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Anna

„Ich will weg von hier.", behauptete Leyla.
„Dann lass uns wegfahren. Ich hab ein Auto, somit hält uns nichts auf.", ich fuhr meine Finger über ihren Arm und spürte die kleinen Härchen.
„Wohin denn?"
„Wohin auch immer du willst, meine Liebe."
Ich forderte Leyla auf ihre Tasche für zwei Tage zu packen. Da wir sowieso ein verlängertes Wochenende hatten, konnten wir es uns erlauben einfach so wegzufahren. Sie sagte ihren Eltern noch Bescheid und dann ging es auch schon los. Ohne Ziel saßen wir uns in mein altes Auto und fuhren Richtung Norden.
Während ich über die Straße fuhr ins Nirgendwo, hörten wir Musik. Ich zeigte Leyla meine Playlist und ihr schien meine Musik wirklich gefallen. Sie tippte mit ihrem Finger auf ihren Oberschenkel im Takt der Musik.
„Ich liebe es, im Auto zu sitzen und Musik zu hören.", sie drückte ihren Kopf in den Sessel.
„Ich könnte das für Stunden machen."
„Aber ich finde, wenn man nach Hause fährt ist man irgendwie traurig und fühlt sich komisch.", wir fuhren auf die Bundesstraße ab. Die Bäume fingen langsam wieder an zu blühen und verscheuchten somit den kalten, hässlichen Winter. Die Sonne ließ sich heute das erste Mal seit langem blicken und erwärmte die Erde.
Während meine Playlist von Lana Del Rey zu Lil Peep und the Smiths wechselte, fuhren wir immer weiter von Zuhause weg. Das Gefühl von Freiheit machte sich breit. Wir unterhielten uns über die Häuser, an denen wir vorbeifuhren und überlegten uns, ob wir einmal in solchen Orten wohnen wollen.
„Schau, das Meer.", Leyla klang aufgeregt und glücklich. Ich wand mein Blick von der Straße ab und sah das blaue Meer, welches sich schwer von dem Himmel unterscheiden ließ.
„Das ist dann wohl unser Ziel.", ich fuhr das Auto auf einen Parkplatz. Da es mittlerweile schon Nachmittag war, suchten wir ein Restaurant.
„Meeresfrüchte?", Leyla durchblätterte die Karte.
„Nein danke. Ich nehm lieber eine Pizza.", ich genoss die salzige Luft, welche in meine Nase steig. Sie erinnerte mich an Freiheit. Die Sonne kitzelte in meinem Gesicht und erwärmte meinen ganzen Körper. Es tat gut, nach einem kalten Winter wieder Sonnenlicht auf der Haut zu spüren. Ich vergaß komplett, wie toll sich Sonnenstrahlen anfühlten.
Die freundliche Kellnerin kam schon nach einigen Minuten und nahm unsere Bestellung auf. Da es nicht zu kalt war, konnten wir draußen sitzen und hatten somit einen beeindrucksvollen Ausblick auf das Meer.
Wir aßen unser Essen auf und liefen danach sofort zum Meer. Der Sand kitzelte unter meinen Fußsohlen. Ich war glücklich. Menschen waren nur wenige dort. Einige laßen ein Buch und lagen in der Sonne, andere gingen mit ihrem Hund spazieren. Ich lief mit Leyla zu dem Wasser. Unsere Schuhe lagen mitten auf dem Weg zum Meer. Wie ein kleines Kind freute sie sich auf das Meer. Nicht nur meine Haut wurde erwärmt, sondern auch mein Herz von ihrem süßen Lächeln. Als ich Leyla ansah, konnte ich weinen, denn es war unglaublich, so ein schönes Mädchen neben mir zu haben. Bevor ich noch anfangen würde zu weinen, küsste ich sie. Der Wind wehte ihre Haare in mein Gesicht und ich roch ihr Shampoo.
„Komm.", schnell schnappte ich ihre Hand und lief mit ihr in das Meer. Unsere Hosen wurden zwar nass, doch es interessierte mich nicht. Ich zog sie immer tiefer ins Meer, bis ich das Gleichgewicht verlor und mein Körper das kalte Wasser zu spüren bekam. Mein Kopf war eine Sekunde unter Wasser und ich spürte das Salz in meinen Augen brennen.
„Spinnst du?", Leyla, die ebenfalls nass war, lachte laut. Wir brachen gemeinsam in Lachen aus und lachten so laut, dass wir das Rauschen des Meeres übertönten.
„Du hast doch Klamotten zum wechseln mit?"
Sie nickte.
„Dann ist gut.", ich zog sie zu mir und tauchte mit ihr unter. Wir waren weit und breit die Einzigen im Wasser. Leute müssten uns blöd angeschaut haben, doch das interessierte mich weniger.
„Geht's noch?", das Wasser ließ ihre grünen Augen noch mehr strahlen und eine Träne rollte meine Wange herunter. Zum Glück konnte man nicht unterscheiden, ob es Wasser oder eine Träne ist. Deshalb mag ich das Wasser.
„Ich liebe dich so sehr.", gestand ich ihr und meine Stimme klang emotionaler als geplant.
„Ich dich auch, verdammt.", ihre Lippen lagen auf meinen. Ich schmeckte das salzige Meerwasser. Ich fühlte alles. Ich fühle jede einzelne Welle, die das Wasser schlug. Ich fühlte jeden einzelnen Sandkorn unter meinen Füßen und jede einzelne Wassermoleküle. Am Meisten aber fühlte ich Liebe. Ich werde geliebt von dieser Welt. Ich werde geliebt von diesem Mädchen. Ich liebe.

Die rosarote StadtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt