13|nicht Nichts, aber auch kein Etwas

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Tess

Die Lodge ist unglaublich schön. Die Eingangshalle reicht über zwei Etagen und schmale Geländer ziehen sich rechts in der zweiten Etage entlang auf die man hochsehen kann. Ein riesiger Kronleuchter leuchtet warmes Licht in die Sitzmitte zwischen den gemütlich aussehenden Couches und zwischen den dunklen Holzwänden findet man auch Stein wieder.
Mein bestaunender Blick gleitet zum Empfangstresen, viel eher zu Nate und Dean, die gerade für uns alle einchecken und die Zimmerschlüssel entgegennehmen. Ich hatte die ganze restliche Woche nichts mehr von ihm gehört und gesehen, was mich nicht wundert. Ich hatte ihn abserviert und mich nicht wieder bei ihm gemeldet. Das ist bestimmt auch besser so. Es war ja gar nicht mein Plan ihm näher zu kommen.
Genauso wenig wie es mein Plan war doch noch zu diesem Wochenendtrip mitzukommen, denn ich bin mir sicher, dass Nate mich nicht mehr hier haben will, aber gestern Abend sind Grace und Meghan in meinem Zimmer aufgekreuzt und haben mich zum Packen gezwungen. Irgendwie haben sie wohl mitbekommen, dass ich davon weiß und ich hatte versucht abzulehnen, doch mit jeder guten Ausrede kam ich nicht durch. Also stehe ich jetzt hier in einer Gruppe von der ich mir sicher bin, dass mich die Person, die mich eingeladen hat, gar nicht mehr hier haben will.
Während ich Nate betrachte steigt ein unangenehmes Gefühl in mir hoch und bereitet mir Bauchschmerzen, dass ich die Brauen schmerzend zusammenziehe. Wieso fühle ich mich so schrecklich? Es ist besser so. Bestimmt.

„Die Schlüssel.", lässt Nate uns wissen und erschrocken stelle ich fest, dass er schon vor mir steht. Wie hungernde Tiere stürzen sich Dylan und Dean auf zwei davon und wandern zu ihren Freundinnen, die sie lächelnd ansehen. Himmel! Avery schnappt sich ebenfalls eines und hüpft freudig zu Meghan, dass ich die Übrigen ansehe und feststelle, dass es nur noch Logan, Mason und Nate gibt. Klasse. Wirklich großartig.
Hilfesuchend schaue ich umher und Grace schaut grüblerisch von den Schlüsseln in Deans Hand zu denen, die noch in Nates liegen.
„Tessa, ich wähle dich aus.", erklärt Logan und will sich einen Schlüssel schnappen, doch Nate schließt sofort die Hand und starrt ihn durch zusammengekniffene Augen an. „Nein.", antwortet er für mich und mein Herz fühlt sich plötzlich so schwer an. Logan schaut von Mason zu Nate und stöhnt. „Willst du etwa ein Bett mit mir teilen?", fragt er und Meghan lehnt sich zu Avery. „Ist der blöd oder so?", flüstert sie ihr zu, denn es ist offensichtlich, dass es für Nate nicht um Logans Zimmergenossen geht. Sondern eher um meinen. Und ich habe gerade keinen und will auch mit keinem dieser Kerle in ein Zimmer. „Wir werden definitiv nichts bei uns ändern. Euch viel Spaß.", stellt Lydia klar und greift nach Dylans Hand um ihn schnell mit sich zu ziehen. Mason sieht mit hochgezogener Braue seiner Schwester hinterher, doch schüttelt schnell den Kopf und konzentriert sich wieder auf das Problem. „Äh.. Was sollen wir denn jetzt machen? Die einzige Lösung wäre, dass einer mit Tess in ein Zimmer geht und die anderen zwei zusammen.", bemerkt er und ich stöhne innerlich auf. Das kann doch nicht wahr sein. Wieso muss mir das passieren? Aber klar doch. Was dachte ich mir denn was passiert? Natürlich wird Grace mit Dean in ein Zimmer wollen und anschließend bleiben nur wir drei Mädchen übrig, weil auch Lydia mit ihrem Freund alleine sein will. Ich kenne sie nicht wirklich, dennoch würde ich viel lieber mit ihr sein als mit einem der Kerle.

„Oder ich gehe mit Tess in ein Zimmer und ihr müsst es dann unter euch ausmachen.", kommt es von Grace und sie schnappt sich die Schlüssel von Dean um aufzustehen. Er schaut sie entsetzt an und versucht noch nach ihr zu greifen, doch sie schafft es sich neben mich zu stellen. „Wir sind auch schon mal in unserem Zimmer.", meldet Meghan sich kurz und die beiden gehen aufgeregt davon.
„Was? Nein! Ich wollte doch mit dir in ein Zimmer, Süße.", gibt Dean verletzt von sich und sie zieht eine entschuldigende Grimasse. „Schuldige, Schatz.", trägt sie dazu bei und sieht nochmal zu den anderen drei,„Ihr schafft das schon." Dean wirft sich genervt zurück und ich fühle mich unbehaglich, denn wenn ich nun wirklich nicht mitgenommen wäre, dann gäbe es dieses Problem gar nicht.
„Sei nicht traurig. Ich werde Grace im Kuscheln bestimmt schlagen. Du wirst keinen Unterschied merken.", witzelt Nate und meine Mundwinkel zucken, als er grinsend auf Deans Schulter boxt. „Ich freue mich.", knurrt dieser nur und wir machen uns auf den Weg zu den Zimmern.
Trällernd geht Logan vor und bleibt irgendwann vor einer braunen Holztür stehen um die Schlüsselkarte durchzustecken. Als er das getan hat späht er ins Zimmer und schreckt zusammen. „Was?! Da ist ja nur ein Doppelbett!", schreit er durch die Lodge und Grace zieht mich mit in das Zimmer neben dem Logan und Mason. Nate und Dean gehen den Flur noch ein ganzes Stück weiter und ich zähle die Türen um mir zu merken, dass sie fünf Zimmer weiter sind.

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