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Leyla

Es herrschte unerträgliche Stille in dem Raum. Man konnte sogar Annas Atem hören. Mir fehlte die Luft zum atmen.
„Du schuldest mir schließlich zweihunderttausend Euro. Hast du alles selber weggekokst?", er wurde immer lauter. Statt Stille herrschte nun der Schall seiner unangenehmen Stimme im Raum.
„Antworte mir!"
„Ich dachte wir wären Freunde.", ihr Vater begann mir Leid zu tun.
„Wenn es um Geld geht hört Freundschaft auf!", er kniff ein Auge zu, um besser zu zielen.
„Ich hab dir eine zweite Chance gegeben. Du hättest mir Anna verkaufen können, doch du hast es vermasselt!", der Kopf von Alexander wurde rot. Nicht von dem Alkohol, sondern aus Wut.
„Schaut mich an, wenn ich dich erschieße.", mir wurde kotzübel.
„Hör auf.", meine Stimmbänder schienen wieder zu funktionieren. Es fühlte sich nicht so an, als hätte ich das gerade gesagt. Ich sah mir eher zu, wie ich redete.
„Du willst Held spielen?", sein Blick haftete auf mir, „Okay.", seine rechte Hand mit der Waffe folgte seinem Blick. Ich kniff meine Augen zu, denn ich konnte diesen Anblick nicht ertragen. Ich probierte mich an einen anderen Ort zu teleportieren. Ein dumpfes Geräusch ließ mich aufschrecken. Ich riss meine Augen auf und bemerkte Alexander auf dem Boden liegen. Anna lag auf ihm oben. Es schien so, als hätte sie ihn umgestoßen. Das rote Blut, welches den Marmorboden schmückte, verriet, dass Alexander geschossen hat. Regungslos stand ich da und beobachtete. Alexander schmiss Anna auf die Seite und lief hinter die hohen Metallregale.
„Leyla.", ich lief zu Anna. Neben sie kniete ich mich auf den Boden.
„Anna?", meine Hände berührten ihren Bauch und spürten die warme Flüssigkeit.
„Bleib wach!", aus ihrem Mund floss Blut. Ihr Gesicht war kreidebleich. Die schwarzen Augen schlossen sich immer wieder, bis ich ihr leicht auf die Wange schlug.
„BLEIB WACH!", wiederholte ich mich.
„Ist schon okay Engel.", sie konnte nur noch flüstern.
„Mein Wunsch zu Silvester war, dich ewig lieben zu dürfen.", ihre Augen starrten auf einen Punkt auf der Decke. Ich legte ihren Kopf auf meine Hand, sodass sie mich ansah.
„Schau mich an und bleib wach.", eine Träne rollte meine Wange runter.
„Das werde ich auch machen.", ihre Augen verloren immer mehr Schimmer. Sie waren matt und leer.
„Nur kann ich dich auf dieser Welt nicht mehr lieben, deshalb musst du es für mich machen.", immer mehr Blut floss aus ihrem Mund.
„Nein werde ich nicht, denn du wirst nicht sterben!", ich rüttelte leicht an ihrem Kopf.
„Wir sehen uns wo auch immer, Engel.", ihre Augen fielen nun endgültig zu und ihre Stimme wurde immer leiser.
„Nein!", schrie ich und rüttelte sie nun fest an ihrem gesamten Körper. Ich schrie, sie soll aufwachen, doch ihr Körper schien leblos. Ich probierte alles, um sie wieder wach zu bekommen. Mit aller Kraft hielt ich nun die Wunde in ihrem Bauch zu, doch das alles brachte nichts. Ich rüttelte sie wieder und wieder. Ich schrie sie an. Ich schrie mit meiner ganzen Kraft. Mein Geschrie übertönte jedliche Geräusche dieser Welt. Immer und immer wieder bat ich sie, ihre Augen aufzumachen. Dann schrie ich wieder mit ihrem Körper in meinen beiden Händen.
„Du darfst jetzt nicht von mir gehen.", meine Hände hielten immer noch ihren Körper fest, doch ich hörte auf sie zu rütteln, denn meine Kraft ließ nach.
„Du darfst mich verdammt nochmal nicht alleine lassen.", schrie ich wieder lauter und schlug ihr diesmal fester in das Gesicht.
„Du hast gesagt wir werden eine gemeinsame Zukunft haben.", meine Stimmbänder hatten mittlerweile auch keine Kraft mehr. Starke Arme rissen mich von ihr los. Ich wollte sie nicht loslassen, denn wenn ich dies tun würde, wusste ich, dass ich sie für immer loslassen muss. Ich probierte alles, um sie noch in meinen Armen zu halten. Mit meinen Füßen tritt ich gegen alles, das sich um mich herum befand.
„Wir müssen dich leider wegbringen, Kleines.", hörte ich im Hintergrund, als mein Geschrie aufhörte. Starke Arme hebten mich nun hoch und trugen mich auf dem Gebäude hinaus. Ich wollte schreien, doch konnte nicht. Mein Herz begann unterträglich zu stechen und ich hatte das Gefühl, ich würde bald einen Herzinfarkt bekommen. Die Umgebung schien mir nun noch dünsterer als je zuvor. Die blauen Lichter schienen mich an, doch trotzdem kam es mir vorher viel heller vor.
„Es wird alles wieder gut.", der Rettungssanitäter wickelte eine Decke um mich.
„Ist sie tot?", fragte ich sitzend in dem Rettungswagen. Der Sanitäter antwortete nicht, sondern gab mir nur eine Umarmung.
„Es tut mir Leid.", seine Stimme war zwar rau, doch sehr beruhigend.
Mittlerweile kamen keine Tränen mehr aus meinem Auge, somit ließ ich alles gefühllos über mich hingehen.

Die rosarote StadtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt