Leyla
Es war Samstagmorgen und ich wachte neben Anna auf. Sie lag zwar einige Meter entfernt von mir auf meinem Sofa, aber es war trotzdem schön neben einem Menschen aufzuwachen, den man sehr gerne hat.
„Guten Morgen.", ich gähnte.
„Morgen."
Anna wollte mich gestern nicht alleine lassen, da ich zu betrunken war. Ich bestand darauf, dass sie in meinem Bett schläft, doch sie meinte, ich bin betrunken und habe mich nicht unter Kontrolle. Sie hatte Angst, dass ich etwas mache, das ich nüchtern bereuen würde. Vielleicht hatte sie auch Recht. Wenn sie hier neben mir lag hätte ich nicht wiederstehen können. Mir war es sogar schon total peinlich, dass ich sie gestern Abend geküsst habe. Meine Gefühle gingen einfach mit mir durch und ich stellte den Verstand ab. Doch ich bereue es nicht, denn es fühlte sich zu gut an. Bin ich verliebt?
„Wir müssen los einkaufen gehen.", Anna stand von dem Sofa auf und hebte ihre Klamotten, welche auf dem Holzboden lagen auf.
„Warum einkaufen?", fragte ich immer noch müde und mit unerträglichen Kopfschmerzen.
„Für unser Projekt, du weißt schon.", mich machte es so glücklich zu sehen, wie gespannt und aufgeregt sie wegen unserem Projekt war.
„Jetzt noch nicht, ich bin müde.", ich zog die helle Decke über mein Gesicht.
„Komm schon!", ihre schwarzen Haare sahen wirklich gut aus, wenn sie nicht gemacht waren. Ich könnte mich an diesen Anblick jeden Morgen gewöhnen.
„Das Einkaufszentrum hat auch noch am Nachmittag auf.", murmelte ich verschlafen.
Am Wochenende war ich es einfach gewohnt lange zu schlafen. Ich musste doch irgendwie den unter der Woche verlorenen Schlaf nachholen.
Plötzlich zog mir Anna die Decke weg und packte mich sanft an meinen Handgelenken. Sie probierte mich aus dem Bett zu kriegen und irgendwann stand ich dann von alleine auf.
„Du bist so nervig!", ich lachte.
„Du bist nervig, wenn du betrunken bist!", sie schmiss das Kissen auf mich.
„Gefalle ich dir mein betrunkenes Ich nicht?", fragte ich sie während sie vor meinem Spiegel ihre Haare kämmte.
„Dazu äußere ich mich vorerst nicht.", doch ihr Schmunzeln verriet, dass es ihr gestern gefiel.
„Können wir uns bitte zuerst etwas zu Essen holen?", fragte ich sie und auf meinen Wunsch gingen wir dann zum Bäcker und holten uns Brötchen. Danach liefen wir zu dem Baumarkt und Anna kaufte dort ziemlich viele Spraydosen.
„Ich glaube, wir haben etwas vergessen bei unserem tollen Plan.", bemerkte ich auf dem Nachhauseweg.
„Was denn?", fragte sie.
„In dem Thema Grafitti kenne ich mich jetzt nicht besonders gut aus, aber soweit ich weiß, braucht man irgendein Motiv oder irgendetwas, das man auf die Wände sprüht.", im Hinterkopf fragte ich mich warum Anna überhaupt so viel über Graffitti weiß.
„Ich habe an alles gedacht, meine Süße.", so nannte mich noch nie jemand und ich wusste nicht, ob ich den Spitznamen süß finden soll oder merkwürdig. Ich wusste nicht einmal, was zwischen mir und Anna lief, doch diese Frage wollte ich mir wegen den Kopfschmerzen momentan nicht stellen.
„Darf ich davon erfahren?", fragte ich.
„Es hört sich zwar scheiße an, aber es wird cool, ich verspreche es.", bevor sie fortfuhr wartete sie auf eine Reaktion von mir also nickte ich, „Gefühle. Unser Ziel ist es Liebe zu verbreiten und Menschen, die an unserem Kunstwerk vorbeigehen, ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Wir wollen bemerkt werden. Wir wollen etwas in dieser grauen Stadt verändern und Farbe in den langweiligen Alltag bringen. Das was du fühlst bringst du auf einer Wand zum Ausdruck.", ihre Augen funkelten und so beigeistert, wie sie von unserem Plan war, konnte ich nicht einmal gedenken zu sein. Sie sprach mit viel Leidenschaft und ich fragte mich woher sie die Begeisterung und Motivation hatte. Weil ich Anna aber so gerne mochte und mit ihr viel Zeit verbringen wollte, machte ich mit. Ich probierte begeistert zu wirken, doch ich wusste, dass Anna mich lesen konnte wie ein Buch.
„Ich hoffe, du hast gute Ideen, denn ich kann so etwas nicht."
„Leyla, du wirst schon sehen, wie dir unsere Arbeit gefallen wird, wenn du erst einmal damit begonnen hast. Am Ende wirst nur noch du die Ideen bringen.", Anna lächelte mich an und wusste wahrscheinlich, dass ich nur ihr zu Liebe mitmachte.
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Die rosarote Stadt
RomansImmer wenn Anna mit Leyla zusammen ist, verwandelt sich die sonst so graue Stadt in eine rosarote Metropole. Leyla will alles über Anna erfahren, doch diese hält ihre Geheimnisse tief verschlossen. Zwischen Sonnenuntergängen und Graffittis wollen b...