Flucht

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PoV Levi:

Levi war am nächsten Tag früh fertig mit seinem Trainig. Die Zeit schien sich endlos hinzuziehen und anders als seinen Soldaten, denen er zwischendurch immer wieder Pausen gönnte, blieb Levi die ganze Zeit wachsam. Irgendetwas stimmte nicht. Zeke Jäger war für seinen Geschmack noch viel zu selbstgefällig.
Leider waren ihre Geplänkel auch nicht aufschlussreicher.
"Wann werde ich meinen Bruder sehen?" Levi konnte die Frage langsam nicht mehr hören.
"Ich habe noch keine Nachrricht vom Hauptquatier bekommen!", knurrte er. Zeke verzog den Mund.
"Ist denn wenigstens Wein übrig?", fragte er. Levis Augenbrauen zuckten kurz.
"Nein", antwortete er schroff. Enttäuscht sah Zeke auf seine Hände.
"Lauter unerfreuliche Nachrrichten", murmelte er. Levi schnalzte nur gelangweilt mit der Zunge und wollte sich zurücklehnen, da sprang Zeke plötzlich auf, legte den Kopf in den Nacken und schrie.
Für einen kurzen Augenblich war Levi verwirrt, dann schrien die Soldaten plötzlich und krümmte sich und ihm dämmerte, dass er in der Scheiße saß. Zeke rannte los, genau im selben Moment, in dem Levi hochfuhr und seine Waffen packte. Er stürmte hinter ihm her, da fiel ihm Walter vor die Füße. Levi riss dass Bein hoch und stolperte über seinen Soldaten. Zeke rannte weiter, brachte immer mehr Abstand zwischen sich und Levi, doch trotzdem zögerte er. Walter krümmte den Rücken so sehr, dass alle Wirbel sich deutlich unter der Uniform abzeichneten, rollte sich immer stärker ein. Levi hörte Knochen brachen und Muskeln reißen, während die Grenzen menschlicher Körper überschritten worden. Walter standen Tränen in den Augen. Fast flehentlich streckte er die Hand aus, als bettelte er darum, dass Levi ihn erlöste, bevor er zum Titanen wurde.
Dann blitzte auf einmal ein grelles Licht auf, wie ein Blitz, der in menschliche Gestallt gezwungen wurde. Levi schloss die Augen, als immer mehr Lichter aufblizten.
Blinzelnd erkannte er, dass nichts mehr von seinen Soldaten übrig war. Und was noch viel wichtiger war, im selben Moment realisierten die Titanen, dass er als einziger menschlich war und folgten dem einzigen Befehl, den sie noch kannten. Sie stürmten auf ihn zu. Levi schnalzte mit der Zunge, dann wirbelte er herum und sprintete los. Der Boden bebte unter den heftigen Schritten der Titanen. Ein Schatten tauchte über ihm auf, gerade als Levi sich in die Küfte schwang. Eine riesenhafte Pranke verfehlte ihn nur um Haaresbreite und riss ein tiefes Loch in den Waldboden.
Levi landete auf einem niedrigen Ast und starrte auf die Titanen hinab. Titanen, die noch vor einer Sekunde seine Rekruten gewesen waren. Hinter sich hörte er Zeke lachen und das Geräusch brachte ihn zurück in die Gegenwart.
Walters Titan zog sich am Stamm hoch und Griff ungelenk nach ihm. Er hatte ihn angefleht, ihn zu töten. Er wollte nicht als so etwas enden.
Levi fasste in seine Tasche und zog den Ring hervor, drückte die Lippen auf den farblosen Diamanten.
Das Versprechen auf eine bessere Zukunft. Die Aussicht auf ein Lächeln auf ihren Lippen. Er steckte den Ring weg und zückte seine Klingen.

Zeke war nicht weit gekommen, bis Levi ihn einholte. Im Sonnenschein
glitzerte seine Klinge, während er den Nacken des Titanen aufschlitzte.
"Was?!", schrie Zeke.
"Hast du geglaubt, ich könnte sie nicht umbringen?", knurrte Levi, dann trennte er mit einer schnellen Bewegung Arme und Beine ab und schlug Zeke bewusstlos.

PoV Greta:

Greta erwachte früh am Morgen und rollte sich stöhnend aus dem Bett. Die morgendliche Übelkeit war zwar abgeklungen, trotzdem tanzten ihr kurz nach dem Aufstehen nach wie vor Sterne vor den Augen.
Während sie hastig ein Glas Wasser herunterkippte, trottete sie in den Trainingsraum des Hauses.
Genau genommen war es ein Empfangssaal, doch sie hatte ein wenig umdekoriert, um zumindest ein paar ihrer Muskeln zu erhalten. Historia hatte sich bislang nicht beschwert. Greta hatte zwar eingesehen, dass gewisse Übungen, die Bauch und Rumpf stärkten weg fielen, dafür hatte sie jetzt extra Gewicht für ihre Klimmzüge.
Sie begann gerade mit ihrem Training, als sie eine Bewegung vor dem Fenster wahrnahm. Den sechsten Sinn, den Matthias ihr während ihrer Ausbildung zur Assassinin antrainiert hatte, verdankte sie, sich nicht hastig umzudrehen. Stattdessen tat sie so, als würde sie die Übung wechseln und warf dabei einen unauffälligen Blick aus dem Fenster.
Im Garten vor dem königlichen Stadthaus stand Floche lässig an der Mauer und beobachtete sie unverhohlen durch das Fenster. Greta verengte ihre Augen zu Schlitzen. Streckte den Rücken durch. In ihren Gedanken hörte sie die beruhigende Stimme ihres Vaters in ihrem Ohr.
Richte dich zu deiner Größe auf, Liebes. Zeig deine Stärke, suche Kontakt zu anderen. Kein Raum für Unsicherheiten.
Männer gehen für gewöhnlich nicht auf Frauen los, die den Anschein erwecken, als würden sie sich wehren.
Zwar Stand Floch vor dem Fenster und Greta war bei Leibe nicht wehrlos, doch etwas in der Art, wie er sie beobachtete ließ ihre Nackenhaare aufstellen.
Irgendwas stimmte hier nicht.
Sie zog betont lässig ein Messer aus ihrem Gürtel und warf es fast spielerisch in die Luft. Die Klinge vollführte eine schnelle Drehung, bevor Greta sie wieder auffing. Dann riss sie die Hand nach vorne und die Klinge zerschnitt die Luft, bohrte sich in den Fensterrahmen. Vor dem Fenster flogen die Raben auf.
Greta fixierte Floche. Dann stolzierte sie so selbstsicher wie möglich aus dem Raum. Als sie die Tür schloss rannte Greta los. Ihre Arme pressten sich auf ihren Bauch, während sie die Treppe hoch eilte und das Zimmer der Königin aufriss.
"Historia?!", rief sie. Die Königin stieß einen kurzen Laut aus ihrem Bett aus und blinzelte Greta an.
"Was?", nuschelte sie.
"Wir sollten hier verschwinden", sagte Greta und warf einen prüfenden Blick aus dem Fenster. Floche war verschwunden und irgendwie beunruhigte sie dass nur noch mehr.
"Nach dem Mittag", murmelte sie und zog die Decke über den Kopf.
"Nein", rief Greta und zog die Decke weg, "Jetzt! Sofort!" Historia stöhnte.
"Du verbringst zu viel Zeit mit dem Captain, weißt du", lamentierte sie.
Da hörte Greta, wie die Holz splitterte. Historia war sofort wach.
"Scheiße!", fluchte Greta, packte Historias Arm und zerrte sie aus dem Bett. Die Königin stolperte hinter ihr her, während sie durch die Flure zum versteckten Nebenausgang rannten.
"Greta!", beschwerte Historia sich.
"Schhhhh!", entgegnete Greta und drückte sie hinter einen Treppenvorstoß, als ein Trupp von bewaffneten Männern an ihnen vorbei die Trepe hochstürmte.
"Vergesst nicht!", keifte Floches Stimme durch das Haus, "Lasst die Königin in Ruhe, wir wollen nur das Ackermannbaby" Greta zuckte zusammen. Historia riss die Augen auf und sie hielt ihr den Mund zu, erstickte den überraschten Aufschrei, den die Königin ausstieß. Gretas Hand strich beruhigend über ihren Bauch, dann zückte sie eines ihrer Messer aus dem Schaft ihres Stiefels.
Sie würde jeden Vierteln, der ihrem Baby auch nur zu nahe kam.
Weitere Männer trampelten die Stufen hoch und Greta sprang auf, zerrte Historia auf die Füße und eilte mit ihr zu den Stallungen.
"Warte", keuschte Historia hinter ihr. Greta stoppte und drückte sie beide in eine dunkle Ecke.
"Wir können nicht weg", flüsterte Historia. Greta hob die Augenbrauen.
"Was ist mit den ganzen Sachen?"
"Du bist die  verdammte Königin, wir werde wohl irgendwo noch eine Windel auftreiben", entgegnete Greta und zog sie weiter. Sie war gerade um eine Ecke gebogen, als ein Schuss die Luft zerriss und eine Kugel haarscharf an ihrem Gesicht vorbeitog. Ehe Greta denken konnte, warf sie ihr Messer. Es traf den Jägeristen mitten zwischen die Augen. Greta duckte sich, riss ein zweites Messer aus ihrem Stiefelschaft und schleuderte es dem Mann hinter dem ersten Angreifer entgegen. Sie bucksierte Historia durch die nächste Tür und knallte die Tür gerade zu, als sich Kugeln in das Holz bohrten. Greta reagierte schnell und schob den Tisch vor die Tür, bevor sie mit Gistoria durch die Küche hindurch ins Freie raste.
Sie gönnte sich keine Verschnaifspause, sondern rannte zu den Stallungen und riss zwei Sättel von der Wand. Gretas Herz schien beinahe durchzudrehen, während sie die Gurte über ihrem Pferd festzog und sich auf den Rücken hievte.
"Komm!", schrie sie Historia panisch an. Die Königin kletterte mühselig in den Sattel. Greta verlor die Geduld, packte die königlichen Zügel und trieb ihrem Pferd die Fersen in die Flanken.
Sie galoppierten aus dem Anwesen und Greta zog das Gewehr, dass an ihren Satteltaschen befestigt war und feuerte auf die Jägeristen, die wie Ameisen aus dem Haus quollen. Einige zielten, doch Floche bahnte sich seinen Weg durch die Menge und riss das Gewehr runter.
"Nicht schießen!", schrie er hinter ihnen, "Wir brauchen das Kind!" Greta zielte und schoss. Ihre Kugel bohrte sich durch Flockes Handfläche. Sie lächelte befriedigt, als sie sein Heulen hinter sich vernahm und tätschelte beruhigend ihren Bauch, während sie sich im Sattel verbeugte.
"Denk immer dran, Liebling", flüsterte sie, "Wenn jemand kommt, um dich zu holen, werde ich Die Welt aus ihren Angeln heben, um die wenigen zu bestrafen." Sie hätte schwören können, das das Baby ihr zustimmend gegen den Bauch trat.

Sooo, nach langer Zeit endlich mal wieder fertig geworden.
Ich hoffe es gefällt euch und dass ihr alle gesund seid und bleibt ♡

Love and InstinctWo Geschichten leben. Entdecke jetzt