48|Entschuldigungskuchen, Geburtstagslieder und zwei unterschiedliche Mädchen

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Nate

Nachdem ich mein morgendliches Joggen am Sonntag hinter mich gebracht habe und wieder in die Wohnung trete vernehme ich den Geruch von... ich kann es nicht einordnen. Es riecht verbrannt, gleichzeitig süß und auch erfrischend. Was ist hier passiert? Von der Eingangstür aus kann man sofort in die Küche sehen und das tue ich und beinahe hätte ich mich stöhnend auf den Boden geworfen, denn es ist der reinste Saustall dort. Welcher der beiden hat das gemacht und nicht aufgeräumt? Ich mache das nicht sauber!
Die Theke ist beschmutzt und ich glaube es ist Mehl, welches dort überall liegt. In und neben der Spüle sind mehrere Schüssel, die schmutziger nicht hätten aussehen können und selbst auf dem Herd ist irgendwas gekleckert. Plötzlich erhebt Dean sich fluchend hinter der Theke und als ich ihn ansehe runzle ich die Stirn. Er trägt ein grünes Sweatshirt, wie ich vermute, denn darauf ist der Rest der Mehlpackung wohl gelandet.
Er dreht sich um und sofort landen seine grauen Augen auf mir während ich mehr Mehl und einen braunen Fleck auf seinem Bauch ausmache. Wir haben seit der kurzen Auseinandersetzung vor einer Woche nicht wirklich viel miteinander gesprochen. Das einzige Mal als Dean mit mir gesprochen hat war als er Logan und mich vom Büro des Dekans abgeholt hatte, weil wir Brian verprügelt haben. Seither wechseln wir nur die nötigen Worte miteinander.

„Hey." Ich nicke ihm als ein ›Hey‹ zu und nehme die Kopfhörer von meinen Schultern, da ich sie eben dort abgelegt hatte als ich die Tür unten aufgeschlossen habe. „Ich springe unter die Dusche. Mach die Küche wieder sauber.", verlange ich und drehe um, um zu gehen. „Kannst du einen Moment warten?", ruft er und ich drehe mich wieder zu ihm um. Dean streicht sich über sein Sweatshirt als würde es das sauber machen, doch als er auch bemerkt wie zwecklos das ist belässt er es und deutet mit den Augen auf den Barhocker. Ich setze mich und Dean kniet sich wieder hin und jetzt erkenne ich, dass der Backofen an ist. Er öffnet es und eine große Rauchwolke steigt auf, dass ich die Stirn runzle und mich zurücklehne. Der Feuermelder geht gleich bestimmt an.
Dean holt ein Backgitter heraus und darauf ist eine Backform in der etwas braunes ist, von dem ich vermute, dass es Kuchen sein soll. Er legt es neben die Spüle, hantiert mit einem Messer und befördert den Kuchen aus der Backform auf einen Teller. „Oh mein Gott, es ist ganz.", murmelt er und legt es vor mich. Ich nicke. „Du hast recht, es ist ganz.", stimme ich ihm resigniert zu und sehe auf,„Darf ich jetzt duschen?" Dean seufzt.
„Mann, Nate, das ist mein Entschuldigungskuchen an dich.", stellt er klar und ich ziehe skeptisch eine Braue hoch. „Ist das essbar?", frage ich und er zuckt mit den Schultern, was mich definitiv mehr besorgt. Ich sehe wieder den Kuchen an und langsam sickert es ein, dass Dean mir einen Kuchen gebacken hat um sich bei mir zu entschuldigen. Das ist das erste Mal und irgendwie unangenehm, denn sonst haben wir Auseinandersetzungen mit kurzen Entschuldigungen vom Tisch gefegt.
„Es tut mir leid, dass ich behauptet habe, dass Tess Dinge vor dir geheim hält.", macht er den ersten Schritt und ich zwinge mich wieder vom Kuchen aufzusehen, doch Dean sieht darauf. „Schon gut. Hat ja eigentlich auch gestimmt.", winke ich ab und er sieht mich langsam an,„Mir tut's leid, dass ich gesagt habe, dass du mit Grace Schluss machen sollst und dass du dich immer beschwerst."
„Na ja, ich beschwere mich manchmal echt viel.", stimmt er mir murmelnd zu und meine Mundwinkel zucken.

Dean atmet tief durch und stützt sich links gegen die Spüle.
„Das Ding ist nur... Ich bin.. ratlos.", gesteht er und ich sehe ihn stillschweigend an, dass er weiterspricht,„Ich habe manchmal das Gefühl, dass Grace mir aus den Händen gleiten wird und wenn wir uns lange nicht sehen, da denke ich, dass sie mich vergisst." Er zuckt mit den Schultern und versucht seine Unsicherheit herunterzuspielen, aber das braucht er nicht bei mir probieren. „Grace liebt dich, Dean." Er nickt schnell. „Ich weiß. Ich liebe sie auch.", gibt er leise zu und ich lege meine Unterarme an die Theke. „Du musst ihr sagen wie du fühlst.", berate ich ihn und wieder nickt er. „Ich weiß." Er betrachtet den Fleck auf seinem Oberteil und reibt mit dem Finger ein wenig darauf rum.
„Nate?" Ich sehe ihn abwartend an. „Tess Unfall.", beginnt er abgehakt und sieht mich prüfend an,„Also.. Was denkst du so darüber?" Ich seufze. „Ich weiß Bescheid, Dean.", stelle ich klar, denn ich weiß worauf er Anspielungen machen will. Mann, verdammt, selbst mein bester Freund wusste, was los war und ich nicht. „Er hat das gemacht, stimmt's? Deswegen haben du und Logan ihn geschlagen.", schlussfolgert er und ich nicke. „Logan weiß gar nichts.", füge ich hinzu, damit er ihm nicht entgegenkommt, als wüsste dieser, was los ist. Tess hat mir nie die Erlaubnis erteilt jemandem davon zu erzählen und das werde ich auch nicht tun. Dean nickt schnell. „Ja, ich weiß. Das hat er ja gezeigt an dem Abend.", erinnert Dean mich und ich erinnere mich daran, dass Logan immer ahnungsloser ausgesehen hatte.
„Wieso hast du mir das nicht am Anfang gesagt?", frage ich ihn und trommle mit den Fingern auf die Arbeitsplatte,„Als ihr gewusst habt, dass wir uns daten, wieso hast du mir nicht gesagt, dass sie mir was verheimlicht?"
„Weil das ihre Angelegenheit ist und ich mir sicher war, dass sie es dir irgendwann erzählt-.." „Hat sie nicht." Überrascht sieht er mich an und ich wende den Blick kurz ab. „Hab's durch Jay Emery erfahren und dann habe ich sie auch schon ins Krankenhaus bringen müssen.", spreche ich und stelle das Trommeln mit den Fingern ein. „Oh." Er kratzt sich am Hinterkopf.
„Immerhin ist es jetzt überstanden.", behauptet er und ich antworte nicht darauf, denn ich weiß nicht, ob es das ist,„Sie wird ihn anzeigen, richtig? Ich habe es schon damals versucht, aber wir konnten sie nur dazu bringen, dass sie sich trennt."
„Wenn sie ihn anzeigt, dann zeigt er Logan und mich an." Dean runzelt die Stirn und ich zucke wieder nur mit den Schultern, denn ich will nicht mehr dazu sagen, weil ich ihre Entscheidung nicht mag. Klar, es wäre natürlich besser, wenn in meiner Strafakte nichts von Körperverletzung steht und sie so leer bleibt, wie sie jetzt ist, aber Brian kann nicht damit davonkommen.
„Kriege ich jetzt endlich mal eine Gabel um zu sehen, ob ich deinen Kuchen überlebe?", lenke ich ab und Dean dreht sich lachend zum Besteck um. Er reicht mir einen Teller und eine Gabel während er den Kuchen in Stücke schneidet und mir eine Scheibe des Schokoladenkuchens serviert. „Also, ist jetzt wieder alles gut zwischen uns?", fragt er und ich nicke. „Natürlich." Er nickt zufrieden und als ich mit der Gabel den Kuchen trenne beginnt es wild zu klingeln.

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