35|Theresa

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Tess

Ich stelle den Föhn ab und streiche meine, nun trockenen, Haare zurück als ich in den Spiegel schaue und mein müdes Ich betrachte. Wir sind vor einer Stunde wieder zurückgefahren und das erste, was ich getan habe, war die angenehme Dusche, die all meine Verspannungen gelöst hat, die gestern bei all den Treffen entstanden sind, die Grace und ich mit den Sportlern hatten.
Nachdenklich mustere ich mein Gesicht und wandere mit den Augen an meinen Hals an dem sich ein blasser Knutschfleck befindet. Meine Mundwinkel zucken bei der Erinnerung an Nate, wie er mich geküsst und gebissen hat als wir uns für eine knappe halbe Stunde in sein Zimmer verschanzt hatten nachdem wir uns auf der Dachterrasse ausgesprochen haben. Ein verträumtes Lächeln bildet sich. Wir sind zusammen. So richtig zusammen mit Dates, Knutschereien, kitschigen Kosenamen und der Akzeptanz des Anderen. Mein Lächeln bröckelt langsam wieder. Akzeptanz... Würde Nate mich akzeptieren, wenn er wüsste, dass ich mich monatelang von meinem Exfreund als persönlichen Punchingball benutzen lassen habe?
Ich schüttle den irrsinnigen Gedanken ab und streiche meine Haare alle zurück, was den kleinen Knutschfleck neben meiner Halsschlagader hervorbringt. Sofort streiche ich meine Haare auf der linken Seite wieder nach vorne und versuche es so gut es geht zu verdecken, denn mein Plan ist es mich hinzulegen und ein Nickerchen zu halten und für ein Nickerchen möchte ich mir keine Schminke auf den Hals auftragen. Sobald ich meine Sachen zurück in mein Schließfach gelegt habe verlasse ich das Badezimmer und trete in den kleinen Flur vor den zwei Zimmern.

Überrascht schaue ich vor mich, denn vor der Tür zu meinem Zimmer steht Grace, die jetzt ihren Kopf zu mir dreht und lächelt. „Hi. Ich habe mich schon gefragt, ob du schon schläfst und mich nicht hörst.", sagt sie und ich steuere die Tür an. „Ne, ich war erstmal noch duschen und lege mich jetzt hin.", erkläre ich und ziehe die Schlüsselkarte durch den Kartenleser,„Wieso bist du denn hier? Ich hätte gedacht du würdest auch erstmal Schlaf nachholen. Zumindest bist du gestern Abend heimlich aus dem Zimmer geschlichen." Vielsagend schaue ich über die Schulter zu meiner Freundin, die ihre grünen Augen weit aufreißt. „Ich dachte du warst am Schlafen.", spricht sie und wir gehen ins Zimmer. „Im Halbschlaf noch. Was hast du gemacht? Dean und Nate haben sich doch ein Zimmer geteilt." „Tess!", ruft sie empört. Ich lege die Schlüsselkarte und mein Smartphone auf den Nachttisch und setze mich auf mein Bett als Grace sich auf meinen Schreibtischstuhl setzt.
„Wir sind außerhalb des Hotels essen gegangen.", behauptet sie und überkreuzt die Beine. Ich nicke ungläubig und als sie mich fassungslos ansieht lache ich. Wie blöd. Als Grace gestern gegangen ist war ich mir unsicher, ob sie vielleicht zu Dean gehen würde und Nate dann vor die Tür geschmissen hätte, weil dann hätte ich ihn zu mir gerufen -aus völlig hilfsbereiten Hintergründen natürlich-, aber ich war mir eben nicht sicher und habe stattdessen eine Stunde damit verbracht mich herumzuwälzen und zu fragen, wohin sie gegangen ist. Letztlich bin ich eingeschlafen, weil ich zu müde war um weiterhin die Dinge zu hinterfragen.

„Na ja... Mein Besuch hat nichts mit Dean zutun. Ich wollte fragen, ob du mir die Speicherkarte deiner Kamera geben kannst, weil ich mich jetzt gleich mit Kyle treffe und die Fotos dabeihaben will, dass wir sie sortieren können.", erzählt sie und ich deute auf die schwarze Tasche neben meinem Laptop auf dem Tisch, dass Grace sie mir reicht. „Klar, aber willst du dich nicht erstmal ausruhen? Heute ist Sonntag, Grace.", erinnere ich sie und hole die Speicherkarte aus meiner Kamera um sie ihr zu geben. „Danke.", bindet sie kurz an und schaut mir wieder in die Augen,„Ich weiß. Aber ich will das erledigt haben, weil ich die kommende Woche keine freie Minute habe und das nicht immer verschieben will. Außerdem müssen wir den Artikel schon morgen Abend in die Druckerei schicken und ich habe nur zwei Stunden für die Zeitung morgen eingeplant."
Stirnrunzelnd schaue ich sie an. Meint sie das ernst?
„Willst du dich zu Tode arbeiten?", frage ich erstaunt und sie lacht nervös auf und kratzt sich am Hinterkopf. „Das fragt Dean mich auch immer.", gesteht sie und schaut auf die Speicherkarte in ihrer Hand.
Während ich sie betrachte leuchtet der Bildschirm meines Smartphones auf und es vibriert auf dem Nachttisch, dass ich darauf schaue und es zur Hand nehme.

FROZEN PROMISEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt