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Leyla

Willst du Anna nicht einmal zum Essen einladen?", fragte meine Mutter, als ich meine schwarzen Schuhe anzog.
Ich weiß nicht.", ich suchte nach meiner flauschigen Führlingsjacke in der Gaderobe.
Ich würde mich freuen, sie wieder zu sehen.", erstaunt schaute ich sie an. Meine braune Jacke hatte ich schon angelegt und war bereit zu gehen.
Es ist deine Schuld, dass sie nicht mehr hier ist.", warf ich ihn vor, Ich muss jetzt gehen."
Ich schlug die Haustür zu, ohne auf eine Antwort von ihr zu warten.

In meiner Klasse herrschten wieder einmal die üblichen Diskussionen. Leon knutschte im Hintergrund mit Jana rum. Ich hatte wirklich keine Lust mehr und zu meinem Glück, sah ich Anna an meiner Klasse vorbeigehen. Natürlich stand ich sofort auf und lief zu ihr.
Noch bevor wir uns begrüßten, teilte mir Anna aufgeregt mit, dass sie ihren Vater heute treffen wird.
Bist du schon nervös, hm?", sie konnte nicht einmal still stehen.
Total.", gab sie zu, Ich konnte nicht einmal richtig schlafen. Ständig fragte ich mich, wie mein Vater wohl sein wird und, ob er mich überhaupt mögen wird. Schließlich hab ich ihn das letzte Mal gesehen, als ich ein Kind war."
Ich hoffe, dass er nett zu dir ist. Sonst komm ich und sag ihm mal meine Meinung.", Anna schlug mir nach meiner Aussage spielerisch auf die Schulter.
Die Unterrichtsglocke beendete unser Gespräch. Zum Glück sah ich Anna in der dritten Stunde wieder. Sie redete die ganze Stunde über ihren Vater. Anna wusste nicht, ob sie glücklich oder wütend auf ihn ist, was ich auch verstehe. Ich weiß zwar nicht genau, was ihr Vater gemacht hat, doch das was ich weiß reicht mir, um ein schlechtes Bild von ihm zu haben. Trotz all dem hoffte ich, dass er sie gut behandelt und sie auch noch nach dem Treffen glücklich sein wird.

Leyla, warte noch kurz.", bat mich Herr Grüner, während alle anderen die Klasse verließen.
Er saß sich auf den Stuhl neben mir, auf dem vor einigen Minuten Anna saß.
Darf ich dich um etwas privates bitten?", fragte er mit seiner beruhigen Stimme.
Ich nickte verwundert.
Anna hat dir bestimmt erzählt, dass sie sich heute mit ihrem Vater treffen will.", wieder nickte ich.
Ihr Vater ist wirklich.", er suchte nach einem passenden Adjektiv, ein unbrechenbarer Mensch. Ich kenne ihn und ich weiß, dass sich Menschen ändern können, doch trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl bei der Sache", er strich sich das braune Haar aus dem Gesicht.
Anna hört aber nicht auf mich.", nun schaute er mir direkt in die Augen.
Deshalb bitte ich dich, sie nicht alleine gehen zu lassen."
Und wie soll ich sie überreden mich mitgehen zu lassen?", fragte ich.
Dir fällt schon etwas ein.", mit einem zwinkerndem Auge stand er auf, sag einfach, du machst dir Sorgen um sie."
Ich stand ebenfalls auf.
Dankeschön.", murmelte Herr Grüner während ich den Raum verließ.

Nach der Schule wartete ich auf Anna, um ihr das zu sagen, was ich die Schulstunden davor schon geübt hatte. Als ich sie die Treppe runter gehen sah, lief ich zu ihr und tat so, als hätte ich sie zufällig gesehen.
Kann ich dir etwas sagen?", fragte ich auf dem Feldweg hinter der Schule. Zum Glück mussten wir zusammen bis zur Bushaltestelle laufen.
Ich habe ein schlechtes Bauchgefühl, wenn ich dich alleine zu deinem Vater gehen lasse.", beichtete ich und wartete auf eine Reaktion in ihrem Gesicht.
Ihr schönen Augen starrten mich einige Sekunden an.
Hat Mark mit dir geredet?", schoss aus ihrem Mund heraus. Ich ahnte nicht, dass sie davon wusste. Schnell entschief ich mich zu lügen und somit schüttelte ich meinen knallroten Kopf.
Ist schon okay.", lächelnd bemerkte sie meine Lüge als wir endlich bei der Bushaltestelle angekommen waren, Mark hat mit mir lange diskutiert und hat versucht mich zu überreden nicht alleine zu gehen."
Ich habe aber wirklich ein schlechtes Gefühl, wenn du alleine dort hingehst.", hatte ich wirklich nach dem Gespräch mit Mark.
Sie schaute mich unglaubwürdig an.
Ernsthaft.", der Bus erschien in meinem Blickfeld, Lass mich dich begleiten."
Stille.
Ich kann auch im Auto warten, wenn du willst.", fügte ich hinzu.
Wie ist das Zauberwort.", sie grinste mich an. Ihr Grinsen war wirklich verführerisch böse.
Bitte.", sagte ich.
Nur weil du's bist."
Noch bevor ich in den Bus einstieg, gab ich ihr einen Kuss auf die Wange und verabschiedete mich.

Die rosarote StadtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt