Leyla
„Was fällt euch eigentlich ein?", meine Mutter knallte die Wohnzimmertür zu.
„Leyla, du kannst nicht einfach so Tagelang weg sein ohne dich bei uns zu melden.", ich sah die Wut in ihren Augen und könnte heulen, da ich es nicht standhalte, wenn jemand mich anschreit.
„Ich... ich hab dir ja erzählt, dass wir wegfahren."
„Ich will aber nicht, dass du mit diesem Junkie wegfahrst!", sie blinzelte Anna böse an.
„Ich muss schon sagen, gut kennst du deine „Freundin"", sie klatsche ihre Hände zusammen. Ich drehte mich zu Anna um, die neben der Tür stand mit dem Blick den Boden fixierend.
„Tut mir Leid, Leyla."
Ich drehte mich noch verwirrter zurück zu meiner Mutter.
„Deine tolle Freundin ist nämlich ein Junkie!", nachdem sie Anna noch zehn weitere Beleidigungen auf den Kopf warf, beruhigte sie sich einigermaßen und erzählte von dem Besuch von Leon und Jana, als wir weg waren.
„Wahrscheinlich hat dir Anna auch nicht erzählt, dass sie von ihrer alten Schule geflogen ist.", fuhr sie fort nachdem sie von Annas Drogenvergangenheit erzählte. Sie hätte anscheinend jedes Wochenende irgendwelche Pillen geschmissen und sich mit Benzos unter der Woche betäubt, bis sie süchtig wurde und in die Entzugsklinik musste. Und das alles mit sechszehn.
„Deine Anna ist nämlich von der Schule geflogen, da sie mehrere Schlägereien mit ihren Mitschülern hatte und nie nüchtern zum Unterricht kam."
Erschrocken davon wie wenig ich Anna kannte blickte ich zu ihr. Sie rührte sich nicht einen Zentimeter. Mit großen Augen starrte sie meine Mutter an.
„Stimmt das?", fragte ich, immer noch die Warheit anzweifelnd.
„Ich hatte zu sehr Angst, dass du mich eklig findest und mich aufrund meiner Vergangenheit verurteilst, wie es fast jeder in dieser verdammten Welt macht.", ihre Starre war nun verfallen und ihre Augen begannen wässrig zu werden.
„Du weiß alles über mich und du verheimlichst mir dein halbes Leben?", ich war mehr wütend auf die Tatsache, dass sie mir nie davon erzählte, als über ihre Vergangenheit.
„Du kannst gehen.", meine Mutter warf Anna eine blaue Reisetasche mit ihren Sachen vor die Füße. Meine Eltern benahmen sich so, als würden wir eine Kriminelle zu Hause wohnen lassen. Anna war aber keine Kriminelle. Sie hatte nur Probleme in ihrer Vergangenheit und das ist vollkommen okay und wird doch hoffentlich nicht unsere Zukunft und Gegenwart verändern.
„Das ist nicht dein Ernst!", motzte ich als Anna mit schnellen Schritten das Haus verließ.
„Leyla, wir wollen doch nur das beste für dich. Anna ist kein guter Umgang für dich.", sie hielt mir einen Vortrag über Drogen, doch ich wollte ihr nicht zuhören.
„Du hast einfach keine Ahnung!", warf ich ihr vor, als sie mit ihrem Vortrag fertig war.
„Nimmst du Drogen?", fragte sie mich ernst. In ihren Gesicht sah man ihr die Sorge an.
„Spinnst du?", ich war wütend und lief mitten im Gespräch in mein Zimmer.
Nachdem ich die Tür zuspertte rief ich Anna an, doch es ging sofort die Sprachbox ran. Nicht einmal ihr Telefon hatte anscheinend Akku. In meinem Zimmer lagen immer noch einige Sachen von ihr. Ruhig sitzen konnte ich nicht, weil ich mir so große Sorgen um sie machte, deshalb räumte ich mein verwüstetes Zimmer auf. Meine Mutter tragte ebenfalls dazu bei, dass in meinem Zimmer eine große Unordnung herrschte. Sie schmiss viele meiner Klamotten aus dem Schrank und warf ein paar Dinge von dem Tisch auf den Boden, um wahrscheinlich so schnell wie möglich Annas Tasche zu packen.
Nachdem ich alle Klamotten zusammen gefaltet und in den Schrank eingeräumt habe, klopfte mein Vater an der Tür. Bereits schon am Klopfen erkannte ich, dass es er war.
Ich stand vom Boden auf und sperrte meine Zimmertür auf.
„Wie geht es dir?", er schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf mein gemachtes Bett.
„Super.", sagte ich voller Ironie.
„Das mit Anna tut mir wirklich Leid.", er bemerkte die Ironie in meiner Stimme.
„Wohin soll sie denn jetzt?", ich saß mich neben ihm auf das Bett, „Ihr wisst genau, dass dies hier ihr Zuhause war und sie sonst keins hatte.", er nickte verständissvoll.
„Warum habt ihr das gemacht?", fragte ich kurz vor dem Weinen.
„Deiner Mutter meinte sie würde dich nur dazu bringen Sachen zu machen, die du nicht machen willst."
„Du weißt genau was für ein guter Mensch sie ist.", wieder nickte er.
„Ich werde mit deiner Mutter nochmal reden."
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Die rosarote Stadt
RomanceImmer wenn Anna mit Leyla zusammen ist, verwandelt sich die sonst so graue Stadt in eine rosarote Metropole. Leyla will alles über Anna erfahren, doch diese hält ihre Geheimnisse tief verschlossen. Zwischen Sonnenuntergängen und Graffittis wollen b...