Anna
„Lass mal eine Pause machen.", ich hatte nämlich jetzt schon keine Lust mehr auf Mathe. Eigentlich nahm ich mein Problem in Mathe einfach als Vorwand sie zu treffen. Ich hatte es satt alleine rumzuhängen und wollte wirklich eine Freundin finden.
„Wir haben gerade erst angefangen.", überrascht legte sie das Buch auf den Schreibtisch.
„Hast du keinen Hunger?", fragte ich.
„Doch, schon, aber-"
„Dann lass uns doch was zu essen holen.", unterbrach ich sie.
„Hmm", ihre Unsicherheit machte sie wirklich süß, „okay."
„Auf was hast du Lust?", fragte ich Leyla.
„Pizza, Döner, mir passt alles."
Dieses Mädchen nannte meine zwei Lieblingsessen als Erstes, deshalb mochte ich sie noch mehr.
„Pizza?", sie steckte den Stöpsel auf ihre violette Füllfeder und nickte.
Als wir durch ihr wirklich großes, modernes Haus zum Ausgang gingen, staunte ich nur. Fast alles in diesem Haus war aus Glas und glänzte. Der helle Kronleuchter in der Küche stahlte Reichtum aus.
„Bist du reich oder warum hast du so ein schönes Haus?", fragte ich sie.
„Mein Vater verdient nur gut.", die unzähligen Vasen, die auf den Regalen standen, deuteten auch darafhin.
„Er ist Architekt.", fügte sie hinzu.Als sie in mein Auto einsteigen wollte, hielt ich ich sie davon ab.
„Du schuldest mir doch noch eine Fahrt auf deinem Fahrrad.", erinnerte ich sie und lehnte mich an diesem gelben Gefährt an.
„Jetzt?", fragte sie verwundert.
„Jetzt.", sie stieg auf das Fahrrad und ich saß hinter ihr auf dem Sitz während ich mich hielt an ihr festhielt. Als wir die Straßen der Stadt mit ihrem Fahrrad runterfuhren, färbte sich der Herbsthimmel violett. In diesem Moment wollte ich nichts anderes lieber machen, als auf ihrem Fahrrad zu sitzen und mich bei ihr festhalten. Ich machte mir gerade wirklich falsche Hoffnungen und schüttelte diese sofort wieder aus meinen Gedanken.
Wir holten uns eine Pizza, saßen uns auf das frisch gemähte Gras neben dem Fluss und unterhielten uns.
„Deine Eltern haben dir wirklich erlaubt ein Nasenpiercing stechen zu lassen?", die Abendsonne strahlte ihre Sommersprossen im Gesicht an.
„Ja, meine Mutter ist nicht so streng.", ihr war egal was ich mache, doch ich wollte nicht sofort über meine Familienproblemen reden.
„Mein Vater würde erstmal ausrasten, auch wenn er mich lieb hat." Ich wünschte auch, ich hätte einen Vater, der mich liebt.
„Naja, wenigstens kümmert er sich um dich.", ich stopfte das letzte Stück Pizza in mein Mund.
Nach meinen Worten merkte ich, dass sie nicht wirklich wusste was sagen, deswegen wechselte ich das Thema und wir fingen an über Musik, Kunst und Urlaub zu sprechen.
Desto länger wir uns unterhielten, desto mehr kam Leyla aus sich raus und ihr fiehl unsere Unterhaltung merkbar leichter. Sie erzählte mehr. Auch wenn wir so verschieden waren, hatte ich ein Gutes Gefühl bei ihr. Ich dachte mir wirklich, wir können Freunde werden und heimlich hoffte ich, dass es mehr als nur das werden könnte.
„Hey Mom.", als wir vor ihrer Einfahrt standen, stieg ihre Mutter gerade aus dem Auto.
„Ich wusste nicht, dass du die Tochter der Direktorin bist.", stellte ich fest, „aber schön Sie zu sehen."
Als beide nebeneinander standen, war ihre Ähnlichkeit verblüffend. Beide hatten wunderschönes blondes Haar und die selbe Stupsnase.
„Hier kannst du mich mit „du" ansprechen, Anna.", ich war erstaunt, dass sie meinen Namen noch wusste.
„Klar."
„Danke, dass du mir in Mathe geholfen hast.", ich drehte mich wieder zu Leyla, „Ohne dich hätte ich die Hausaufgaben überhaupt nicht schaffen können und vielleicht willst du mir in Zukunft auch noch helfen.", ich zwinkerte ihr zu und ihr normalerweise blasses Gesicht verfärbte sich rot.
„Ja, wenn du Hilfe brauchst, bin ich da."
Somit stieg ich in mein Auto und fuhr weg. An diesem Tag begann unsere „Freundschaft", die für ein Leben bestimmt war.

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Die rosarote Stadt
RomanceImmer wenn Anna mit Leyla zusammen ist, verwandelt sich die sonst so graue Stadt in eine rosarote Metropole. Leyla will alles über Anna erfahren, doch diese hält ihre Geheimnisse tief verschlossen. Zwischen Sonnenuntergängen und Graffittis wollen b...