du so verlogen bist hätte ich dich noch zurückgenommen.", erklärt er und ich bin für einen Moment sprachlos, doch dann fällt mir ein, dass er mich will, weil ich ihm früher nie widersprach. Aber das hat sich geändert. Ich werde hier rauskommen. Ich werde meine Sachen nehmen, durch die Tür treten und in meine Vorlesung gehen ohne auch nur einen festen Schlag zu spüren.
„Ich will aber nicht mehr zurück zu dir, Brian. Es ist aus und vorbei zwischen uns, versteh das bitte.", bleibe ich stur und er ballt Fäuste. „Und jetzt bist du mit Nate, he?", spottet er und wir drehen uns weiter, dass ich meinem Smartphone langsam näher komme.

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