5

81 7 0
                                    

Anna

Der Tag war bis jetzt ziemlich in Ordnung, nur, dass ich Mathematik nicht verstand und nicht wirklich mit jemanden geredet habe, war blöd. Es schien so, als würde mich niemand bemerken, ich fragte mich, ob ich wirklich so unsichtbar bin. Ich tat mir ebenfalls ziemlich schwer die Klassenzimmer zu finden, denn für jedes Fach gab es verschiedene Klassenzimmer. Außerdem ging mir nach dem ganzen Treppen steigen die Luft aus. In den letzten zwei Stunden hatte ich Kunst, das hieß, ich musste mich von dem Erdgeschoss in den vierten Stock die vielen Treppern hinaufschleppen. Mir ging schon, als ich den zweiten Stock erreicht hatte die Puste aus und ich schnappte nach Luft. Natürlich mussten jetzt auch noch die Schulglocken läuten, das hieß, ich kam zu spät. Völlig außer Atem erreichte ich den Zeichensal und mir wurde klar, ich muss anfangen Sport zu machen und ins Fitnessstudio gehen oder Laufen. Einfach irgendetwas machen um meine Kondition zu verbessern.
Nachdem ich das Klassenzimmer betrat, saß jeder schon auf seinem Platz und ich entschuldigte mich dafür, zu spät zu sein. Es war nicht ganz meine Art mich zu entschuldigen, aber ich wollte nicht am ersten Schultag schon unsympathisch rüber kommen. Natürlich starrte mich jeder an, als ich die Tür zufallen ließ.
„Du bist doch die Neue oder?", fragte der recht jung aussehende Lehrer. Es tat gut, jemanden zu sehen, den ich kannte. Schlecht sah der Lehrer auf keinen Fall aus mit seinen braunen kurzen Haaren und seinen Bartstoppeln.
Ich erfreute mich über diese Anmerkung, denn mich hatte heute keine Aufmerksamkeit von den Schülern bekommen.
Ich nickte ihm zu.
„Ich bin Mark Grüner und unterrichte das zweite Jahr an dieser Schule. Ich bin froh, dass du diesen Kurs ausgewählt hast und hoffe du wirst in meinem Unterricht Spaß haben."
Ich war von der Nettigkeit dieser Lehrperson überrascht, denn ich war es nicht gewohnt, dass jemand in der Schule freundlich ist. Er tat so, als würden wir uns nicht kennen, doch das war in Ordnung, denn er musste schließlich in seinem Job seriös bleiben.
„Du hast Glück, denn du kannst dir sogar aussuchen, ob du neben Leyla oder James sitzt.", sein Blick schweifte auf die zweite Reihe rechts neben dem Fenster. Als ich seinem Blick folgte musste ich schmunzeln, denn dort saß das Mädchen, das sich auf der Hausparty letztens so betrunken hat und meine Jacke gekalaut hat. Ich dachte ich werde meine Lederjacke nicht mehr sehen.
„Neben Leyla nehme ich gerne Platz." Ich lief immer noch schmunzelnd zu ihrem Platz. Sie blickte schüchtern auf den Boden, als sie mich zu ihr kommen sah.
„Ach ihr kennt euch also schon.", bemerkte der Lehrer.
„Kann man so sagen.", antwortete ich während Leylas hellgrüne Augen immer noch den sterilen Boden fixierten.
Der Raum in dem wir uns befanden war im Gegensatz zum Rest der Schule ziemlich hell, denn statt Wänden wurde er mit großen Glasfenstern ausgestattet.
Ich glaubte, das war mein Lieblingsraum der ganzen Schule.

Ich wartete, bis Leyla etwas sagte, doch die Stunde verging ohne, dass jemand von und ein Wort sagte. Herr Grüner erzähte währenddessen über seine Ferien. Er zeigte uns Bilder von seiner Fahrradtour, die er durch Mallorca machte. Im Anschluss fragte er uns was wir gemacht haben.
Meine Sitznachbarin wollte nicht viel von ihren Ferien preisgeben. Das einzige was sie uns erzählte, war, dass sie in Italien mit ihrer Familie war. Nach ihr war ich an der Reihe.
„Ich hab nur ein paar unbekannte Orte entdeckt und hab die Stadt erforscht, die neu für mich war. Erfolglos probierte ich Leute kennenzulernen. Vor einigen Wochen war ich sogar auf einer Hausparty und dort verschwand auf mysteriöser Weise meine Lederjacke.", ich schielte zu Leyla während ich das erzählte und ihre Wangen verfärbten sich in einen Rotton, der perfekt zu ihrem Pullover passte.
Daraufhin sagte sie nichts, aber sie wusste ganz genau, dass ich sie erkannte.
Die Schulglocke läutete nach den Stunden, die erstaunlich schnell vergingen. Ich räumte meine Sachen in meine Schultasche und als ich mich umdrehte, um das Klassenzimmer zu verlassen ertönte Leylas Stimme.
„Anna", ich drehte mich um, „so heißt du doch?"
Ich nickte und stellte meinen Rucksack auf den Tisch.
„Tut mir Leid wegen der Jacke, ich hätte sie dir früher gebracht, wenn ich konnte. Morgen bring ich sie dir.", ihre Stimme war sehr leise, ich verstand sie fast nicht im Lärm der Schüler.
„Kannst sie auch behalten.", ich verließ das Klassenzimmer daraufhin.

Die rosarote StadtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt