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Anna

Zum Glück fragten Leylas Eltern nicht genauer nach, denn ich wollte wirklich nicht, dass sie erfahren, dass meine Mom mich rausgeworfen hatte. Schließlich hat sie eine perfekte Familie und ich will nicht kaputt wirken.
„Früher oder später müssen sie es sowieso erfahren.", ich schaute Leyla fragen an.
„Dass deine Mutter dich rausgeworfen hat.", fügte sie hinzu.
„Ich kann sonst auch in meinem Auto schlafen."
„Wenn du schon ein warmes Bett und ein Zuhause bekommst, musst du doch nicht im Auto schlafen.", sie legte ihre Hand auf meine.
„Danke.", murmelte ich.
Als ich Leylas Schönheit bewunderte, fiel mir ein funkeln in den Augen auf.
„Ich hab eine Idee.", schoss aus ihr plötzlich heraus, „Dir wird es bestimmt bald besser gehen."
„Was für eine Idee?", fragte ich neugierig während ich durch das Fernsehprogramm drückte.
„Komm einfach mit.", sie nahm ihren schwarzen Rucksack mit und wir schlichen uns aus dem Haus.
Desto weiter wir uns von ihrem Haus entfernten, desto neugieriger wurde ich.
„Ey, erzähl doch, was du vorhast."
Sie grinste nur und zeigte auf das Gebäude vor uns.
„Wir machen jetzt unsere Hausaufgaben.", mir gefiel es, wie rebellisch sie das sagte.
In ihrem Rucksack befanden sich Spraydosen.
„Es ist aber schon zu dunkel für das Bild.", bemerkte ich und stellte fest, dass ich wie eine Langweilerin klang.
„Ich bin aber jetzt wütend.", sie nahm eine Dose in ihre Hand und drückte eine in meine Hand.
Wir schlichen uns in das Wohnhaus und kletterten von dem Fenster im Hausgang auf einen Balkon.
„Hoffentlich sieht uns niemand!", befürchtete Leyla. Ihr Mut verließ sie mit jedem Schritt, mit dem wir uns dem Graffitti näherten.
„Es wird schon gut gehen.", ich lehte mich von dem Balkon auf die andere Seite des Hauses, um dort genügen Platz zum malen zu haben.
„Was tust du da?", fragte Leyla.
„Ich will doch, dass es jemand sieht und jetzt sei still.", Leyla kam zu mir und hielt meine Füße fest, die auf dem Gelände des Balkons standen, damit ich nicht runterfliege.
„Ich glaube, da kommt wer, lass uns abhauen!", ich malte noch den letzten Buchstaben auf die Hauswand und sprang zurück auf den Balkon. Ich bemerkte das Licht, welches in einer der Wohnungen anging und kletterte zu Leyla in das Wohnhaus.
„Hoffentlich hat es niemand gecheckt."
„Nein.", ich nahm ihre Hand und lief mit ihr aus dem Haus.
„Hat es dir Spaß gemacht?", fragte ich sie.
„Nein.", ihre Hände zitterten immer noch vor Aufregung.
„Wie kannst du so entspannt sein?", fragte sie mich auf dem Weg zu ihr nach Hause.
„Ich habe das halt schon öfters gemacht, meine Liebe. Man verliert nach der Zeit einfach die Angst."
„Naja, ich glaube, ich könnte das nie. Was hast du eigentlich auf die Wand geschrieben?"
Ich schmunzelte und zuckte mit meinen Achseln.
„Sag es mir doch!"
„Du wirst es morgen sowieso sehen.", ich gab ihr einen kurzen Kuss auf den Mund.
„Wie stellst du dir das Bild eigentlich vor?", fragte sie mich.
„Lass dir was einfallen, du weißt das Motto noch, oder?"
„Sonnenuntergang und Graffitti.", erwähten wir im Einklang.
„Das hört sich scheiße an für unser Projekttitel." bemerkte ich.
„Wir haben noch genug Zeit, um uns etwas zu überlegen."
Wir schlichen uns wieder in Leylas Haus und als wir kurz vor ihrem Zimmer waren, ging plötzlich das Licht an.
„Wo wart ihr?", fragte uns ihre verschlafene Mutter und schaute auf ihre Armbanduhr, die bereits schon nach Mitternacht anzeigte.
„Spazieren.", behauptete ich.
„Anna ging es nicht so gut und wenn man spazieren geht, kann man besser reden.", fügte Leyla hinzu.
„Okay.", ihre Mutter sah uns skeptisch an, „Wir reden morgen."
„Meine Mutter ist manchmal so streng.", beschwerte sich Anna und lag sich neben mich in ihr Bett.
„Sie kümmert sich doch nur um dich.", ich legte meinen Arm um ihren warmen Körper.
„Das ist aber nervig."
„Ich wünschte, meiner Mutter wäre wütend gewesen, wenn ich erst in der Früh total dicht nach Hause gekommen bin. Sie hat es aber nicht gekümmert und ich fühlte mich dadurch so unbedeutend, denn ich wusste, ich war sogar meiner eigener Mutter egal."
„Tut mir echt Leid für dich. Jetzt bin ich da und kümmere mich um dich, denn du bist mir verdammt wichtig."

Die rosarote StadtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt