Anna
„Gut, du bist schon wach.", sagte Mark, nachdem er an meiner Zimmertür klopfte.
Ich trug gerade Wimperntusche auf und fühlte mich dabei ziemlich ausgeschlafen.
„Magst du etwas essen?", er trat ein Stück in mein Zimmer ein. „Oder einen Kaffe?"
„Ein Kaffee wäre super.", behauptete ich.
Als ich fertig mit meinem Make-up und meinen Haaren war, spazierte ich in die Küche.
Ich bedanke mich, als er mir den Kaffee auf den Tisch stellte.
„Hast du ein neues Tattoo?", fragte er. Ich starrte ebenfalls auf meinen Arm und nickte.
„Leyla hat es mir gestochen."
„Ein schiefes Haus.", er lachte. Ich war dankbar darüber, dass er mir keine Predigt hielt, wie schlecht Tattoos wären und, dass ich es eines Tages bereuen würde. So ziemlich jeder Erwachsener würde dies jetzt machen. Mark war aber ziemlich cool für sein Alter.
„Danke, dass ich bei dir wohnen darf.", sagte ich, als ich uns wieder beruhigten, „Ich verspreche, ich werde mir bald etwas neues suchen."
Mark nahm ein Schluck von seinem Kaffe. Als er die Tasse hoch hob, waren seine Adern an den Unterarmen betont.
„Ist schon okay."
Als er einen Blick auf die Uhr wagte, deutete er mir an, zu gehen.
Zum Glück war er so nett und nahm mich in seinem Auto mit in die Schule.
„Bis zur fünften Stunde.", er nahm seinen Rucksack und verabschiedete sich vor dem Schulhaus.
Leyla fiel sofort in mein Blickfeld und ich lief zu ihr.
„Na wie läuft's so?", fragte ich und legte meinen Arm lässig um ihre Schultern.
„Warum bist denn du so gut drauf?", alleine schon die Art, wie sie mich anlächelte, machte mich heute zum glücklichsten Menschen der Welt.
„Wegen dir, Engel.", gemeinsam liefen wir zu unseren Klassen.
„Ach, komm schon.", ihr Mund formte eine Kaugummiblase.
„Heute ist einfach ein guter Tag."
„Ich muss hier rein.", bemerkte Leyla, als wir vor einer Klasse standen.
„Okay, machs gut, Liebste.", ich löste meinen Arm von ihrer Schulter und wollte weitergehen, bis ich Leons raue Stimme hörte.
„Du bist nicht Ernsthaft immer noch mit diesem Junkie zusammen!", meinte er.
„Was hast du gesagt?", ich drehte mich wieder um und ging ein Schritt in die Klasse hinein.
„Dass du ein Junkie bist.", am liebsten hätte ich ihn geboxt, doch ich sollte es nicht machen. Meine Hände kribbelten schon vor Wut.
„Hör nicht auf ihn.", bemerkte Leyla und packte mich am Arm. Sie wollte, dass ich das Klassenzimmer verlasse, bevor es noch Stress geben wird.
„Uhh die kleine Lesbe beschützt ihre Freundin.", plötzlich drehte ich mich wieder zu Leon. Seine Worte klangen zu provokant.
„Komm schon, schlag mich doch. Wie du führer deine ganzen Klassenkameraden kranknehausreif verprügelt hast.", er trat einen Schritt näher zu mir, sodass er nur noch eine Armlänge entfernt war.
„Anna, mach es nicht, wir gehen jetzt!", Leyla zerrte fester an meinem Arm, doch war nicht stark genug. Ich musterte Leon noch einmal mit abwertenden Blicken und entschied mich dann zu gehen. Er war es nicht wert eine Schlägerei zu starten und Ärger zu bekommen.
„Du bringst Mädchen nicht einmal zum kommen, also heb lieber dein Maul.", rief ich noch in den Raum, bevor ich ihn verließ.
Auf einmal packte mich Leon von hinten und stieß mich gegen die gelbe Betonwand.
„Ich verderbe wenigstens nicht keine süße Mädchen, so wie du. Ich zerstöre wenigstens keine Leben.", er packte mich an der Kehle und spuckte mir ins Gesicht. Nachdem er das tat, ließ er mich zu Boden fallen.
„Das ruinieren von guten Personen ist also das, was du Liebe nennst?", als ich ihn von dieser Perspektive betrachtete, sah er viel größer aus. Schon einige Schüler versammelten sich um uns, andere gingen weiter und ignorieren uns.
Als ich wieder auf meinen Füßen stand, schlug ich Leon mit voller Wucht in sein Bauch. Er krümmte sich zu Boden und lag dort wie ein Versager. Welcher er auch war. Noch ein Tritt in sein Gesicht löste Nasenbluten aus. Die Schüler, die uns umzingelten, feuerten Leon an. Sie fieberten mit und machten eine Menge Lärm.
„Was ist hier los?", ich sah Frau Meyer, die Direktorin oder besser gesagt Leylas Mutter, näher kommen.
„Anna hat Leon geschlagen!", noch bevor ich etwas sagen konnte, meldete sich Jana zu Wort, welche das Spektakel regungslos betrachtete. Nun kniete sie neben Leon und reichte diesem ein Taschentuch.
„Er hat doch angefangen.", verzweifelt blickte ich in die Menschenmenge und hoffte, dass jemand meine Aussage bestätigen konnte.
„Das stimmt.", Leyla stand neben mir.
„Du kommst jetzt in mein Büro, sofort.", sie schaute zu Leon, der gekrümmt neben der Tür stand, „Und alle anderen gehen in den Unterricht."
Ich fragte mich, warm Leon nicht in das Büro musste, doch die Antwort lag auf der Hand. Seine Eltern spenden der Schule viel Geld und wenn er Ärger bekommen würde, würden diese den Geldhahn zudrehen.

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Die rosarote Stadt
RomantikImmer wenn Anna mit Leyla zusammen ist, verwandelt sich die sonst so graue Stadt in eine rosarote Metropole. Leyla will alles über Anna erfahren, doch diese hält ihre Geheimnisse tief verschlossen. Zwischen Sonnenuntergängen und Graffittis wollen b...