22|ein Zeichen der Stärke oder doch der Schwäche?

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Nate

Lustlos wende ich das Omelett und es beginnt zu brutzeln. Auf dem Esstisch befindet sich ein Katerfrühstück mit genug Kohlenhydraten für ein Leben und ich fühle mich unfassbar verkatert, dabei habe ich drei Buds getrunken. Und der Alkoholinhalt darin ist ein Witz.
Die Kaffeemaschine piept und ich hole vier Tassen heraus um uns allen Kaffee einzugießen und die Tassen auf den Tisch zu stellen. Als ich wieder hinter die Theke will stoße ich dagegen und verziehe das Gesicht, denn es hat genau den blauen Fleck an meinem Becken getroffen. Es kann auch an meiner Verletzung liegen, dass ich so erschöpft bin.
Oder auch an...
„Guten Morgen.", gähnt Dean und ich schaue über die Schulter zu ihm und Grace, die beide hundemüde zum Tisch gehen und sich setzen. „Du bist ein Engel, Nate.", beteuert Grace als sie sofort nach dem Kaffee greift und trinkt. „Morgen.", murmle ich und hole einen Teller heraus um das Omelett daraufzulegen sobald es fertig ist.
„Ihr dürft euch mit meiner Anwesenheit erfreuen.", ertönt auch die verschlafene Stimme meines anderen Mitbewohners und er will nach einem Pfannkuchen greifen, doch Dean schlägt sofort seine Hand weg.
„Fass das Essen nicht an bevor du dich gewaschen hast. Ich will deine Spermien nicht essen.", knurrt er und Logan schnaubt. Grace greift in diesem Moment nach einer Gurkenscheibe und schiebt sie sich in den Mund, dass Logan auf sie zeigt. „Und was ist mit ihr? Sie hat hundert pro deinen Saft überall, aber sie darf das Essen anpacken.", beschwert er sich und Grace wird sofort rot, was ihr bekanntestes Merkmal ist. Dean zuckt nur mit den Schultern. „Wir haben geduscht. Du nicht." Theatralisch seufzt Logan und dreht sich wieder um, um das Badezimmer anzusteuern. „Ich habe zwar nicht geduscht, aber mir die Hände und das Gesicht gewaschen!", jammert er und die Tür knallt zu. Grace lehnt sich zu Dean hinüber um ihm zuzuflüstern:„Ich mag Logan mit jeder Sekunde, die ich mit ihm verbringe immer weniger." Er nickt nur. „So geht es jedem, der ihn kennenlernt, aber glaub mir bis zu den Sommerferien wirst du ihn akzeptieren und vielleicht sogar mögen wie ich es manchmal tue. Oder du bleibst nur bei der Akzeptanz wie Nate es tut." Beide Augenpaare richten sich auf mich und ich antworte nicht darauf.

„Das Omelett, Nate.", erinnert Grace mich und sofort drehe ich mich zum Herd um, um die Pfanne sofort hochzuheben. „Scheiße!", fluche ich und schaue mit einem Pfannenwender unter das Omelett. Es ist ein wenig zu braun, aber wird uns schon nicht umbringen. Also schiebe ich es auf den Teller und setze mich gegenüber von Grace hin.
„Guten Appetit.", wünsche ich ihnen und nehme mir ein Brötchen, welches ich vor einer halben Stunde vom Bäcker geholt hatte. Mit gesenktem Blick belege ich mein Brötchen mit allem möglichen und die Stille, die von meinen Freunden aus kommt geht nicht spurlos an mir vorbei. Sie sehen mich an, das spüre ich und vielleicht macht Grace gerade irgendwelche Handzeichen um Dean zum Reden zu animieren. „Äh.. Also, Nate?", beginnt er und mein Verdacht wird bestätigt als ich flüchtig hochsehe und Grace ihren Freund skeptisch mustert. „Ja, Dean?", kontere ich und halte mein Brötchen fest ohne hineinzubeißen.
„Wie geht's?"
„Super."
„Sicher?"
„Ja."
„Ganz sicher?" Ich kneife die Augen enger zusammen.
„Ganz sicher.", wiederhole ich mit fester Stimme und Grace seufzt. „Du bist ein Idiot, Schatz.", merkt sie an Dean an und schaut mich nun an als hätte ich vor Stunden erfahren, dass mein Hund überfahren worden ist. Vielleicht sollte ich langsam gehen.
„Hast du deine Verletzung gekühlt?", fragt sie und ich nicke, was nämlich der Wahrheit entspricht. Sobald die drei hier waren hat Grace mir gefrorene Erbsen in die Hand gedrückt und ich habe mich mit einem Buch und den Erbsen hingelegt um gedankenverloren durch die Seiten zu blättern.
„Wisst ihr was, ich habe eigentlich zu tun. Es macht euch doch nichts aus, wenn ich verschwinde.", lüge ich und stehe bereits auf als Grace den Kopf schräg legt und Dean schnaubt. „Es ist Sonntag, Alter. Setz dich.", befiehlt Dean in einem Ton, der keine Widerrede duldet und seufzend lasse ich mich wieder auf den Stuhl fallen.
„Nate, du kannst mit uns reden. Und wenn du wegen mir nicht reden willst, dann kann ich auch gehen und ihr redet unter euch Jungs über das, was gestern in der Bar passiert ist.", bietet Grace an, doch ich schüttle den Kopf und lasse mein Brötchen fallen, von dem ich nicht einmal einen einzigen Bissen genommen habe.

FROZEN PROMISEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt