47|eine pure Katastrophe oder eine tränenreiche Versöhnung

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Nate

Ich weiß gar nicht mehr wie lange ich schon regungslos auf meinem Bett liege und an die Decke starre. Mir ist nur bewusst, dass es hell war als ich begonnen habe und mittlerweile dämmert es bereits.
Habe ich es vielleicht übertrieben?
Aber ich meine das doch nicht böse! Tess kann mir nicht vorhalten, dass ich mich um sie sorge. Auch, wenn sie es nicht hören will und versucht zu verdrängen hat er sie eben auf dem Kicker und ich will sie beschützen. Das ist ein menschlicher Instinkt! Jeder will die beschützen, die er liebt und ich will eben Tess beschützen, weil ich sie nicht verlieren will.
Seufzend reibe ich mir über die Stirn und schließe die Augen. Ob sie sich wieder beruhigt hat? Sie wollte das ich gehe und dieses Mal habe ich es auch respektiert und mich nicht wie ein Arschloch quergestellt, aber sie kann mich jetzt nicht ignorieren und hassen. Wir sind zusammen und wenn es ein Problem gibt, dann müssen wir es ausdiskutieren können. Auf dem Parkplatz hat es nicht funktioniert, da war ich ehrlich gesagt auch ein wenig verletzt, weil ich das Gefühl bekommen habe, dass ich einfach viel mehr fühle als sie. Aber dann hat sie mir gesagt, dass sie mich liebt.
Bei der Erinnerung flattert mein Herz in meiner Brust und ich lege den Unterarm auf die Stirn als ich die Augen wieder öffne. Ich wünschte sie hätte es mir nichts ins Gesicht geschrien, aber ich glaube das ist momentan wohl das geringste Problem.
Ich muss wieder mit ihr reden und sie sehen. Ich muss mich vergewissern, dass sie es ernst meinte, was sie sagte und wir daran arbeiten können. Ich bin nicht bereit das Tuch nach einem Problem fallen zu lassen und ich will ihr auch helfen. Sie hat es nicht leicht, das weiß ich. Ich weiß, dass es noch immer an ihr nagt, was Brian getan hat und ich weiß auch, dass er noch eine gewisse Macht über sie hat. So wütend es mich auch macht, so wenig hilft es mir mich darüber aufzuregen. Ich muss geduldig sein und ihr zur Seite stehen. Wenn ich sie bedränge und bemuttere, dann hilft es niemandem, das habe ich jetzt gemerkt. Und das muss ich ihr doch sagen können, verdammt!

Entschlossen stehe ich auf suche mein Smartphone im Zimmer, wobei ich es letztlich in meiner Hosentasche spüre und herausziehe. Ohne zu zögern wähle ich ihre Nummer und es klingelt. Einmal, zweimal, dann drückt sie mich weg. Nicht wahr! Frustriert stöhne ich auf und probiere es nochmal, doch dieses Mal klingelt es gar nicht. Hat sie ihr Smartphone ausgeschalten? Ich kann nicht glauben, dass sie jetzt wirklich sauer auf mich sein will, weil ich mich sorge! Du hast ihr auch vorgehalten, was ihr passiert ist, weil du so unsicher bist. Danke auch, innere Stimme! Ich fühle mich schon schlecht wegen dem, was ich alles gesagt habe, da hat mir das noch gefehlt. Augenverdrehend stecke ich mein Smartphone wieder in die Hosentasche und sehe aus dem Fenster um festzustellen, dass es wirklich schon dunkel geworden ist. Jetzt habe ich meinen Samstagabend auch noch untätig im Zimmer verbracht während der Großteil meiner Teamkollegen im Heaven's sitzen und es sich noch eine letzte Runde gutgehen lassen, bevor wir dem Finale im nächsten Monat näher kommen. Ich hoffe wirklich, dass wir es schaffen, aber wir haben diese Saison so viele gute Spieler und haben beinahe alle Spiele, die wir bereits gespielt haben gewonnen, da mache ich mir nicht so große Sorgen.
Ich verlasse mein Zimmer und überlege, was ich tun soll, denn ganz offensichtlich will sie nicht auf meine Anrufe reagieren und ich denke zu ihrem Wohnheim zu fahren wäre genauso zwecklos.
Überlegend lasse ich mein Smartphone auf die Theke in der Küche fallen und gehe zum Kühlschrank um mir eine Wasserflasche herauszuholen. Vier Mal anrufen ist doch noch in Ordnung oder?
Ich drehe mich zur Theke um und nehme mein Smartphone um auch den vierten Anruf zu wagen und es klingelt wieder, aber sie hebt nicht ab. Ratlos lege ich es zurück und schraube die Flasche auf um daraus zu trinken als mein Smartphone vibriert und ich es mir sofort schnappe in der Hoffnung, dass es Tess ist.

Tess:Ich habe gerade zutun.
Tess:Ich bin gleich beim Radio. Hör bitte auf mich anzurufen. Ich melde mich schon bei dir.

Das war nicht wirklich, was ich jetzt erwartet habe, daher kann ich meine Enttäuschung nicht verbergen. Aber hey! Sie hat geschrieben, dass sie sich meldet, dann wird sie das auch tun. Aber wann? Morgen? Nächste Woche? Soll ich jetzt tatenlos warten bis sie sich meldet? Ich bin kein Mann, der sein Glück abwartet. Ich kämpfe mich zu meinem Glück durch und warten steht nicht zur Debatte.
Während ich nachdenke geht plötzlich die Tür zum Badezimmer auf und verwundert, dass jemand zuhause ist sehe ich auf. Logan kommt heraus und trägt nur ein Handtuch um sein Becken als er seinen Kopf in mein Zimmer steckt.
„Ich bin hier.", rufe ich und er dreht sich sofort um,„Wieso bist du nicht mit den anderen im Heaven's?" Er kommt auf mich zu und ich stelle fest, dass er komplett trocken ist und keine einzige Wasserperle auf seiner tätowierten Haut oder den schwarzen Haaren liegt. Hat er überhaupt geduscht? „Ich gehe gleich los.", antwortet er und bleibt neben dem Esstisch stehen.
„Nate, schau dir mal meinen Schwanz an."
Ich beschäftige mich weiter mit meiner Wasserflasche als hätte ich ihn nicht gehört. „Nate."
Nachdenklich sehe ich zu ihm auf und er steht weiterhin einfach nur da mit seinem Handtuch.
„Will ich wissen, was du die ganze Zeit im Bad gemacht hast?" Er verdreht die Augen als wäre ich derjenige, der etwas schwachsinniges gesagt hätte.
„Ich habe geduscht." Ungläubig sehe ich ihn an.
„Also wenn ich dusche, dann werde ich nass.", erkläre ich. „Sag bloß! Ich habe vor einer halben Stunde geduscht.", erläutert er mehr und ich möchte diese Konversation hier gerne beenden, denn wenn das eine halbe Stunde her ist wieso kommt er erst jetzt heraus? Wie schon gesagt: Ich will es nicht wissen.
„Du musst dir jetzt mal meinen Schwanz anschauen."
Erneut ignoriere ich ihn. Vielleicht geht er ja einfach, wenn ich so tue als wäre er nicht da.
„Alter, hör mir zu! Kannst du dir mal meinen Schwanz anschauen?"
„Ich verstehe diese Frage nicht."
Logan stemmt die Hände in die Hüfte und sieht tatsächlich noch alberner aus als ohnehin.
„Was verstehst du daran nicht?", fragt er aufgebracht und ich lehne mich mit den Unterarmen gegen die Theke, die uns beide voneinander trennt. Er seufzt. „Schau, ich... bin mir ein wenig unsicher wegen der Größe und beginne den kleinen Logan langsam zu hinterfragen.", offenbart er mir und ich runzle die Stirn. „Und ich soll das jetzt beurteilen oder wie?", fasse ich zusammen und er nickt. Es ist nicht so als hätte ich den Kerl nie nackt gesehen. Die Duschen in der Umkleide haben nur halbe Trennwände, die uns bis auf die Hüfte gehen und es ist auch nicht so als würden wir alle versuchen unsere Schwänze voreinander zu verstecken, wenn wir in der Umkleide sind. Ich sehe fünf Mal die Woche die Penisse meiner Mitspieler und ich versuche mich möglichst auf ihre Gesichter zu konzentrieren, denn ich möchte mir nicht ihre Penisse einprägen. Logans Schwanz zufällig in der Umkleide zu sehen ist etwas anderes als wenn er jetzt sein Handtuch fallen lässt und mich darum bittet ihn zu analysieren. Das mache ich nicht. Niemals. Da verliere ich lieber mein Augenlicht.
„Es kommt nicht auf die Größe sondern auf die Technik an.", belehre ich ihn und stelle mich wieder aufrecht hin. Er lässt die Arme fallen. „Das weiß ich doch, aber trotzdem. Ich brauche eine zweite Meinung." Kopfschüttelnd nehme ich meine Wasserflasche und mein Smartphone zur Hand. „Frag doch deine Betthäschen!" „Wieso schaust du denn nicht kurz? Du sollst mir ja keinen blasen, nur gucken!"
Plötzlich fällt mir etwas ein. Eine brillante Idee, die Tess entweder dazu bringt mir zu verzeihen oder ich werde es nur schlimmer machen, aber ich muss es probieren. Logan redet weiter und philosophiert über die Freundschaft unter Männern, doch ich höre ihm gar nicht mehr zu, denn in Gedanken gehe ich diesen geistreichen Einfall durch und stelle fest, dass ich das tun sollte.
Entweder wird es eine pure Katastrophe oder eine tränenreiche Versöhnung.

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