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Leyla

„Du solltest doch ein Kleid anziehen und nicht so billig bekleidet kommen!", meckerte Jana.
„Ich weiß.", antwortete ich.
„Du sagst immer du weißt, aber änderst nie etwas daran.", sie wurde wütend auf mich. „Zieh den Schrott aus und ersetzte ihn mit einem Kleidungsstück von mir!"
Sie warf einen Stapel ihrer Kleider auf das Bett. Ich wühlte durch ihre Sachen, doch fand nichts was mir wirklich gefällt.
„Diese Klamotten bin nicht ich.", ich betrachtete das pinke, mit glitzer besetzte Kleid in meinen Händen.
„Willst du damit sagen, dass diese billige Scheiße besser zu dir passt, als ein edles Kleid?", sie musterte meine zerissene Jeans und mein pinkes Shirt, das mit süßen Anime-Figuren bedruckt ist.
„Ja.", meine Stimme wurde leiser, denn ich war etwas eingeschüchtert.
„Deine Eltern sind reich, du musst kein 20€ Shirt anziehen. Ein schönes Kleid passt besser zu deinem Image."
Ich schaute nur traurig und war gleichzeitig wütend auf meine beste Freundin.
„Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber Leon macht mit dir Schluss, wenn du so kommst.", fügte sie noch hinzu.
Leon, mein Freund, geht auch auf diese Party, zu der wir eingeladen wurden. Ich hatte eigentlich überhaupt keine Lust zu feiern, denn ich fühlte mich nicht nach Party. Viel lieber wollte ich in mein Bett liegen, Serie schauen und schlafen.
Von Leon hab ich eigentlich auch die Schnauze voll, denn er will alles über mich bestimmen und ich habe keine Freihet mehr. Wir sind mittlerweile seit der Oberstufe, also seit über drei Jahren, ein Paar. Man nennt uns „das Traumpaar der Schule". Doch insgeheim will ich schon sehr lange mit ihm Schluss machen, aber ich trau mich nicht. Ich will ihn nicht verletzen und meine Eltern haben sozusagen schon unsere Hochzeit geplant. Jeder wäre doch enttäuscht, wenn wir nicht mehr zusammen wären, vorallem unsere Eltern.

Weil Jana es so wollte, zog ich mich um und schlüpfte in ein dunkelrotes, knielanges Kleid. Mit dem Lockenstab machte ich mir noch Locken in mein langes blondes Haar. Etwas Make-Up trug ich noch auf und schon waren wir bereit zu gehen. Als ich mich noch ein letztes Mal in dem Spiegel betrachtete, wurde mir klar, wie hässlich ich eigentlich neben Jana aussah. Sie verzauberte jeden Jungen mit ihren wunderschönen blauen Augen und ihrem großen Hintern. Ihr gelbes, enges Kleid betonte ihre Figur perfekt. Wenn ich ein Junge wäre, würde ich sie auf jeden Fall daten wollen. Jeder Typ, sogar mein Freund schaut Jana heimlich hinterher und denkt ich würde es nicht sehen, doch ich bin nicht dumm.

„Leon ist da.", rief Jana zu mir, als sie sein BMW in der Auffahrt sah.
„Hey Babe.", er gab mir einen Kuss auf den Mund und ich spürte seine Bartstoppeln, die unangenehm an meiner Haut rieben.
„Wie geht's dir so?", fragte er.
„Gut.", log ich, „dir?"
„Auch."

Eigentlich geht es mir in letzter Zeit überhaupt gar nicht gut. Ich habe nicht mal wirklich ein Grund dafür, denn meine Familie ist reich, ich habe ein Dach über dem Kopf und warmes Essen am Tisch, ich habe einen Freund und Leute, die mich lieben. Vielleicht will ich einfach nur aus diesem langweiligen Leben ausbrechen und nicht mehr Vaters brave Prinzessin sein. Jeder Tag ähnelt dem anderen so sehr, dass man meinen könnte, ich bin in einer unendlichen Zeitschleife gefangen.
„Du trinkst heute aber nicht viel, Ley.", forderte mich Leon auf.
„Weiß ich noch nicht."
„Ich kann auch nichts trinken, denn ich muss fahren.", mittlerweile standen wir auch schon in der Parklücke, „Außerdem willst du dich doch nicht blamieren."
„Ja.", ich war genervt. Eigentlich hatte ich vor etwas zu trinken, denn ich wollte auch mal wieder Spaß haben. Meine Sommerferien waren so langweilig, dass ich die letzten Wochen noch ausnutzen möchte. Ich war zwar in Italien mit meinen Eltern, doch sonst habe ich nichts gemacht außer mich mit Leon zu treffen. Ich war auf keiner coolen Party, war nie nach drei Uhr morgens wach, geschweige denn nackt schwimmen.

Die rosarote StadtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt