34|›dieses‹ Gespräch

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Tess

Gähnend trete ich aus dem Bus und schütze meine Augen mit der Hand von der Morgensonne, die auf uns herunterscheint. Gestern Abend habe ich kaum ein Auge zubekommen und als mich die Müdigkeit eingeholt hatte, hat mein Wecker meine Pläne durchkreuzt. Während der knapp zweistündigen Busfahrt wollte ich ein wenig Schlaf nachholen, aber Grace hat das nicht zugelassen, denn sie hat ständig davon geredet, was wir vorhaben werden.
Ich schultere meinen Rucksack als Grace aus dem Bus steigt und sich bei mir unterhakt. „Es ist schon halb zwölf, Tess.", ärgert sie mich und zieht mich über den Parkplatz,„Und ich habe dich mindestens hundert Mal schon gähnen gesehen."
Ich schaue mich auf dem Parkplatz um und mache fünf andere Busse aus, die wohl zu uns gehören. „Ich bin ein wenig müde.", erkläre ich und wir treten in das Hauptgebäude des Wellnesscenters.
An der Rezeption checkt Grace für uns beide ein und während sie mit der Frau spricht schaue ich mich in der Lobby um. Hinter und neben uns stehen einige Sportler mit Kleidungsstücken, auf denen das Logo der Walsh ist, welches ein majestätischer Löwe mit zwei Schlingpflanzen um ihn ist. Suchend schaue ich weiter und mir fällt erst gar nicht auf, dass ich eine bestimmte Gruppe suche, eine bestimmte Person.
Erst heute morgen habe ich gesehen, dass er mir gestern gegen Mitternacht geschrieben hat und ich habe nicht darauf geantwortet, denn schließlich ist es schon der nächste Tag und ich kann nicht viel auf ›Danke, Hübsche. Sorry für die späte Antwort. Schlaf gut!‹ antworten.
Ich stelle fest, dass noch gar keiner der Eishockeyspieler hier ist und statt sie zu finden kommt das Lacrosseteam in einer großen Meute herein. Brian ist nicht hier. Ich habe völlig vergessen, dass er dabei sein könnte, aber als Jay mich auf dem Parkplatz gesehen hatte und ich beinahe zusammengebrochen wäre, weil er mir wieder eingefallen war, hat er mir geschrieben, dass Brian nicht mitkommt, weil er verkatert in seinem Bett liegt.

„Dankeschön.", holt Grace mich zurück und greift um meine Hand, dass wir zurücktreten und die nächsten einchecken können,„So. Unser Zimmer." Sie reicht mir eine Schlüsselkarte und blättert in ihrem Notizheft als wir den Aufzug ansteuern.
„Ich will auf jeden Fall mit Daniel Langford vom Cross Country sprechen. Er hat momentan die kürzeste Laufzeit hingelegt.", erklärt sie und schaut durch ihre Notizen,„Und Vivienne Smith aus dem Schwimmteam. Sie hat einen neuen Rekord beim Tieftauchen gemeistert." Ich nicke und wir steigen in den Aufzug während Grace weiterhin Namen einkreist, dicker nachschreibt und in Gedanken zählt. „Ich habe die Nummer von einigen, aber einige andere müssen wir aufspüren." Ich gähne. „Schaffen wir schon.", murmle ich und die Türen öffnen sich in der dritten Etage. Wir bleiben nur für eine Nacht hier und dementsprechend sind wir ausgerüstet. Im kleinen Zimmer lasse ich mich auf das schmale Einzelbett fallen als Grace ihren Rucksack und die Extratasche für die Kamera und den Rekorder mit einem kleinen Mikrofon auf ihr Bett fallen lässt und beginnt diese Dinge auszupacken.
„Sollten wir das vorher erstmal testen?", fragt sie und tüftelt an dem Gerät rum als ich mich auf den Rücken fallen lasse und zur Decke hochsehe.
Ich würde viel lieber selbst massiert werden statt hinter irgendwelchen Sportlern hinterherzulaufen und Fotos zu schießen.

„Hey, was ist los?", fragt Grace und plötzlich steht sie nicht mehr an ihrem Bett sondern setzt sich auf meines. Ich drehe den Kopf zu ihr herum und überlege, ob ich ihr erzählen sollte, was gestern passiert ist. Doch statt von Brians Besuch zu erzählen kommt mir etwas anderes über die Lippen:„Ich bin so unsicher, Grace." Sie zieht eine Braue hoch und ich schaue wieder zur Decke hoch. „Nate und ich.. wir.. ich weiß einfach nicht wie wir mittlerweile zueinander stehen. Wir gehen miteinander aus, aber er hat immer etwas gesagt, was eigentlich darauf hinweist, dass wir mehr sind, aber momentan ist er gar nicht so.", teile ich meinen Frust und sie holt tief Luft. „Oh Gott, ich weiß genau wie du dich fühlst.", erzählt sie und schüttelt den Kopf,„Diese Unsicherheit ist schrecklich. Und letzten Endes hat sie mich auch noch in eine echt peinliche Situation gesteckt, weil ich angenommen hatte, dass Dean und ich zusammen waren." Sie zuckt mit den Schultern. „Was gar nicht der Fall war. Aber das ist ja nicht unser Thema.", fügt sie hinzu und winkt ab. Skeptisch mustere ich sie und ziehe die Brauen zusammen. „Das ermutigt mich gar nicht, wenn du das sagst.", stelle ich klar und sie beißt sich auf die Unterlippe. „Sorry."
Ich seufze und reibe mir über die Stirn.
„Ich weiß nicht, was ich tun soll."
Schweigen legt sich über uns und ich kehre in meine Gedanken zurück als Grace sich im Zimmer umsieht. Wie aus dem Nichts greift sie nach mir und schaut mich mit riesigen Augen an. „Ich hab's!"
Fragend sehe ich sie an und Grace Augen funkeln begeistert. Was hat sie vor?

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