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Anna

„Er hat mich provoziert, Sie können Leyla fragen!", nervös fummelte ich an meinem schwarzen Haargummi herum.
„Es tut mir Leid, dass wir dich rausgeworfen haben, aber du musst deshalb keine Schlägerrei anfechten.", sie ordnete ihr Blätterchaos auf dem Schreibtisch nebenbei.
„Ich weiß, entschuldigung.", ich betrachtete das kreisförmige Muster auf dem Teppich.
„Ich werde mir eine gerechte Strafe überlegen.", nun lagen die Blätter geordnet auf ihrem Tisch.
„Also werde ich nicht von der Schule verwiesen?", mein Blick hob sich vom Teppich.
„Du musst vielleicht einmal dem Hausmeister helfen oder die Klassenzimmer putzen."
Ich war überrascht, denn ich hätte mir eine schlimmere Strafe erwartet.
Ich bedankte mich und stand auf.
„Ach und noch eins, Anna.", als ich gerade gehen wollte, drehte ich mich zu Leylas Mutter um.
„Ich habe letztes überreagiert. Wenn du willst, kannst du ja Mal zum Abendessen kommen oder so.", sie schenkte mir ein Lächeln. Frau Meyer hatte das selbe Lachen wie Leyla.
„Dankeschön.", erleichtert verließ ich das Büro und ging in mein Klassenzimmer.

„Ich fahr jetzt zu Leyla, bis später.", ich schnappte meine Autoschlüssel von dem Tisch.
„Hast du vielleicht noch einen Moment?", Mark bot mir den Stuhl neben ihm an.
„Klar.", ich saß mich und konnte mir schon denken über was er reden will. Seine ernste Stimme weißte darauf hin.
„Im Konferenzzimmer erzählte man heute, du hättest dich mit Leon geprügelt.", er faltete seine Hände zusammen und legte diese auf den Holztisch.
Da ich nichts dazu sagte, redete er weiter.
„Warum hast du das gemacht?"
„Er hat mich provoziert. Er schlug mich zuerst.", schuldig blickte ich auf den Tisch.
„Was hat er denn gesagt?"
„Er hat mich Junkie genannt und dazu hat er auch noch Leyla beleidigt.", ich klang wie ein kleines Kind.
„Leute werden immer etwas gegen einen haben. Du kannst nicht gleich mit Gewalt antworten.", er blickte mir direkt in meine Augen, was mich nervös machte.
„Ich weiß."
„Wie wäre es, wenn du einmal mit mir und meinem Freund boxen gehst?", bot er mir an.
„Hmm... Ich glaube nicht, dass mir das etwas bringt, aber danke für das Angebot."
„Wie du meinst.", er faltete seine Hände wieder auseinander, „Probiere solche Idioten nächstes Mal einfach ignorieren. Er wollte doch nur, dass du ihn attakierst. Du willst diesem Dummkopf doch nicht das geben, was er will?", er trank den letzten Schluck seines Wassers aus.
„Stimmt.", mit einem gefälschten Lächeln verließ ich den Raum, stieg in mein Auto und fuhr zu Leyla.

„Wir müssen noch das Bild machen von unserem letzten Kunstwerk, Engel."
„Hätte das jetzt vergessen.", ich fuhr auf einen Hügel außerhalb der Stadt, auf dem man die Hochhäuser sehr gut betrachten konnte.
„Perfekt.", bemerkte ich.
Der Himmel hatte eine wunderschöne Farbe angenommen. Von dort oben konnte man unser Graffitti, welches das Hochhaus schmückte, sogar erkennen. „a city full of people & nobody looks at the stars.", dieser Spruch war Leylas Idee. Mir gefiel es. Leyla musste mit der Kamera ranzoomen, dass man den Schriftzug gut erkannte.
„Soll ich dir etwas schönes erzählen?", fragte ich während Leyla die perfekte Perspektive für das Bild suchte. Sie nickte als sie in die Kamera starrte.
„Man sagt, wenn ein Künster stirbt, hat er noch ein letztes Mal die Möglichkeit ein großes Kunstwerk zu erschaffen.", der Himmel nahm die Farbe immer stärker an. Die Gebäude leuchteten schon fast violett-rot.
„Er kann nämlich den Himmel zeichnen. Einen letzten schönen Sonnenuntergang betrachten.", ich zog Leyla zu mir, als sie das Bild gemacht hatte.
„Ist das nicht romantisch?", ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt.
„Ich finde es eher traurig.", gab sie zu.
„Das Leben ist traurig, aber der Tod doch nicht.", behauptete ich und strich durch ihre glänzenden blonden Haare.
„Für die Sterbenden vielleicht."
„Wir müssen jetzt nicht darüber nachdenken.", ich strich mit meinem Finger über ihre Lippen. Der Lippenbalsam klebte nun auf meinem Finger.
„Denn wir werden ewig leben. So wie die Marmorfiguren.", fuhr ich fort.
„Hast du einen neuen Lippenbalsam?", fragte ich, um das Thema zu wechseln.
Sie nickte. Sie näherte sich meinem Gesicht und ließ mich den Lippenbalsam schmecken.
Ich war mir ziemlich sicher, dass es Vanille war. Es schmeckte nämlich nach Weihnachten im Frühling.
„Vanille?", fragte ich und grinste sie an.
„Ja.", sie strich mit ihrer Hand über meine Wirbelsäule. Sofort spürte ich Spannung in meinem Körper.
„Willst du auch wissen, wie meine neue Bodylotion riecht?", ich biss mir auf meine Unterlippe und nickte.
Ich zog sie in die hinteren Sitze meines Autos. Nun lag sie auf mir oben und ich konnte sie spüren. Ihre Brüste drückten gegen meine. Ihre Lippen berührten meine. Ihre Hand lag auf meinem Oberschenkel und meine auf ihrem Po.
„Auf ein ewiges Leben.", keuchte ich und zog ihr Shirt hoch.
„Auf ein ewiges Leben.", wiederholte sie während sie mir tief in meine Augen blickte. Unsere Blicke zeugten eine Art Magie. Doch vielleicht war es auch nur der inzwischen rosarote Himmel draußen.
„Kokosnuss?", ich küsste ihren Hals.
Nachdem sie die Autotür zugemacht hatte, nickte sie.

Die rosarote StadtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt