Leyla
Mit zitternden Händen lief ich so schnell wie ich konnte, doch Anna hatte ich schon nach wenigen Minuten aus den Augen verloren. Sie war viel zu schnell. Mitten auf der Straße blieb ich verzweifelt stehen und wusste nicht was ich machen sollte. Plötzlich schoss mir ein beängstiger Gedanke in meinen Kopf. Was ist, wenn sie sich etwas antut?
Ich lief so schnell wie ich konnte und hielt überall Ausschau nach Anna.
„Anna!", schrie ich mit meiner restlichen Kraft durch den Park.
„Verdammt, wo bist du?", flüsterte ich in die Kälte des Winters. Die Dunkelheit, die mich umhüllte, machte es mir nicht gerade leichter, Anna zu finden. Ich durchsuchte den ganzen Park, doch fand sie nicht. Als ich zurücklaufen wollte, sah ich eine dunkle Gestalt unter den Bäumen liegen.
Ich erkannte sofort Annas schwarze Jeansjacke und lief zu ihr.
„Ist okay.", ich saß mich neben sie und strich ihre Tränen sanft mit meinem Daumen weg.
Anna saß schweigend auf dem kalten Boden und drückte ihren Körper fest gegen meinen. Wir hielten uns gefühlt eine Ewigkeit in den Armen, denn ich wollte ihr zeigen, dass ich da bin und mich um sie kümmerte.
„Verdammt, wo soll ich denn jetzt hin?", man hörte die Verzweiflung in ihrer Stimme.
„Bei mir bist du immer willkommen.", ich stand auf und streckte ihr meine Hand entgegen.
„Komm wir gehen." Sie wischte mit ihrem Ärmel die restlichen Tränen von ihrer Wange, atmete noch einmal tief durch und stand auf.
„Es tut mir jetzt Leid, dass ich das sage, aber meine Mutter ist ein Arschloch.", behauptete Anna und trat mit ihrem Fuß gegen ein Mülleimer, der auf dem Gehsteig stand.
„Ja, aber jetzt gehen wir erstmal zu mir.", ich griff nach ihrer Hand und hielt diese.
„Als ich meiner Mutter erzählte, dass ich auf Frauen stehe, wollte sie es nicht wahrhaben und wollte mir einreden, dass das nur eine Phase ist. Schließlich ist jeder mal unsicher.", man hörte die Wut in ihrer Stimme.
„Als ich dann mit meiner ersten Freundin nach Hause gekommen bin, meinte sie, Homosexualität wäre gegen die Natur. Damals hatte sie auch damit gedroht mich rauszuschmeißen und ich machte daraufhin mit meiner Freundin, die ich anscheinend nicht richtig liebte, Schluss."
Ich war sprachlos und musste zuerst nach den richtigen Worten suchen.
„Wow, das ist krass. Aber Tiere sind sogar homosexuell, also wo verstößt das bitte gegen die Natur?"
„Meine Mutter ist einfach so sehr von ihrer Meinung überzeugt, dass sie die Fakten übersieht.", Anna rollte mit ihrem Augen, die nun dünkler schienen als normalerweise.
Als ich die Tür öffnen wollte, hiel Anna meine Hand zurück.
„Was sollen wir denn deinen Eltern sagen, warum ich bei dir bin?",sie wischte die verschwommene Mascara unter ihren Augen weg.
„Wenn ich sie anlügen würde, würden sie es merken, also sagen wir ganz einfach die Warheit.", ich legte meine Hand auf die Türklinke.
„Aber mir ist es peinlich und ich will nicht, dass sie von mir negativ denken."
„Das werden sie nicht."
Als wir in das Haus kamen, sahen wir meine Eltern auch schon auf dem Tisch sitzen und essen.
„Ihr kommt genau richtig.", meine Mutter stand auf und holte noch zwei Teller aus der Schublade, „
Und zum Glück habe ich heute sowieso zu viel gekocht."
Als wir uns saßen, plazierte meine Mutter ein großes Stück Lasagne auf unsere Teller.
„Ich hoffe du magst Lasagne.", Anna sah etwas verwirrt aus.
„Ja klar, danke."
Während wir aßen, unterhielten wir uns über den Tag und Anna saß still neben mir.
„Kann Anna heute hier schlafen?", fragte ich , als ich die Teller zu dem Geschirrspüler brachte.
„Sicher doch.", sie blickte zu Anna.
„Hast du denn gar keine Sachen mit?"
„Nein, die hab ich vergessen.", log Anna.
„Du kannst dir bestimmt von Leyla etwas ausleihen."
Ich musste grinsen.
„Klar kann sie das."
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Die rosarote Stadt
RomanceImmer wenn Anna mit Leyla zusammen ist, verwandelt sich die sonst so graue Stadt in eine rosarote Metropole. Leyla will alles über Anna erfahren, doch diese hält ihre Geheimnisse tief verschlossen. Zwischen Sonnenuntergängen und Graffittis wollen b...