17|eine Achterbahnfahrt der Gefühle

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Tess

Wenn man es genau betrachtet darf ich gar nicht so eine Furie sein. Wir sind nicht zusammen und auch wenn, dann habe ich trotzdem kein Recht dazu mich so zu benehmen. Er hat genau genommen nichts falsches getan. Lediglich ihre Hand gehalten.
Ich beiße die Zähne bei dieser Erinnerung zusammen und knalle meinen Kopf sanft, dennoch hart genug gegen die Fensterscheibe des Taxis. Reiß dich zusammen, Tess. Wieso sitze ich denn überhaupt hier?
Ich bin völlig meinen Hormonen überlassen, die mit mir machen was sie wollen. Einmal küsse ich ihn, dann halte ich Abstand, dann will ich ihn und wenn er sich nicht meldet bin ich enttäuscht. Ich bin eifersüchtig, mache ihn blöd an und am Ende des Tages sitze ich in einem Taxi auf dem Weg in seine Wohnung um zu essen als wäre alles in Ordnung. Möge mir einer doch nur eine Richtung zeigen.
„Wir sind da.", dringt der Taxifahrer in meinen Gedankenkarussell und ich strecke mich nach vorne um ihm das Geld zu geben. Gleich nach dem Selbstverteidigungskurs bin ich eilig neben den anderen Mädchen hergegangen um mich schnell zu duschen, umzuziehen und lächerlich viel Schminke zu benutzen. Und warum? Um bei Nate zu essen, wenn ich doch eigentlich vor ihm fliehen will. Ich verzweifle langsam aber sicher an meinen Handlungen.

Schnell gehe ich ins Treppenhaus und die Treppen hoch in das zweite Stockwerk in der die Wohnung liegt. Unschlüssig ob ich klingeln oder klopfen sollte bleibe ich mit erhobener Faust vor der dunklen Tür. Es ist acht Uhr und ich bezweifle, dass jemand der Jungs bereits schläft. Ich stutze. Sind die Jungs überhaupt da oder sind Nate und ich alleine? Mir ist noch gar nicht durch den Kopf gegangen, dass wir beide alleine sein könnten. Unverschämte Gedanken  bilden sich in meinem Kopf und ich presse die Lippen fest zusammen. Auch, wenn wir alleine sind wird nichts passieren. Wenigstens das muss ich mir versprechen können. Ich werde heute Abend nicht auf ihm sondern auf einem Stuhl sitzen und statt ihn das Essen verschlingen.
Verunsichert, ob ich immer noch hineingehen sollte senke ich die Hand. Ich kann da nicht rein. Wieso höre ich nicht auf mich selbst? Als ich Brian verlassen habe war es ein Schlussstrich mit den Männern, denn auch, wenn nicht alle schlecht sind will ich Zeit für mich haben. Zeit für mein Studium und mein Buch. Zeit, um zu verarbeiten, was mir passiert ist und daran wachsen und Nate ist in diesem gesamten Konzept wie ein leuchtender, quietschpinker Elefant, welcher mich vom Eigentlichen ablenkt. Es geht einfach nicht.
Ich sollte zurück zum Campus. Vielleicht ist das Taxi ja noch unten und kann mich schnell zurückfahren.
Doch während ich plane schnell zu verschwinden höre ich Schritte von innen und gleichzeitig geht das Licht im Flur aus, dass ich so sehr in Panik gerate, dass ich erschrocken zurücktrete und gegen etwas hartes knalle und es umfällt. Ein lautes Krachen ertönt und ich fluche leise als ich mir über meine Wade reibe. Was war das denn?

Ein dünner Lichtstrahl erscheint bis dieser immer breiter wird und jemand das Licht im Flur anmacht und ich die umgefallene Topfpflanze auf den Marmorsteinen sehe.
„Normalerweise klingeln oder klopfen die Leute an die Tür um auf sich aufmerksam zu machen, aber ich schätze so funktioniert es auch.", spricht Nate hinter mir und ich halte schon den Atem an als ich stocksteif werde. Ich höre Schritte und er taucht neben mir auf als er sich bückt und die Pflanze aufhebt. „Schuldige... Das Licht ist ausgegangen und ich konnte nichts mehr sehen.", erkläre ich und er stellt sich wieder seiner Länge nach hin. Gott, er ist so verdammt groß, dass ich ihn dafür hasse. Ha! Als wenn.. Sei still!
„Komm rein. Das Essen ist gerade fertig geworden.", bietet er an und bevor ich den Mund öffnen kann umfasst er meine Schultern und drückt mich in die Wohnung hinein aus der ein köstlicher Duft kommt. Ich kann es wohl durchstreichen einfach zu verschwinden. „Mach's dir gemütlich.", bietet er an und ich blicke zur Anbauküche herüber als er dorthin geht und etwas aus dem Backofen zieht. Ist das Lasagne und kommt der leckere Duft davon? Ich habe gar keine Ahnung wie man Lasagne zubereitet, doch allen Anschein nach weiß Nate es. Gibt es etwas, das er nicht kann?!
Nate lässt den Lappen los und greift nach einem Pfannenwender um die Lasagne durchzuschneiden während ich meine Jacke und Tasche über die Couch lege. „Sollen wir einen Film schauen?", fragt er und ich zucke mit den Schultern, dass er weiterspricht,„DVDs liegen in dem Schrank unterm Fernseher und Netflix haben wir auch. Du musst nur auf mein Konto gehen. Falls es dich irritiert, ich bin Nate." Durch zusammengekniffene Augen blicke ich über die Schulter zu ihm als ich um die Coach herumgehe und die Fernbedienung greife. „Was? Ich dachte ich werde mit Logan essen?", gebe ich gespielt schockiert von mir und setze mich, doch wirble sofort herum,„Brauchst du bei irgendwas Hilfe?" Nate legt zwei Teller auf die Arbeitsplatte und schaut flüchtig zu mir. „Du würdest mir helfen, indem du mir verrätst was du trinken willst.", sagt er und geht zum Kühlschrank. „Was gibt es für Optionen?", frage ich und öffne das Programm auf dem Fernseher. „Dr Pepper, Wasser, Eistee und ich schätze hier irgendwo liegt Tequila und Rotwein." Bei Tequila verziehe ich das Gesicht, denn in Kombination mit Lasagne klingt es ganz und gar nicht köstlich.
„Eistee.", entscheide ich mich und klicke mich durch die Filme und Serien bis ich beim ersten Teil von John Wick haltmache. Nate hat kein Problem mit dem Film und bringt das Essen, dass ich die Getränke und das Besteck hole und dafür mit einem süßen Lächeln von ihm belohnt werde. Mach mal halblang, Tess. Du wirst nur essen und dann gehen. Gehen ohne wieder einen drastischen Rückfall zu erleben, welcher völlig vorbei an deinem Ziel ist.

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