Narben

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PoV Greta:

Greta war froh, als sie am nächsten morgen vor ihm erwachte und betrachtete sein vom Schlaf entspanntes Gesicht. Sie beugte sich vor und küsste seine Nasenspitze. Er gab ein Grunzen von sich und drehte den Kopf auf dem Kissen weg von ihr. Sie kicherte und küsste die Linien seines Halses hinab, bis zum Schlüsselbein. Er öffnete schläfrig die Augen. Sie legte den Kopf schief und betrachtete ihn, seine Haut, die im Sonnenlich badete und jede Erhebung und Vertiefung besonders deutlich machte. Sie starrte auf die vielen Narben an seinen Armen, Brust, Schultern und Bauch.
"Was willst du?", grunzte er. Greta berührte mit der Fingerspitze sanft eine Narbe, die sich von seiner Schulter über den Bizeps trug.
"Woher kommt die?", fragte sie. Levis Lider flatterten zu der Narbe.
"Übungskampf", antwortete er. Sie glitt vorsichtig über eine Narbe, die die glatte Haut über seinen Brustmuskeln trennte.
"Und die?" Levis Augen folgten ihren Fingern.
"Mein Drahtseil ist kaputt gegangen und über meine Brust gepeitscht" sie verzog den Mund. Eine Narbe zog sich von seinem Brustbein über den Nabel bis zu seinem Hüftknochen.
"Was ist mit der?" Levi schwieg eine Weile.
"Ein Titan hat", er stoppte und sie riss sich von der Narbe los, um ihn anzusehen, "Meine Freunde gefressen. Ich habe sie gerächt" Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder.
"Erzähl mir davon", bat sie. Sie spürte, wie sein Körper sich anspannte.
"Sie kamen mit mir an die Oberfläche", murmelte er, "hierher" sein Blick schweifte zu dem grünen Umhang, dem Emblem darauf.
"Wir sind auf eine Mission außerhalb der Mauern gegangen. Und sie sagten...", als er stoppte, sah er sie direkt an, "Ich sollte ihnen vertrauen. Dass sie das schon schaffen würden. Das sie stark genug wären." Levis Körper spannte sich noch mehr an, als müsse er die Worte aus sich herauspressen. Raus aus seinem Kopf, raus aus seinem Herzen. Sie hielt die Luft an.
"Als ich zurück kam" redete er weiter, "waren alle Tod. Mein Pferd ist auf dem Blut und dem Matsch ausgerutscht und ich bin neben ihrem Kopf gelandet. Sie hat mich angestarrt, ohne mich wirklich anzusehen. Der Titan hat ihn ausgespuckt, wie ein Stück verdammten Drecks. Und ich habe ihn dafür in Stücke gehackt" Sie schwieg.
"Erwin hat mich gefunden", sagte er tonlos, "Und seitdem bin ich hier" Ihre Augen trafen sich und er musterte sie wachsam, als schätze er ihre Reaktion ein. All die Worte versteckt hinter einem dichten Schleier aus Grau, wie eine Wand aus Stahl. Sie beugte sich herab und küsste die Narbe.
"Es tut mir leid", flüsterte sie. Er antwortete nicht, doch vergrub die Finger in ihren blonden Strähnen und drückte sie an seine Brust. Eine Weile lang lagen sie so da, bis Greta sich schließlich ein Herz fasste.
"Also kommst du auch aus dem Untergrund", stellte sie fest.
"Hmm" sie zeichnete mit ihrem Finger eine weitere Narbe nach.
"Denkst du", redete sie weiter, "Wir hätten uns gekannt?"
"Mein Onkel hat mich großgezogen", brummte er und spielte mit einer ihrer Locken, "Ich denke nicht, dass er wollte, dass ich mit kleinen blonden Mädchen rumhänge" sie schnaubte.
"Er hat einfach keinen Geschmack" ein Beben ging durch seinen Körper und als sie aufsah, sah sie etwas ähnliches, wie ein grimmiges Lachen. Greta grinste.
"Was ist mit dir?", murmelte er.
"Meine Eltern haben gut auf mich aufgepasst. Sie haben mir nie Kontakt zu jemandem verboten, aber ich hatte auch keine sonderliche Lust mich mit jemandem dort unten einzulassen"
"Da hast du deine Antwort", sagte Levi. Greta verzog den Mund.
"Wer sagt denn, dass es genauso laufen würde, hätten wir uns damals getroffen?", fragte sie herausfordernd.
"Ich glaube nicht, dass du dich mit jemandem wie mir eingelassen hättest", erwiderte er.
"Ich habe doch jetzt auch getan", entgegnete sie, "Wer sagt denn, dass du mich damals nicht bereits so umwerfend fandest, dass du augenblicklich dahin geschmolzen wärst" sie hob den Kopf und grinste.
"Vielleicht", murmelte er, "Und dann hättest du den Mund aufgemacht und ich wäre über alle Berge verschwunden" bei ihrem empörten Gesichtsausdruck ging wieder dieses Beben durch seinen Körper.
"Pfff", antwortete sie schlicht, "Du redest viel obszöner, als ich" Levi fuhr ihr durch die Haare.
"Du hast mit Abstand das größte Schandmaul, dass ich kenne" Greta stützte sich mit den Unterarmen auf seiner Brust ab.
"Du bist ziemlich gemein, wenn man deine momentane Lage bedenkt", ermahnte sie ihn.
"Meine momentane Lage?", wiederholte er und hob die Augenbrauen.
"Wer weiß", erwiderte sie, "Vielleicht überrasche ich dich ja mit einer heißblütigen Umarmung" Levi schnalzte mit der Zunge. Dann rollte er sich herum, sodass er über ihr kniete.
"Das ändert gar nichts", erwiderte sie und schlang die Arme um ihn, zog ihn an sie. Er zuckte kurz, dann schob er die Hand unter ihren Rücken und drückte sie noch fester an sich.
"Ist es okay, dass du mir davon erzählt hast?", flüsterte sie an seinem Ohr. Sein Körper spannte sich an.
"Ja", erwiderte er rau und löste sich von ihr, um sie anzusehen.

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