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Leyla

Wegen der frischen Luft fühlte ich mich schon fast nüchtern. Ich saß mich einige Meter entfernt vom Haus auf eine Parkbank. Nicht einmal weinen konnte ich, also nahm ich die Flasche Whisky, die mein Hals Schluck für Schluck immer mehr brennen ließ.
„Wow du hattest wohl ne harte Nacht.", machte sich eine Stimme aus der Dunkelheit bemerkbar. Ich sah auf den Menschenleeren Gehsteig und sah ein wunderschönes Mädchen.
Ich nickte nur und nahm noch ein Schluck von dem Alkohol, der meine Schmerzen betäubte.
„Du willst doch nicht alleine trinken.", das Mädchen saß sich neben mich und streckte ihre Hand nach der Flasche aus. Natürlich gab ich ihr diese auch, denn wenn ich alles leer trinken würde, würde ich im Krankenhaus mit Alkoholvergiftung liegen. Als sie mir die Flasche wiedergab, klebte etwas von ihrem dunkelroten Lippenstift auf dem Rand.
Wir schweigen uns an, saßen einfach nur da und tranken die Flasche leer.
„Schau mal wie schön die Sterne heute sind!", bemerkte sie und zeigte mit ihrem lackierten Fingernagel in den klaren Sternenhimmel, den ich nur noch als verschwommene Lichterkette wahrnahm.
„Ich bin wirklich zu betrunken.", gab ich zu.
„Soll ich dich nach Hause bringen?", fragte sie.
Ich schüttelte nur den Kopf, denn Reden fiel mir momentan viel zu schwer.
„Wo wohnst du denn?"
„Mein Freund", nein dein Ex, Leyla, „Mein Ex ist mit dem Auto hier."
„Du willst doch nicht mit ihm mitfahren? Ich begleite dich gerne.", sie lächelte mich an, stand auf und reichte mir ihre Hand, nach der ich dann auch griff.
„Wir brauchen aber dreißig Minuten zu mir nach Hause.", murmelte ich so gut ich noch konnte.
Auf dem Weg zu mir nach Hause begann ich in dem knappen Kleid zu zittern und das unbekannte Mädchen wollte mir ihre Jacke umlegen.
„Nein, passt schon dir ist doch dann viel zu kalt.", ich blickte auf ihr schwarzes Shirt.
„Weißt du, ich wollte heute kein Kleid anziehen, aber mein blöder Ex und meine blöde beste Freundin, mit der er mich betrogen hat, haben mich dazu gezwungen.", meckerte ich.
„Jetzt kannst du wenigstens das anziehen was du willst.", sie legte ihre schwarze Lederjacke über meine Schultern und ein süßlicher Duft ihres Perfumes machte sich bemerkbar.
„Willst du auch eine?", sie packte aus ihrer Tasche eine Packung Zigaretten.
„Ich rauche eigentlich nicht."
Sie zündete sich eine Zigarette an, während wir schon fast bei mir Zuhause waren.
„Kann ich vielleicht doch ein Zug?", fragte ich nervös.
Sie reichte mir die Zigarette und ich zog daran. Als ich den Rauch auspustete, verfiel ich sofort in einen heftigen Hustanfall. Das schöne Mädchen lachte mich aus.
„Das ist jetzt peinlich. Ist meine erste Zigarette.", bemerkte ich.
„Jeder, der raucht, musste bei seiner ersten Zigarette husten.", sie pustete den Rauch in die Dunkelheit.

„Hier wohne ich.", ich blieb vor meinem großen Haus stehen.
„Schaffst du es alleine hinein ohne, dass deine Eltern etwas bemerken?", sie kicherte.
„Ja, danke dass du mich begleitet hast. Eine Fremde ist netter, als meine beste Freundin, schon traurig."
„Dann musst du dir wohl neue Freunde suchen.", ihr rechtes Auge zwinkerte
„Magst du meine neue beste Freundin sein?", ich schaute sie mit großen Augen, wie ein Kleinkind an.
„Ja, Fremde."
Sie drehte sich um und verschwand hinter der nächsten Ecke. Natürlich schaute ich ihr noch nach, doch sie drehte sich nicht um. So ein schönes Mädchen hatte ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen.

Ich stolperte die Treppen hinauf und verbrachte die restlichen Wochen weinend in meinem Zimmer. Meine Eltern bekam mit, dass es mir schlecht geht und ich sagte ihnen daraufhin, dass wir Schluss gemacht haben. Sie waren irgendwie enttäuscht.
Oft dachte ich auch an das Mädchen, deren Jacke noch in meinem Zimmer lag. Ich wusste ihren Namen nicht und hatte sie noch nie zuvor gesehen, also konnte ich sie ihr nicht zurückgeben.

Die rosarote StadtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt