Entschuldigung

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PoV Levi:

Levi lehnte mit dem Rücken an der steinigen Höhlenwand und versuchte, sich zu beruhigen.
Er hatte die ganze Nacht lang gewacht, hatte sich höchstens kurze Momente der Ruhe gegönnt, von denen er aufgeschreckt war und nach ihr getastet hatte.
Greta lag eingerollt neben ihm, ihr Kopf lag auf seinem Bein, ihre Finger umklammerten sein Knie. Levis Hand lag auf ihrer Schulter und er redete sich ein, dass es nur daran lag, dass sie das jetzt brauchte. Diesen Halt.
In Wirklichkeit war er derjenige, der sich daran erinnern wollte, dass sie unversehrt neben ihm war. Als er das erste Mal eingedösst war, war er aufgeschreckt und hatte blind in die Dunkelheit getastet, bis er ihre Schulter berührt hatte. In diesem ersten Moment, als er sie nicht gefunden hatte...
Er hatte geglaubt, Kenny habe sie geholt, während er geschlafen hatte.
Kenny hatte sie einmal gefunden, weil er nicht da gewesen war. Was hinderte ihn, ihm Greta erneut wegzunehmen?
Greta regte sich auf seinem Oberschenkel und er zog seine Hand weg. Sie gähnte und wischte sich über die Augen, bevor sie sich aufsetzte und umsah. Er hätte schwören können, sie erröten zusehen.
Stumm reichte er ihr den Korb mit dem Gemüse, dass sie gestern gekauft hatte.
"Iss", sagte er schroff, "Wir müssen schnell weiter" Greta nahm eine Karotze und knabberte lustlos daran.
"Warst du die ganze Nacht wach?", fragte sie.
"Mund zu, beim Essen", ermahnte er sie. Sie funkelte ihn an und er konnte gar nicht sagen, wie sehr ihn das erleichterte.
"Ja, ich war die Nacht lang auf", sagte er. Greta nickte.
"Dann legst du dich jetzt hin und schläfst", antwortete sie. Levi schnalzte mit der Zunge.
"Einen Scheiß werd ich", erwiderte er.
Greta verschränkte demonstrativ die Hände vor der Brust.
"Ich gehe keine zwei Meter mit dir, wenn du nicht ausgeruht bist", erklärte sie, "Du hast die letzten Tage kaum geschlafen. Leg dich hin, ich passe jetzt auf"
"Du...", knurrte er.
"Was ich?", fragte sie, "Bin nicht gut genug, um Wache zu halten? Nicht kompetent genug?" Levi schwieg. Dann schnalzte er ergeben mit der Zunge. Es war ein Versuch ihrerseits die Kontrolle wieder zu erlangen. Er konnte nichts dagegen sagen, denn alles womit er es ihr ausreden könnte würde sie glauben lassen, dass sie schwach wäre und er ihr nicht vertraute.
Also verschränkte er die Arme vor der Brust und lehnte seinen Kopf an die Wand.
Wie sollte er schon schlafen, während Greta neben ihm saß und den Eingang zur Höhle beobachtete?
Wie sollte seine Wachsamkeit ihn schon verlassen?
Wie sollte...

PoV Greta:

Greta knabberte weiter an ihrer Karotte, bis Levis Brust sich gleichsam hob und senkte.
Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Selbst im Schlaf sah er zerknirscht aus. Nur irgendwie... ein bisschen weniger.
Sie hatte nicht bemerkt, dass sein Gesicht durchaus schön war, wenn er es nicht grausam verzog oder sie anblaffte. Jetzt spielte das Sonnenlicht in seinen onyxschwarzen Haaren und verlieh seinen Zügen einen sinnlichen Schwung. Er war attraktiv, gestand sie sich ein. Nicht nur wegen seiner breiten Schultern und den Bauchmuskeln.
Gretas Hand schwebte zu ihrem Mund und mit den Fingerspitzen berührte sie sanft ihre Lippen. Er hatte sie für sie abgewischt, weil sie dazu nicht in der Lage gewesen war. Seine Hände rau und gestählt vom Krieg doch zu ihr war Levi sanft gewesen.
Seine Hände...
Greta packte ihren Köcher mit Pfeilen und gab sich selbst in Gedanken eine Backpfeife.
Konzentration!
Vor der Höhle hörte sie ein Knacken. Greta legte den Pfeil in den Köcher und verlagerte ihre Position, bis sie kniete, ihr Körper angespannt. Ein brauner Hase hoppelte am Eingang entlang. Sie schoss. Sie war froh, als sie den Hasen traf.
Denn ohne Sasha war die Chance sehr groß, dass sie heute nach Tagen wieder satt wurde.

PoV Levi:

Levi erwachte nach fünf Stunden Schlaf. Greta saß am Feuer und wendete irgendwas. Er blinzelte.
Levi hatte geträumt.
Von ihr geträumt.
"Was macht du da?", fragte er schroff, die Stimme noch rau vom Schlaf.
"Essen", erwiderte sie. Levi fuhr sich durch die Haare und schnalzte mit der Zunge.
"Du warst jagen?", fragte er. Greta schüttelte den Kopf.
"Ich habe den Hasen vor der Höhle entlang laufen sehen. Keine Sorge. Ich habe dich schon nicht allein gelassen" Greta mochte sich ja darüber lustig machen, aber in Levis Brust löste sich ein Knoten, von dem er nicht gewusst hatte, dass er da gewesen war.
"Wir essen und dann suchen wir die anderen", entschied er. Greta seufzte.
"Bedien dich" Sie aßen schweigend. Levis Blick huschte immer wieder zu ihr, doch sie sah ihn kein einziges Mal an. Als sie fertig waren rollte Greta den Stoff wieder auf.
"Was meinst du, wie spät es ist?", fragte sie, als sie die Pferde beluden. Levi zog den Gurt seiner Satteltaschen fest und warf einen Blick in den Himmel.
"Nachmittag", erwiderte er. Sie nickte und saß auf dem Pferd auf. Greta und Levi ritten schweigend durch den Wald.
"Es...", fing sie schließlich an, "Es tut mir leid, dass ich mich von diesem Kerl fast hab abknallen lassen" Levi wandte ihr den Kopf zu und sah, dass sie starr gerade aus schaute.
"Du weißt schon...", fügte sie hinzu, "Vor sechs Tagen" Levi schnalzte mit der Zunge.
"Ich habe überreagiert", sagte er schroff, "Du hattest deine Befehle von Erwin" Greta nickte langsam.
"Ich hätte nicht so mit dir reden dürfen", murmelte Levi.
Ihre Blicke trafen sich und sie kamen zu einer stillen Übereinkunft; einander zu verzeihen und die Handlungen des anderen zu akzeptieren.
Beide ritten durch die letzten Bäume und fanden Mikasa und Armin auf der Lichtung.
Und auch wenn sie nichts weiter darüber redeten, Levi war froh, dass zwischen ihnen alles geklärt war.

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