Arbeit

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PoV Greta:

Als Greta am nächsten Morgen erwachte, waren alle anderen bereits verschwunden. Seufzend zog sie ihr Kleid an und begab sich aus dem Zimmer zum Speisesaal. Greta warf einen kurzen Blick in den Kessel mit Haferschleim und rümpfte die Nase.
Die Vorratskammer war leer, bis auf zwei Säcke Mehl, etwas Salz Zucker, einer Flasche Öl, die der Staubschicht nach zu urteilen schon sehr lange Zeit dort stand und einem Glas mit fragwürdigem Inhalt. Bei genauerer Inspektion stellte sich heraus, dass es sich um Sauerteig handelte.
Greta seufzte und packte einen der Mehlsäcke, hiefte alle Zutaten in die Küche und begann Brotteig herzustellen.
Ihr Magen knurrte und sie spielte mit dem Gedanken, doch den Haferschleim zu essen, doch sobald sie sich dem Kessel näherte vollführte sie eine hundertachzig Grad Wendung und widmete sich wieder dem Brotteig.
Greta arbeitete schnell, schnitt bald ein kleines Stück des Teiges ab, nur um ihn bereits in den Ofen zu stellen, während sie den restlichen Teil mit einem Tuch abdeckte und ins Sonnenlicht stellte.
Das Brot im Ofen war steinhart, doch sie schlang es trotzdem runter und spülte mit kaltem Wasser nach. Während der restliche Teig aufging beschloss sie, das Schloss zu besichtigen.
Greta lief die Gänge entlang und öffnete Türen -bei den Meisten Räumen handelte es sich um Abstellräume für Putzzeug- im Keller war ein Kerker, doch er war verlassen. Daneben war ein Raum voller dreckiger Wäsche.
Greta fluchte. Die Wäschehaufen waren größer als sie.
Wusch hier denn nie jemand?!
Zähneknirschend sammelte sie die Wäsche in Körbe und trug die Körbe raus an den Fluss.
Es dauerte den ganzen Tag, doch auch wenn sie anfangs aufgebracht gewesen war, war sie irgendwie dankbar für die Arbeit. Die Vertrautheit. Für die Kinder hatte sie immer gewaschen. Greta spürte eine Welle der Trauer über sie her rollen, dich sie gestattete sich nicht, daran zu denken.
Die fertige Wäsche hing bereits an der Leine und flatterte im Wind, während das Brot im Backofen bug, sie sich einen Tee aufgoss und an den Tisch setzte.
Es war spät geworden, goldenes Licht der Dämmerung schien durch die großen Fenster.
Draußen sah sie, wie der Aufklärunstrupp zurückkam, die grünen Mäntel blühten sich im Wind und ließen die Flügel der Freiheit lebendig wirken.
Greta wartete ab und genoss für einen Augenblick die Ruhe, bevor Sashas Geschrei durch die Gänge hallte und die Tür aufgerissen wurde.
"Brooooooot!", kreischte sie extasisch.
"Da", sagte Greta und deutete mit dem Kinn auf die fertigen Leiber auf dem Herd, "Achtung es ist..." Sasha schrie auf, als sie einen Leib packte.
"...Heiß!", beendete Greta ihren Satz. Da stürmten Eren und Jean durch die Tür und packten Sasha.
"Lasst mich los!", schrie sie.
"Du Verrückte!", brüllte Jean. Greta schmunzelte und verließ die Küche. Sie lief den Gang entlang nach draußen und begann, die Wäsche abzunehmen, wobei ihr die  vielen Löcher in den Kleidern auffielen.
Die sind ja schlimmer, als die Kinder!
Mit Körben voller fertiger Wäsche bahnte sie sich ihren Weg zurück in den Speisesaal. Als sie rückwärts durch die Tür ging, saßen alle bereits am Tiach und aßen.
Brot.
Ohne Aufstrich.
Wenn ich nicht gebacken hätte, hätten sie dann Mehl und Sauerteig gegessen?!
Greta räusperte vernehmlich und stellte die Körbe vor sich ab.
"Ich habe gewaschen! Die Hälfte von euren Kleidern sind zerlöchert oder kaputt!
Und die Vorratskammer ist leer, ihr werdet mit dem Brot Haushalten müssen, oder es gibt morgen kein Frühstück.", erklärte sie.
"Wieso ist die Vorratskammer leer?", fragte Conny. Alle Blicke richteten sich auf Sasha, die sich gerade die Kruste in den Mund stecken wollte. Levi schnalzte mit der Zunge.
Eren und Jean stöhnten entnervt. Greta tat es plötzlich leid, dass sie so anklagend gesprochen hatte.
"Greta", sagte Levi kühl, "Dein Pferd steht in den Boxen." Siw hob eine Augenbraue.
Mein Pferd?!
Doch da sie bereits gegessen hatte, drehte sie sich um und lief durch den Gang.

Das Pferd war pechschwarzen und wunderschön. Greta starrte es in den Boxen an, dann hielt sie ihm die Hand hin und es schmiegte seine Schnauze in ihre Handfläche.
"Na du?", fragte sie und kicherte, als es in ihre Hand schnaubte. Sie bewunderte, wie sich das Mondlicht in der schwarzen Mähne fing.
Greta streichelte den Hals des Tieres und lehnte sich über das Geländer.
"Mach einfach die Box auf!", knurrte eine Stimme hinter ihr. Greta reagierte nicht, doch als sie fast über die Tür kippte, packte Levi ihre Schulter und öffnete die Box.
Die Kiesel knirschen unter den Hufen des Pferdes.
"Es ist ganz schön groß.", bemerkte sie.
"Es ist normalgroß.", knurrte Levi. Greta seufzte. Sie warf einen prüfenden Blick in den Stall und sah einen neuen Sattel.
"Du kannst nicht reiten", bemerkte Levi. Sie zuckte die Achseln. Levi ging an ihr vorbei und hob den Sattel auf das Pferd.
"Es ist dunkel", sagte sie, als er die Riemen festschnallte.
"Du wirst auch bei Nacht reiten müssen", knurrte er.
"Ich bin müde!", beschwerte sie sich.
"Du warst den ganzen Tag im Hauptquartier, während die anderen auf Mission waren!" Greta schnaubte.
"Ich habe den ganzen Tag deine dreckige Unterwäsche gewaschen!", entgegnete sie. Levi funkelte sie an.
"Du steigst jetzt auf dieses Pferd!", knurrte er.
"Ich kann es dir noch mal sagen, es ist zu groß!"
Levi kam auf sie zu, packte ihre Hüften und setzte sie aufs Pferd. Greta kreischte und strampelte mit den Beinen in der Luft, wobei sie aus Versehen ihr Pferd trat.
Das Pferd wieherte und schnaubte.
"Halt still oder es wirft dich ab", knurrte Levi. Greta schnaubte, doch als das Pferd unruhig einige Schritte nach vorne machte, schluckte sie und packte die Mähne. Er schnalzte mit der Zunge.
"Du musst das Bein über den Sattel schwingen", sagte er, es klang gelangweilt, was Greta nur noch wütender machte. Mit knirschenden Zähnen setzte sie sich richtig in den Sattel. Levi deutete mit dem Kinn auf die Steigbügel.
"Da steckst du die Füße rein. Nicht so! Und halt dich an den Zügeln fest, nicht an der Mähne!" Greta hasste ihn in diesem Moment inständig. Hasste, das jemand sie so hilflos sah.
"Schön, ich sitze im Sattel. Kann ich jetzt wieder runter?!", erklärte sie mit vor der Brust verschränkten Armen.
Levi hob eine Augenbraue. Dann nahm er die Zügel und führte sie zum Hof.
"Ich bin müde!", protestierte sie.
"Du hast noch nichts gemacht, außer auf einem Pferd zu sitzen und da bist du noch nichtmal selbst drauf gekommen!", knurrte Levi. Sie schnaubte.
"Ich habe nicht darum gebeten, auf diesem Pferd zu sitzen!", erinnerte sie ihn, in diesem Moment kippte sie zur Seite.
Sofort war da eine Hand, die sie stüzte. Greta packte das Ende des Sattels und schlug Levis Hand von ihrer Taille,bevor sie sich wieder aufrichtete.
"Na schön!", fauchte sie, "Was muss ich tun, um ins Bett zu dürfen?"
"Nimm die Zügel in die Hand", sagte er kühl.

Love and InstinctWo Geschichten leben. Entdecke jetzt