41|drei Wörter

7.7K 296 55
                                    

Tess

Schmerzen. Das ist alles, was ich spüre und alles was ich höre ist ein Piepen, welches immer im selben Takt ertönt.
Ich atme, es tut weh, ich drehe den Kopf ein wenig, es tut weh, ich versuche die Hand zu heben und es tut überraschenderweise weh. Mir fehlt überhaupt die Kraft etwas an mir zu heben und ganz langsam kriege ich die Augen auf um gegen ein helles Licht zu blinzeln. Bin ich nicht tot?
Meine Augen gewöhnen sich an die Helligkeit und ich schaue umher. Bin ich in einem Krankenhaus? Mein Blick wandert zu meiner Hand an der eine Influsionsnadel steckt und zu meinem Finger, welches ebenfalls verkabelt ist.
Ist Brian hier? Hat er mich ins Krankenhaus gebracht? Alarmiert schaue ich mich nochmal um, doch ich bin ganz alleine im Zimmer. Als ich versuche mich aufzusetzen tut mir mein gesamter Körper weh und ich verziehe das Gesicht. Sobald ich mich wieder zurücklehne spüre ich etwas weiches an meinem Rücken und befürchte, dass es sich um ein Verband handeln muss. Ich taste vorsichtig an meine Schläfe und spüre ebenfalls ein kleines Verband sowie an meiner rechten Schulter.
Neben dem Schmerz fühle ich mich ziemlich schläfrig und mir ist schwindelig. Mein Kopf tut höllisch weh und ich glaube ich bin nur aufgewacht, weil ich Schmerzen habe, denn diese Müdigkeit ist extrem.

Die Zimmertür geht leise auf und ich drücke mich zurück ins Kissen, weil ich Brian erwarte, doch es ist Nate, der mit gesenktem Kopf und einem dampfenden Kaffee in der Hand hineinkommt. Er drückt die Tür genauso leise ins Schloss und rührt mit dem Holzstäbchen in seinem Kaffee während er an dem Krankenbett vorbeigeht und den Kaffee auf den Tisch legt und sich auf den Stuhl setzt. Sobald er das getan hat schaut er zu mir und sofort weiten sich seine Augen. „Du bist wach!", ruft er und ich zucke bei seiner lauten Stimme zusammen. Er springt auf und macht die zwei Schritte zum Bett um sich vorzulehnen und mir sanft über die Wange zu streichen. Hat Nate mich hierher gebracht? Oh, nein. Er weiß dann bestimmt was passiert ist! Nate wird mich verlassen.
„Wie geht es dir?", fragt er einfühlsam und fährt mit seinem Daumen meinen unteren Kiefer nach. Tonlos schaue ich in seine Augen, die ziemlich rot sind und aufgrund dessen leuchtet das grün stark hervor. Es sieht aus als hätte er geweint. Seine Haare sind verwuschelt und hängen ihm in die Stirn, was den verzweifelten Ausdruck nur verstärkt. „Ich bin müde.", murmle ich mit kratziger Stimme und er nickt verständnisvoll,„Und mein Körper tut weh." Nate senkt den Blick und zieht seine Hand zurück um sie um meine zu legen. „Du warst auch echt übel zugerichtet.", gesteht er und ich schlucke. „Was ist passiert?", flüstere ich und hoffe von ihm ein „Keine Ahnung, ich weiß es nicht." zu bekommen, denn dann müsste ich ihm nicht erklären wie schwach ich bin. Willst du ihn etwa anlügen? Brian wollte dich umbringen!
„Ich bin in dein Zimmer gekommen als du bewusstlos auf dem Boden lagst.", erzählt er und schaut plötzlich auf meinen Hals, was ihn düster dreinschauen lässt,„Und Brian versucht hat dich zu erwürgen." Unsicher schaue ich ihn an, doch Nate bleibt an meinem Hals fokussiert und knirscht mit den Zähnen. „Kannst du mir bitte ein Spiegel geben?", frage ich und er löst endlich seinen Blick als er aufsteht und mir einen Handspiegel aus einer Schublade des Schrankes reicht.

Als ich den Spiegel in der Hand halte vergesse ich beinahe zu atmen und kann nur in mein Spiegelbild starren, welches mir etwas zeigt, was ich auf keinen Fall sehen will. Mein Gesicht ist total verunstaltet. Meine Unterlippe ist mit einer Wunde versehen und eine Blutkruste darum. An meinen Wangen sind rote und lila Flecke genauso an meinem rechten Wangenknochen und an meiner rechten Schläfe sieht man ein wenig Blut durch das dünne Verband. Doch was mir am meisten Angst macht sind die Quetschungen an meinem Hals. Zögerlich hebe ich die Hand und fahre mit den Fingern an den rötlichen und lilafarbenen Flecken entlang, die sich gebildet haben und kaum zu übersehen sind.
Es wurde wirklich versucht mich umzubringen.
„Du warst bewusstlos wegen dem Luftmangel, dem du ausgesetzt warst und bist du irgendwo gegen geknallt, weil sie meinten du hättest eine Gehirnerschütterung?", erzählt Nate und ich nicke langsam den Kopf als ich die Lippen zusammenpresse und weiterhin in den Spiegel starre. Ich kann nicht wegsehen und Tränen sammeln sich in meinen Augen je länger ich meine Verletzungen betrachte. „Hast du schon eine Krankenschwester gerufen?" Ich schüttle den Kopf und blinzle mehrmals um die Tränen abzuhalten, die versuchen aus meinen Augen zu kommen. Das Schwindelgefühl wird schlimmer und ich schließe die Augen, was Nate dazu bringt mir den Spiegel sanft aus der Hand zu nehmen.
„Ich hole jemanden.", gibt er mir Bescheid und ich öffne wieder die Augen um ihn aufstehen zu sehen,„Deine Eltern sind auch eben gekommen. Sie reden gerade mit dem Arzt." Er legt den Spiegel an die Seite und steuert die Tür an während ich ihn beobachte und mir fällt etwas ein.
Ich bin unglaublich froh darüber, dass Nate mich dort rausgeholt hat, denn sonst wäre es jetzt wahrscheinlich schon zu spät, aber... warum war er da? Er wusste doch, dass ich zur Vorlesung musste.
„Nate.", rufe ich ihn zurück und er bleibt mit der Hand an dem Türknauf stehen,„Warum warst du überhaupt da?" Er schaut über seine Schulter zu mir.
Nate lässt sich Zeit mit dem Antworten und als er es tut sagt er:„Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt zum Reden."

FROZEN PROMISEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt