14|Entschuldigungen, Ängste und die Grenzen überschreiten

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Tess

Mit dem Schritt aus dem Zimmer versteife ich mich und sehe mit großen Augen zu dem wohl attraktivsten Mann auf Erden, der locker im Whirlpool sitzt, welches bläuliches Licht auf ihn strahlt und die einzige Lichtquelle hier ist. Seine Arme hat er am Beckenrand angelehnt, den Kopf noch immer im Nacken und die Augen geschlossen. Anscheinend bin ich wie ein Trampeltier herausgekommen, denn er hebt nun den Kopf an und sieht mich verschleiert an. Mein Herzschlag verändert sich urplötzlich, wird schneller und kräftiger, und ich drücke meine Hände an meine Seiten, als wäre ich eine Soldatin.
Seine Augenfarbe ist mal wieder undefinierbar, so aber nicht sein Blick in ihnen. Ganz angetan lässt er diesen über mich wandern, von meinen schwarzen Stiefeln bis zu meinem hohen Zopf hoch.
Ich verliere die Kontrolle! Mist, ich verliere hier gerade die Kontrolle!
„Du bist einfach in mein Leben geplatzt, als ich es am wenigsten wollte!", platzt es aus mir und sein Blick landet letztlich in meinem,„Wirklich. Es gibt wohl keinen schlechteren Zeitpunkt als jetzt!" Wieso klinge ich so verzweifelt und aufgekratzt? Na toll! Nate schweigt und ich beginne zu zittern, was nur gering an der Kälte hier draußen liegt.
„Mein Plan war es mich auf mich zu konzentrieren, mein Studium zu meistern und auf keinen Fall jemandem wieder näher zu kommen.", sprudelt es weiter aus mir heraus und ich bleibe versteinert auf der selben Stelle während Nate mich weiterhin stumm ansieht, sprechen lässt,„Und dann.. tauchst du auf! Wie aus dem Nichts bist du plötzlich da und gehst auch nicht weg." Keine Regung, nur das Blubbern des Wassers, was neben meiner verzweifelten Stimme wieder untergeht. „Ich wollte meine neuen Ziele nicht aus den Augen verlieren, aber soll ich dir mal was sagen? Ich denke einmal in drei Tagen daran, was ich als Lebensziel gesetzt habe!" Zitternd hole ich Luft. „Und zwar nur wegen dir, weil du mich gut behandelst, mir schmeichelst, mir zuhörst und einfach.. so perfekt bist und das verstehe ich nicht! Wieso, wieso zur Hölle, bist du so gut, Nate Anderson?"

Nate sagt immer noch nichts. Er regt nicht einmal einen Muskel und ich verliere langsam aber sicher die Hoffnung, dass er etwas tun wird. Hätte ich nicht so viel sprechen sollen? Hätte ich einfach drinnen sitzen und gedankenlos weiterlesen sollen, auch wenn ich keinen Satz davon mitbekommen hätte?
„Möchtest du auch rein?"
Verwirrt runzle ich die Stirn und sehe von ihm in das wohl warme Wasser und wieder zurück. Ob ich rein will? Hat er mir überhaupt zugehört? Mit einem langen Blick in seine Augen verstehe ich, dass er es hat und diese Intensität, die sie ausstrahlen bringen mich dazu mir die Stiefel abzustreifen. Daraufhin folgt meine Jeans und mein Pullover bis ich in schlichter Unterwäsche in schwarz vor ihm stehe. Und obwohl er mich noch eben ausgiebig betrachtet hat, so schaut er kein einziges Mal von meinem Gesicht ab.
Zitternd gehe ich herum und nehme die kleine Trittleiter um hineinzugelangen. Das Wasser ist angenehm warm und saugt sofort die Kälte aus meinem Inneren heraus.
Obwohl Nate gerade eben noch so schweigsam und zurückhaltend war zögert er keine Sekunde und schwimmt sofort zu mir auf die Seite, dass ich erschrocken den Atem anhalte und ihn ansehe. Aus nächster Nähe kann ich genau mitverfolgen wie das Braun in seinen Augen dominiert und er mich hypnotisierend ansieht. Ich schlucke.
„Ist es einfacher mir die Schuld zu geben?", raunt er leise und brüchig, wobei er eine sonst so klare und deutliche Stimme hat. Mein Brustkorb hebt sich enorm, was unsere Körper aneinander streifen lässt und mir eine Hitzewelle verpasst. Huh, es wird hier drinnen immer wärmer. Nate legt eine Hand an den Beckenrand hinter mir und mit der anderen streichelt er von meiner Schläfe über meine Seite nach hinten zu meinem Zopf. „Hilft es dir, wenn du versuchst Fehler in mir zu finden?", flüstert er dicht an meinen Lippen, dass ich seine praktisch schon spüre und -verdammt- ich will sie spüren. Überall. Nate weckt in mir den Wunsch nie wieder mehr herauszugehen und selbst zu bleiben, wenn meine Haut schrumpelig geworden ist. Wie kann es sein, dass ich von dem Gesagtem von eben zu dieser Empfindung von jetzt komme? Er zieht mit einem Mal mein Zopfgummi, dass meine Haare über meine Schultern fallen und die Spitzen auf der Wasseroberfläche liegen.
„Nur zu.", fordert er mich leise auf und legt seine große Hand in meinen Nacken,„Such nur weiter nach Entschuldigungen um Dem zwischen uns zu entkommen, aber für diesen Kuss wird es niemals eine geben." Und er drückt seine Lippen auf meinen Mund.

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