Einander

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*Drei Monate später

PoV Greta:

Greta erwachte vor Historia und rollte sich aus dem Bett, um als Erste im Bad zu sein.
Historia sabberte neben noch in ihr Kissen, als Greta aus der Dusche kam und Carla die Tür öffnete, die mit einem Tablett mit Frühstück hereinkam. Gähnend blinzelte Historia.
"Morgen", murmelte sie und rieb ihr Gesicht, bevor sie sich im Bett aufsetzte. Greta grinste.
"Guten Morgen, Majestät", sagte sie. Die Augen der Königin glänzten, als sie das Frühstück sah. Greta und Carla krabbelten zurück in das Bett.
"Erzählt Levi nur nie, dass wir in unserem Bett gegessen haben", ermahnte Greta sie, wie jeden Morgen. Historia nickte pflichtbewusst. Carla schluckte nur beunruhigt.
"Ich habe kein gutes Gefühl dabei", gab sie zu. Greta schluckte ihren Brei hinunter.
"Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß", erwiderte sie, "Abgesehen davon ist das unser gemeinsames Bett, wenn ich also nur auf meine Seite kleckert, sollte er sich nicht beschweren"
"Es ist mir wirklich ein Rätsel, wie man freiwillig mit ihm zusammen sein kann", murmelte Carla.
"Er ist nicht so schlimm, wie man denkt", winkte Greta ab.
"Er macht einem Angst", fügte Historia hinzu.
"Das schon", gab Greta zu, "Er kann herrisch sein, und unsensibel und ein Kontrollfreak." Historia und Carla blinzelten sie überrascht an.
"Aber wo er herrisch ist, bin ich gemein, assozial und rotznasig.", sagte sie, "Er ist so, weil er Angst um einen hat und weil er sich selbst die Schuld gibt, wenn jemandem etwas geschied. Und er ist immer da, wenn ich ihn gebraucht habe. Jedesmal.
Und auch wenn ich nicht einfach bin, er hält es mit mir aus."
Die beiden Frauen schwiegen.
"Wenn du glaubst, ich habe weniger Angst vor ihm, weil du hoffnungslos in ihn verknallt bist, hast du dich geschnitten", erklärte Carla. Historia gluckste.
"Ich glaube ich habe noch nie so was kitschiges gehört", sagte Carla und schüttelte den Kopf.
Greta grinste und strich gedankenverloren über ihren Bauch.
Es war ein offenes Geheimnis. Ihre Schwangerschaft. Sie hatte nie bestätigt, tatsächlich schwanger zu sein, doch die Leute redeten.
"So wie du ihn beschreibst, wird er ein guter Vater werden", redete Carla weiter. Historia erstarrte und schlug die Augen nieder.
"Ist etwas?", fragte Greta.
"Es ist nur schwer", sagte die Königin und errötete, "Du hast deine Schwangerschaft bis jetzt nicht bestätigt"
"Ich verspreche dir, dass das nichts an deinem Schutz ändern wird", erwiderte Greta, "Ich bin immer noch in der Lage, jemanden zu verprügeln" Carla schüttelte lächelnd den Kopf.
"Das meine ich nicht", sagte Historia, "Ich bin irgendwie glücklich, nicht allein schwanger zu sein. Aber es ist trotzdem komisch"
"Wir sind nicht allein schwanger", erwiderte Greta, "Sie werden schon beide zurück kommen"

PoV Levi:

Es war Levis erste Schiffsreise gewesen und wie er sich selbst schwor, die vorletzte. Er war nicht seekrank, doch umgeben von Tonnen von schmutzigen Wasser, tagelang...
Er war froh gewesen, als sie endlich in Marley angekommen waren. Sechs Wochen waren sie unterwegs gewesen. Dann waren sie weitere zwei Wochen bis in die Hauptstadt gereist.
Alles war gut gegangen und beinahe hätten sie bereits früher zurücksegeln können.
Doch dann war Eren verschwunden.
Seitdem suchten sie seit einem verdammten Monat nach ihm.
Wütend rammte Levi seine Faust gegen die Wand seines Gasthauszimmers.
"Ruhig Blut", murmelte Hangi. Levi begnügte sich mit einem abfälligen Zungeschnalzen als Antwort.
"Wir kommen schon wieder zurück", sagte Hangi. Auch wenn sie absichtlich einen ruhigen Ton anschlug, konnte Levi sehen, dass sie genervt war. Das milderte seine Wut. Vielleicht ein bisschen.
"Ey, Brillenschlange", knurrte er, "Wir machen jetzt einen Spaziergang" Hangi hob die Augenbrauen.
"Wofür?", fragte sie. Levi schnalzte mit der Zunge.
"Beweg dich einfach", blaffte er und nahm seinen Mantel. Levi musste zugeben, er mochte seine neuen Kleider. Eitelkeit war ein Luxus, den ihm die Gossen des Untergrunds abgewöhnt hatten, aber der graue Stoff seines Anzugs blieb auch nach wochenlanger Benutzung faltenfrei und ordentlich.
Levi wusste das sehr zu schätzen.
Hangi knöpfte ihre Jacke zu. Genauer gesagt, verknöpfte. Levi ignorierte es. Zusammen stiegen sie die Holztreppe hinunter auf die gepflasterten Straßen Marleys.
"Sag bloß nicht, du willst mit mir stoppen gehen?!", rief Hangi, als sie beide in eine Einkaufsstraße einbogen. Levi öffnete einen Laden. Hangi folgte ihm.
"Oh. Mein. Gott", murmelte sie hinter ihm. Lange Auslagen erstreckten sich vor ihnen, auf denen Kristalle, Perlen, Silber und Gold zu filigranen Schmuckstücken arrangiert waren. Hangi starrte wie gebannt auf eine Brosche mit einem durchsichtigen Diamanten.
"Diamant ist der härteste Edelstein", murmelte sie gedankenverloren, "Härter als Stein. Härter als Knochen. Härter als..." Levi hörte nicht mehr zu, wie sie weiter über Titanenknochen philosophierte.
"Guten Tag, mein Herr", begrüßte sie ein alter schlacksiger Mann mit grau meliertem Haar, "Was kann ich für Sie tun?"
"Ich brauche einen Ring", sagte er und versuchte, nicht allzu kaltschnäuzig zu klingen. Hangi wandte sich ihm zu.
"Du ziehst das also wirklich durch?!", fragte sie.
"Einen Ring für die bezaubernde Dame?", fragte der Herr.
"Nein!", blaffte Levi harsch und zügelte seinen Tonfall, als der Mann zusammenzuckte.
"So ein...", er wedelte mit der Hand in die ungefähre Richtung der Ringe, die er vorher gesehen hatte.
"Einen Verlobungsring?", fragte der Verkäufer. Hangi hielt hinter ihm die Luft an.
"Ja", stieß er aus. Das Gesicht des Mannes hellte sich automatisch auf und er holte eine Schatulle heraus. Silber und Gold, verziert mit Edelsteinen in jeder Farbe hoben sich vom schwarzen Samt des Kästchen ab.
"Oh mein Gott", flüsterte Hangi hinter ihm, sie trat näher. Levi starrte auf die Steine. Er hatte gedacht, er würde einfach so ein Ding kaufen und gut. Auswahl war ihm nie in den Sinn gekommen, vor allem nichts so exquisites.
"Sie hat kleine Finger", sagte er und schluckte, "Die Ringe werden ihr nicht passen" Der Herr nickte verständnisvoll und holte eine neue Schatulle hervor.
"Nun, mein Herr?", fragte er. Levi starrte unschlüssig auf die Ringe.
"Brillenschlange", blaffte er Hangi an. Sie drehte ihm den Kopf zu. Der Verkäufer war sichtlich irritiert.
"Du bist doch eine Frau", murmelte Levi. Hangi blinzelte, dann nickte sie.
"Such du aus" Hangi trat vor und ließ ihren Blick über die Ringe gleiten.
"Spahier. Rubin. Amethyst. Topas..."
"Du sollst nicht klugscheißen, sondern aussuchen!", blaffte Levi. Hangi wirkte verstimmt.
"Sie hat doch diese Kette mit dem grauen Stein", sagte sie. Levi nickte.
"Hol ihr doch einfach einen Ring mit demselben Stein"
"Sehe ich so aus, als hätte ich mir gemerkt, was das für ein Ding war?" Hangi zog zwei Ringe mit dunklem Stein aus dem Schmuckkässtchen und hielt sie Levi hin. Er bewegte sich nicht.
"Nichts graues", murmelte er. Grau passte nicht zu ihr.
"Traditionelles ist nie falsch", erhob der Verkäufer die Stimme, "Auf farblose Diamanten kann man immer zurückgreifen" er deutete auf eine kleine Auswahl an Ringen.
"Oder überhaupt kein Stein", bot er an und deutete auf metallene Modelle mit ineinandergewundenen Metallfäden und kunstvollausgearbeiteten winzigen Blüten. Doch Levis Blick blieb an einem Ring hängen. Silber. Ein farblose Stein, geschliffen, dass er das Licht in jeder Facette einzufangen schien. Sein Blick streifte zu den anderen Ringen.
"Den da", entschied er.
"Gute Wahl", lobte der Herr. Levi reagierte nicht. Der Verkäufer verstaute den Ring in einem Kästchen und schob es Levi mitsamt der Rechnung hin. Er zuckte innerlich zusammen, bevor er sich seinem Schicksal ergab. Sie wollte Großes, dass konnte sie haben.
Draußen auf der Straße schob Levi das Kästchen in seine Jackentasche. Schweigend liefen sie zurück zum Gasthaus.
"Du bist so still, Dreiauge", bemerkte er.
"Ich bin stolz auf dich", antwortete sie. Levi hob die Augenbrauen.
"Ich hätte nie gedacht, niemals, dass du und sie... das gerade ihr irgendwann einmal so eine enge Bindung haben werden. Ich hätte nie gedacht, dass du jemals jemanden so nah an dich ran lässt."
"Es ist nur ein Ring", erwiderte er harsch, "Ich will nur, dass sie aufhören, über sie zu reden" Das war gelogen. Er hatte immerhin einen Monat auf See Zeit gehabt darüber nachzudenken. Und er wollte das. Er wollte, dass jeder wusste, dass sie zu ihm gehörte. Er wollte, dass sie seinen Nachnamen trug.
"Ich bin trotzdem stolz", erwiderte Hangi und grinste, bevor sie ihm auf den Rücken schlug und vor ihm in das Gasthaus trat.
Levi schüttelte den Kopf und folgte ihr.
"Miss Zoe?", die Frau hinter der Theke hielt ein Schreiben hoch. Hangi blieb stehen.
"Dieser Brief wurde für Sie abgegeben" Hangi nickte und nahm den Brief.
"Vielen Dank", sagte sie und grinste freundlich, bevor sie die Treppe hochstieg. Levi folgte ihr.
"Wenn das ein Brief genau für dich ist, dann wissen sie, dass wir hier sind.", knurrte Levi, während Hangi die Tür ausdrückte, "Dann müssen wir hier verschwinden" Er schloss die Tür hinter sich, während Hangi den Brief öffnete und das Papier entfaltete.
"Wir müssen", wiederholte Levi mit Nachdruck, "Hier weg!" Hangi schüttelte den Kopf.
"Der Brief ist von Eren", sagte sie. Levi hob die Augenbrauen.
"Was genau steht da?", verlangte er zu wissen.
"Es sind Anweisungen", erwiderte Hangi, "Für einen Angriff auf das Liberiogetto" Levi schnalzte mit der Zunge.
"Dieser Bastard!"

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